Der kleine Wassermann
schon einen ganzen Haufen zusammengetragen. Da brauchtet ihr nur noch den Blitz aus der Schachtel zu nehmen und ihn darunterzuhalten - dann brennt es."
„Was sagst du?", fragten die Buben. „Den Blitz aus der Schachtel...?"
„Na, ja doch, den Blitz!", rief der Wassermannjunge.
„Ich weiß ja, ihr habt eine kleine Schachtel mit lauter so dünnen Hölzchen. Und wenn man ein Hölzchen herausnimmt und ritsch! macht, dann blitzt's - und das Hölzchen fängt von dem Blitz aus der Schachtel zu brennen an."
„Ach, da meinst du wahrscheinlich die Streichhölzer", sagten die Jungen. Und einer von ihrien griff auch sogleich in die Hosentasche.
„Jawohl", bestätigte der kleine Wassermann, als er einen Blick auf die Schachtel geworfen hatte, die ihm der Junge unter die Nase hielt. „Manchmal seid ihr wahrhaftig ein bisschen schwer von Begriff."
Der Junge wollte gerade ein Streichholz anreißen, aber da sagte einer der beiden anderen: „Warte! Wie wäre es, wenn du das unseren kleinen Wassermann tun ließest?
Hast du nicht Lust, einmal selber so einen Blitz aus der Schachtel hervorzuzaubern?", wandte er sich an den Wassermannjungen.
„Ach ja!", riefen nun auch die anderen Buben. „Der kleine Wassermann soll es tun, du hast recht!"
Der kleine Wassermann ließ sich die Schachtel geben. Dann nahm er das Streichholz und setzte es zögernd an.
„Verbrennt man sich aber bestimmt nicht die Finger?", fragte er vorsichtshalber.
„Nein, nein", beruhigten ihn die Menschenjungen. „Wenn es dir zu heiß werden sollte, dann bläst du es einfach aus. Es kann überhaupt nichts geschehen."
Da ritzte der kleine Wassermann also das Streichholz an. Aber weil er der Sache wohl doch nicht ganz traute und etwas zu hastig gewesen war, ging es ihm gleich wieder aus.
„Nimm ein anderes", sagten die Buben, „und lass dir ein wenig mehr Zeit dabei."
Das befolgte er.
Diesmal gelang es ihm. Stolz hielt der Wassermannjunge das brennende Hölzchen unter das Schilf. Da schlugen die Flammen prasselnd empor und er freute sich.
„Gut so, für einen Anfänger!", lobten ihn seine Freunde. Und der, dem die Schachtel gehörte, fügte hinzu: „Wenn du willst, kleiner Wassermann, darfst du die Schachtel behalten. Ich schenke sie dir." „Und die Hölzchen auch?"
„Ja natürlich, die Hölzchen auch", versicherte ihm der Junge. „Wie wolltest du sonst einen,Blitz' aus der Schachtel hervorbringen?"
Da fehlte nicht viel und der kleine Wassermann wäre dem Jungen vor Glück um den Hals gefallen. Jubelnd warf er die Streichholzschachtel hoch in die Luft, fing sie auf, warf sie wieder empor. Zwischendurch patschte er voller Begeisterung in die Hände.
Dann, plötzlich, schob er die Schachtel in seine Jackentasche, machte kehrt und rannte dem Weiher zu.
„Holla, was hast du denn?", riefen die Jungen verdutzt.
Aber der kleine Wassermann hörte sie nicht mehr. Er war schon, mitsamt seiner Schachtel, kopfüber ins Wasser gesprungen.
Hokuspokus
Während die Menschenjungen am Ufer saßen, Kartoffeln ins Feuer warfen und sich vergebens die Köpfe darüber zerbrachen, was denn um Himmels willen auf einmal in ihren kleinen Wassermann hineingefahren war, schwamm der Wassermannjunge tief unten im Mühlenweiher herum und suchte den Karpfen Cyprinus.
Cyprinus war nämlich in letzter Zeit immer ziemlich verdrossen gewesen. Er nahm es dem kleinen Wassermann übel, dass er so oft mit den Menschenjungen beisammen war. „Geh mir weg mit den Menschen!", hatte Cyprinus ihn kürzlich erst wieder angeraunzt. „Entweder sie kommen zum Baden und wirbeln den Schlamm auf, dass unsereins kaum noch nach Hause findet - oder sie hängen uns diese verflixten Dinger, die Angeln, ins Wasser und warten darauf, dass man anbeißt und dass sie uns auffressen können; mit Butter und Zwiebelringen, wie ich gehört habe. Nein, geh mir weg mit den Menschen, ein Wassermann darf sich mit denen auf keinen Fall einlassen! Ich begreife nicht, wie du dich so weit vergessen kannst! Nein, das begreife ich nicht."
Der gute Cyprinus wird staunen, wenn ich ihm zeigen werde, was mir die Menschenjungen geschenkt haben!, dachte der kleine Wassermann. Und er malte sich aus, wie der Karpfen die Blitze aus seiner Schachtel bewundern würde. Da konnte er einmal sehen, dass es für einen Wassermann gar nicht so dumm war, drei Menschen als Freunde zu haben.
Nach langem Umhersuchen fand er den Alten. Er grüßte und zog seine Schachtel hervor.
„Rat mal, was ich hier drin habe", sagte
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