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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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– Juden seien Sklaven der Kirche, und diese dürfe deshalb über ihr Eigentum verfügen. So bekamen sie ihren einzigen Platz zugewiesen – als Geldverleiher und für Bagatellgeschäfte. Aber nicht einmal dieses Geschäft durften sie mit Christen betreiben.«
    »Joshua, die Reiter! Sie kommen immer näher!«
    »Weil wir Juden ohnehin verdammt waren, durften wir als Einzige Geld gegen 20 Prozent Zinsen verleihen. Zwanzig Prozent! Aber der königliche Schatzmeister kassierte jedesmal mit, es war eine indirekte Besteuerung. Wir Juden wurden also vorausgeschickt als Zinseintreiber des Königs, ohne dass dieser in Erscheinung trat. Man hasste uns, nicht den König.«
    »Ihr wart dumm!«
    »Ja – das waren wir.«
    »Was geschah dann?«
    »Was machen die Reiter?«
    »Sie kommen über die Ebene von Süden her.«
    »Für das einfache Volk wurde der Jude bald nicht nur der Christusmörder, sondern der raffgierige, erbarmungslose Geldmensch, der alle gewachsenen Bindungen leugnete. Als die Städte wuchsen und der Handel immer mehr blühte, nahm der jüdische Einfluss allerdings ab und der der Bankiers zu. Umso weniger schützte der König nun die Juden. Wenn die Gesellschaft Bargeld benötigte, beschuldigte und vertrieb sie uns Juden – so einfach wurde das.«
    »Was wollen die Reiter von uns?«
    »Höre mir umso aufmerksamer zu, damit ich es nicht wiederholen muss! Im vorigen Jahrhundert, als die Inquisition begann, wurden wir gezwungen, unser Abzeichen zu tragen – zunächst einen roten Ring aus Tuch, der angeblich ein Geldstück darstellte. In Frankreich wurde unser Leben unter Ludwig dem Heiligen unerträglich, im Jahre eurer Zählung 1240 fand unter seiner Herrschaft ein Prozess gegen die Thora wegen Häresie und Blasphemie statt, der natürlich gegen uns schlecht ausging, vierundzwanzig Wagenladungen Thoraischer Schriften verbrannte man in Paris. Erst brannten die Bücher, danach brannten die Menschen. Juden durften keine Christen als Diener anstellen, sie nicht ärztlich behandeln, Mischehen waren verboten, sie durften kein Mehl, kein Brot, keinen Wein, kein Öl, keine Schuhe und keine Kleidungsstücke an Christen verkaufen.«
    »Warum das nicht?«
    »Weil der Kontakt mit Juden für Christen nachteilig war – er führte sofort zum Unglauben.«
    »Sie kommen schnell näher!«
    »Wenn sie da sind, sag mir Bescheid. Was blieb uns also anderes übrig, denn als Pfandleiher, Geldverleiher oder Totengräber zu arbeiten? Wir hausten in engen Vierteln zusammen, um uns gegenseitig zu schützen. Auch das warf man uns vor.«
    »Aber du, Joshua?«
    »Ich hatte das Glück, im Heiligen Land von den Arabern die Medizin gelernt zu haben, ich konnte behandeln und heilen. Und ich zog mich in die Welt der Gelehrsamkeit, der Bücher, zurück.«
    »Sie kommen, es sind zwei!«
    »Die anderen lebten dauernd am Rand der Gewalttätigkeit und der drohenden Übergriffe.«
    »Sie sind da! Mein Gott, endlich!«
    Ein heftiges Klopfen dröhnte durch die Hütte. Draußen wieherten Pferde. Stimmen riefen.
    Als auch Joshua ben Shimon die Ankommenden erkannte, sprang er auf und stürzte zur Tür. »Henri de Roslin! Uthman ibn Umar! Gott zuerst und mir sollt ihr willkommen sein!«
    Die Ankommenden sahen müde aus, rafften sich aber beim Anblick des Juden und des ebenfalls herausstürmenden Knappen zu einem Lächeln auf. Sie begrüßten und umarmten sich. Dann säuberten sich Henri und Uthman von der dicken Staubschicht, die auf ihnen lag.
    »Ihr müsst lange geritten sein, so, wie ihr ausseht«, sagte Sean.
    »Wir kommen aus dem massif central«, antwortete Henri. »Seitdem wir Roquemaure verlassen haben, sind die Häscher hinter uns her. Die letzten acht Wochen sind wir ständig im Zickzack geritten, um unsere Spuren zu verwischen.«
    »Hoffentlich ist es euch gelungen«, meinte Joshua.
    Uthman schaute kampfeslustig. »Wenn nicht, dann sollen sie kommen. Wir erwarten sie wie bei allen Scharmützeln, die wir seit dem Frühsommer bestanden haben. Sie haben sich blutige Nasen geholt, nicht wir.«
    »Obwohl du deine Wunde am Bein auskurieren solltest, Uthman!«, sagte Henri besorgt.
    »Du bist verletzt, Uthman? Dann komm herein. Mara wird sich sofort darum kümmern!«
    »Nichts Schlimmes!«, winkte der Sarazene ab. »Aber wenn man acht Wochen lang Tag und Nacht fast ununterbrochen im Sattel sitzt, kann man seine Wunden nicht pflegen, und sie zahlen einem das irgendwann heim.«
    Joshua gab Sean den Befehl, die Pferde abzusatteln, zu striegeln und zu

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