Der Köder
P. J. Tracy
DER KÖDER
Thriller
Deutsch von Teja Schwaner
Alte Menschen sterben schneller. Das gilt vor allem dann, wenn sie ein psychopathischer Mörder ins Jenseits befördert. Mit so einem
Menschen bekommen es die Detectives Leo Magozzi und Gino
Rolseth im kleinen US-Städtchen St. Paul zu tun. Gleich zwei über Achtzigjährige finden die beiden auf kleinster Fläche in einer
Gegend, die eigentlich „nicht gerade ein Schlachtfeld“ ist. Vor allem ist da Morey Gilbert, ein alter Jude, der keine Feinde hatte – oder doch zumindest scheinbar keine. Denn als ihn seine Frau Lily mit
offenen Augen erschossen im Gewächshaus findet, da kann sie nur
sagen: „Ich habe es dir gesagt, Morey. Ich habe es dir gesagt“. Aber: Wie passen all diese Fälle zusammen? Nach welchem Schema geht
der Mörder vor? Und: Wen wird es als nächsten erwischen? Ein
spannender Wettlauf gegen die Zeit beginnt…
P.J. Tracy ist das Pseudonym eines Autorenteams aus Mutter und
Tochter. Sie haben als Drehbuchautorinnen begonnen und mit ihrem
Krimidebüt «Spiel unter Freunden» einen internationalen
Überraschungserfolg erzielt, der von Lesern und Kritikern mit Lob überhäuft wurde. Publishers Weekly begeistert sich auch für ihren zweiten Roman um das Ermittlerduo Leo Magozzi/Gino Rolseth:
«Dieser Krimi ist ebenso spannend wie unterhaltsam. Ein witziger, gelungener Thriller, der den Leser von der ersten Seite an fesselt.»
Die Originalausgabe erschien 2004
unter dem Titel «Live Bait»
bei G. P. Putnam's Sons, New York
Redaktion Bettina von Bülow
Deutsche Erstausgabe
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag,
Reinbek bei Hamburg, Juli 2005
Copyright © 2005 by Rowohlt Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg
«Live Bait» Copyright © 2004 by
Patricia Lambrecht and Traci Lambrecht
Umschlaggestaltung anyway,
Barbara Hanke / Cordula Schmidt
(Foto: Mallpictures /buchcover.com)
Satz Palatino PostScript (QuarkXPress)
bei KCS GmbH, Buchholz/Hamburg
Druck und Bindung Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 3 499 23.811 X
KAPITEL 1
Es war kurz nach Sonnenaufgang und regnete noch immer, als Lily
die Leiche ihres Mannes fand. Er lag mit dem Gesicht nach oben auf dem Asphalt vor dem Gewächshaus. Augen und Mund standen
offen, und es sammelte sich Regenwasser in ihnen.
Der Tote sah in dieser Position recht anziehend aus, denn die
Schwerkraft schien die faltige Haut seines Gesichts zu straffen und vierundachtzig Jahre voller Leid und Lachen und Kummer vergessen
zu machen.
Lily stand einen Augenblick lang über ihm und zuckte
zusammen, wenn die Regentropfen mit einem leisen Geräusch auf
seine Augen fielen.
Ich hasse Augentropfen.
Morey, halt still. Hör auf zu blinzeln.
Hör auf zu blinzeln, sagt sie, und träufelt mir dabei Chemie in die Augen.
Ruhe. Es ist keine Chemie. Natürliche Tränen, siehst du? Das
steht hier auf dem Fläschchen.
Erwartest du von einem Blinden, dass er lesen kann?
Ein kleines Sandkorn im Auge, und schon bist du blind. Wahrlich ein ganzer Kerl, so richtig hart im Nehmen.
Und natürliche Tränen sind es ohnehin nicht. Wie sollten sie es denn auch machen? Auf Beerdigungen gehen und weinenden
Menschen Fläschchen unter die Augen halten? Nein, die mischen Chemikalien und nennen es dann natürliche Tränen.
Etikettenschwindel ist das, nichts anderes. Unnatürliche Tränen sind das. Eine kleine Flasche voller Lügen.
Halt die Klappe, alter Mann.
So ist es doch, Lily. Nichts sollte vorgeben zu sein, was es nicht ist. Alles sollte ein großes Etikett tragen, auf dem steht, was es ist, damit es keine Verwirrung gibt. Wie der Dünger, den wir vor Jahren für unsere Beetpflanzen benutzt haben und der all unsere
Marienkäfer getötet hat. Wie hieß der noch?
Pflanzengrün.
Genau. Den hätten sie Pflanzengrün Marienkäfertod nennen
sollen. Vergiss die winzige Schrift auf der Rückseite, die keiner lesen kann. Wahrhaftige Bezeichnungen brauchen wir. Das wäre eine gute Vorschrift. Selbst Gott sollte sich nach einer solchen Vorschrift richten.
Morey!
Was soll ich sagen? Da hat Er einen großen Fehler begangen.
Wäre es denn für Ihn ein Problem gewesen, die Dinge so aussehen zu lassen, wie sie auch wirklich sind? Ich meine, Er ist doch Gott, stimmt's? Das könnte er doch ohne weiteres machen. Überleg mal.
Da steht ein Typ vor der Tür, hat ein freundliches Gesicht und lächelt dich nett an. Du lässt ihn herein, und er bringt deine ganze Familie um. Das ist doch Gottes
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