Perry Rhodan - 2565 - Vastrears Odyssee
1.
Satwa: Reiseimpressionen
Es ist doch immer wieder etwas Besonderes, dachte S'Karbunc.
Du meinst die Passage? Die Farbwechsel, das Spiel von Rot und Blau? Satwa hatte für die
Betrachtungen ihres Symbionten derzeit nicht sonderlich viel übrig. Sie waren auf der Flucht und
sie hatten den Handelsstern FATICO aufgeben müssen.
Rot und Blau, pah! Du solltest deine Parasinne schärfen, um deine Umgebung
wirklich wahrnehmen zu können. Oh, ich vergaß: Da gibt es kaum etwas zu schärfen. Bloß diesen
leicht verkümmerten Drüsen-Appendix ...
Satwa ließ S'Karbunc auf sanfte Weise spüren, wer das Sagen hatte. Sie sendete Impulse, die
den Symbionten wie Hitze vorkommen mochten.
Ich meinte den Zeit Raum-Ozean rings um uns, dachte S'Karbunc ein wenig kleinlaut. Das Werden und Wachsen und Blühen und Sterben. Der schöpferische Akt, in all seiner Vielfalt
... fühlst du es denn nicht?
Ich kann es sehen. Satwa blickte um sich. Sie bemerkte Schwarze Löcher, die grau wurden
und verdorrten. Sterneninseln, die sich ineinander verkeilten und nach Sekunden, die zugleich
Jahrmillionen waren, wieder auseinanderdrifteten und völlig neue Form annahmen. Galaxien, die
einander umtanzten wie Fischchen, die wiederum von kleineren Artgenossen umringt wurden.
Licht- und Partikelstrahlen schossen scheinbar willkürlich umher und formten sich zu einem
asynchronen Geflecht. Ein Brunnen spie Zeit und ein klein wenig Raum aus; Satwas
Wahrnehmungsbereich vergrößerte sich um einige Milliarden Lichtjahre, und sie meinte, ganz weit
hinten, dort wo alles endete, die Geburtswellen einer neuen Epoche wahrzunehmen.
Zeitstränge, manche dünn wie Haar, andere massiv wie Stahltaue, umschlangen einander. Sie
bereiteten neue Geschichten alt auf - oder war es umgekehrt? Jene Figuren und Bilder, die Satwa
zu sehen und zu fühlen bekam, zeigten sie und ihre Begleiter.
Den Frequenzfolger Vastrear, eben noch Herr über den Handelsstern FATICO, nun aber ein
Vertriebener. Eine düstere hagere Gestalt, voll Glauben an das, was er im Dienst der
Frequenz-Monarchie tat.
Die Kriegsordonnanz Bhustrin, ewiger Begleiter Vastrears. Ein Gnom, grobschlächtig und
mitunter lächerlich wirkend. Er war flink wie ein Nager, skrupellos und gemein. Er bewachte und
beschützte seinen Herrn mit Eifersucht, die sich manchmal durch Eintrübungen seines fast
transparenten Körpers zeigte.
Sie selbst. Die autochthone Ordonnanz, ebenfalls im Dienst des Frequenzfolgers tätig. Ein
Klonwesen mit tefrodischem Gengut. Groß gewachsen, dunkelhaarig, meist neckisch lächelnd,
gemeinsam mit ihrem Seelenpartner S'Karbunc zu einem Werkzeug der Frequenz-Monarchie
herangezogen.
Zusammen befanden sie sich auf der Flucht, von einer Station des Polyport Netzes zur nächsten.
Vertrieben von einem kleinen Kommando der Terraner, das FATICO im Sturm genommen hatte.
Gedemütigt und geschwächt waren sie, kaum in der Lage, die Niederlage im Handelsstern zu
begreifen ...
Die Zeitfäden entwirrten sich. Satwa schüttelte verwirrt den Kopf. - War dies denn eben die
Realität gewesen? Oder waren sie bloß die Reflektionen eines Betrachters, der aus einer
anderen Perspektive dieses Zeitgewirrs auf sie blickte? Würden sie mitsamt ihres
Zeitfadens verschwinden, wenn er seine Aufmerksamkeit von ihnen abwandte?
Was für seltsame, was für beunruhigende Gedanken ... Satwa schob sie tunlichst beiseite und
unterhielt sich im Stillen mit S'Karbunc, dessen Fladenleib sie um ihren Oberkörper geschlungen
hielt. Irgendwann verstummten sie beide und verbrachten den Rest der Reise durch den
Polyport-Tunnel unabhängig voneinander. Kontemplativ, jeder in sich selbst versunken. Manche
Momente waren viel zu wertvoll, um sie mit dem jeweils anderen zu teilen.
2.
Vastrear: Die alte Heimat
Er trat aus dem Transferkamin, legte die Verbindung zum Handelsstern mithilfe seines
C-Controllers endgültig lahm und ging zügig zu einem wartenden Okrivar.
Der Wasserstoffatmer grüßte ehrerbietig, prüfte die Legitimation des Ankömmlings oberflächlich
und bedeutete den Darturka ringsum, den Weg frei zu machen. Die Soldaten der Frequenz-Monarchie
ließen Vastrear und seine Begleiter anstandslos passieren.
Er suchte das monochrome graue Leuchten, das inmitten der Verladeplattform auf eine
Informationsinsel hinwies, und als er es entdeckt hatte, ging er forsch darauf zu. Bhustrin
bahnte ihm den Weg; wie immer.
Allerlei Volk
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