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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas O'Callaghan
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Zelluloidschätzen vergangener Zeiten vorbehalten war. Driscoll trat an einen Bereich, der eine Sammlung von Filmklassikern präsentierte: Vom Winde verweht, My Fair Lady, New York, New York sowie eine ganze Reihe Hitchcock-Filme. Das schöne Gesicht von Grace Kelly, die in den Armen eines lässig-eleganten James Stewart lag, weckte Driscolls Aufmerksamkeit. Er zog Das Fenster zum Hof heraus, sah der Hauptdarstellerin in die Augen und dachte an Colette.
    An einem sonnigen Apriltag ganz zu Beginn ihrer Beziehung hatte er mit seiner Liebsten in der weiten Hügellandschaft von Sheep Meadow im Prospect Park gepicknickt. Prospect Park, dachte er. Ironie des Schicksals, eine solche Erinnerung zu haben, während er den Tod einer Frau untersuchte, deren Leiche just in diesem Park entdeckt worden war. Vielleicht versuchte sein Unterbewusstsein, den schrecklichen Fund auszuradieren. Das Gute siegt über das Böse, dachte er. Erneut wurde sein
Blick von Grace Kellys Lächeln angezogen, doch nun lie ßen sich die Gedanken an den schrecklichen Mord nicht mehr vertreiben. Der Bann war gebrochen. Mit traurigem Lächeln sah er ein letztes Mal in Grace Kellys strahlende Augen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte jemand.
    »Ein toller Film«, sagte er und schob das Band an der richtigen Stelle wieder zwischen die anderen.
    »Ja, da haben Sie Recht«, erwiderte Ms. Clairborne lächelnd. »Sie haben also ein paar Fragen in Bezug auf die arme Mrs. McCabe. Ich schlage vor, wir gehen in mein Büro. Einverstanden?«
    Die Chefin war fast eins achtzig groß. Ihr blaugraues Businesskostüm saß wie angegossen auf ihrer schlanken Gestalt. Driscoll musste an Mrs. Haggerty denken, eine Grundschullehrerin, die bei seinen Mitschülern nicht besonders beliebt gewesen war, die er jedoch bewundert hatte, da sie ihm streng, aber gerecht erschien.
    Im Büro angelangt, bot ihm Ms. Clairborne einen Platz an, ehe sie sich selbst an den Schreibtisch setzte, der mit Fachzeitschriften und Werbeartikeln für Filme übersät war.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Lieutenant Driscoll?«, fragte sie.
    »Soweit ich weiß, haben Sie letzten Freitagabend gearbeitet. An dem Abend, als Mrs. McCabe in den Laden kam.«
    »Ja. Ich arbeite jeden Freitagabend. Da ist bei uns am meisten los.«
    »Wissen Sie noch, ob Sie Mrs. McCabe gesehen haben?«
    »Ja. Ich habe sie sogar selbst bedient. Sie hat zwei Videos
zurückgebracht und eines ausgeliehen: Ist das Leben nicht schön? Das habe ich mir gemerkt, weil ich ein gro ßer James-Stewart-Fan bin.«
    »War sie in Begleitung?«
    »Nein. Sie war allein. Sie kam immer allein.«
    »Wirkte sie nervös oder angespannt, oder machte sie den Eindruck, dass sie mit jemandem verabredet war?«
    »Nein. Sie war so freundlich wie immer.«
    »Haben Sie bemerkt, ob sie mit jemandem hier im Laden gesprochen hat? Mit irgendjemandem?«
    »Nicht dass ich wüsste. Aber beschwören kann ich das nicht.«
    »Was für ein Mensch war Mrs. McCabe?«
    »Ein richtig netter Mensch. Sehr höflich.«
    »Befand sich gleichzeitig mit Mrs. McCabe noch jemand im Laden?«
    »Mr. Thornwood war mit seinen beiden halbwüchsigen Enkelinnen hier. Sie haben sich in der Abteilung mit den Neuerscheinungen auf der anderen Seite des Ladens aufgehalten. Mrs. McCabe war in der Abteilung mit den Klassikern.«
    »Dann haben sie also nicht miteinander gesprochen?«
    »Nein. Ich glaube, sie haben einander nicht einmal gesehen.«
    »Sonst noch jemand?«
    »Ja, zwei Touris, die die Regale durchgesehen haben und wieder gegangen sind, ohne etwas auszuleihen.«
    »Touris?«
    »Touristen. Leute von außerhalb. Leute, die kein Kundenkonto bei uns haben. Es waren zwei Frauen.«
    »Ms. Clairborne, mussten Sie in letzter Zeit jemanden entlassen?«

    »Nein, ich musste noch nie jemanden entlassen.«
    »Haben Sie alle Ihre Daten im Computer gespeichert?«
    »Aber natürlich.«
    »Ich brauche eine Liste von sämtlichen Leuten, die ein Kundenkonto bei Ihnen haben, und vor allem eine Liste von denjenigen, die an besagtem Freitag ein Video zurückgebracht oder ausgeliehen haben.«
    »Ich weiß nicht, ob das geht.«
    »Ms. Clairborne, ich würde Sie nicht um etwas bitten, das ich nicht dringend brauche. Es ist unerlässlich für die Ermittlungen.«
    Die Frau dachte kurz darüber nach. »Warten Sie einen Moment«, sagte sie schließlich. »Ich bin gleich wieder da. Es dauert ein paar Minuten, bis der Computer die Unterlagen ausgedruckt hat.«
    »Vielen Dank, Ms. Clairborne.«
    Driscoll zückte sein

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