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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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du ruhst dich ein
bisschen aus. Mach dir keine Sorgen. Es wird schon alles gut.«
    Sie nickte wieder. Ein
Blitz fuhr durch die aufgeladene Luft, und der Lichtschein zerschnitt ihr
blasses Gesicht mit einem blau-gelben Zackenmuster.

7
    Birnbaum hatte Glück. Der
Bartl besorgte das Saatgut. Auf Kredit, weil der Xaver im Moment so knapp bei
Kasse war. Er ließ den Passat am Feldrain stehen und stapfte dorthin, wo der
Traktor stand. Das Gewitter hatte zwar einen kurzen Schwung Regen gebracht,
aber zu mehr als etwas Matsch am Wegrand hatte es nicht gereicht. Die Furchen
waren immer noch steinhart. Wenn ihm die Gerste auch noch vertrocknete, war
alles vorbei.
    Der Baumstumpf lag da
wie ein schlafender Stier, schwarz und gewaltig. Vielleicht war es besser, ihn
nicht zu wecken. Aber er musste runter vom Acker. Schade, dass der Tobias nicht
mitgekommen war, der hätte seine Freude daran gehabt. Er taugte ohnehin viel mehr
zum Bauern als zum Gelehrten. Was nützte es, ihm den Kopf mit Französisch und
Integralrechnung und anderem Schmarrn zu füllen, wenn er doch viel lieber auf
dem Traktor saß oder sich mit seinem Vater über die Vorteile von biologischem
Anbau unterhielt?
    »Rhythmische Gymnastik,
armer Bub …«, murmelte Birnbaum.
    Der Stamm hing noch gut
im Seil. Birnbaum nahm den Spaten und begann, dicke Klumpen Erde aus dem
Wurzelwerk zu schlagen. Immerhin hatte die Linde ein ordentliches Loch im Boden
hinterlassen, das er wieder füllen musste.
    »Eine halbe Tonne Erde«,
brummte er. »Sie hat dich nicht loslassen wollen, arme Linde …«
    Der Schweiß tropfte ihm
schon wieder von der Stirn. Es war zum Heulen! Dreihundert Jahre Baum zum
Teufel. Oder vierhundert. Vielleicht auch noch mehr. Die Linde hatte schon
immer da gestanden und den Acker des Mooshamer-Hofs beschützt, ungezählte
Generationen lang. Und nun war sie weg, der gute Geist, in die Luft gesprengt
von einem Blitz, was kein gutes Zeichen war.
    Da muss wieder eine
Linde her, dachte Birnbaum und stützte sich auf den Spaten, um zu verschnaufen.
Die Arme taten ihm bereits weh.
    »Da muss wieder eine
Linde her«, murmelte er und zog die Stirn in Falten.
    Dann dachte er an Maria,
die bald wieder einen dicken Bauch haben würde, und fühlte sich so unbändig
stolz und glücklich, dass er am liebsten laut gebrüllt hätte.
    »Und wenn’s ein Mädl
wird, soll es Linda heißen«, rief er in die schwüle Nachmittagsluft. »Dann wird
alles wieder gut!«
    Er fühlte sich plötzlich
ganz leicht. Ein letztes Mal holte er mit dem Spaten aus. Zwischen den Wurzeln
hing noch ein besonders dicker Klumpen, groß wie ein Menschenschädel. Birnbaum
ließ den Spaten niedersausen und erwartete, die Erde spritzen zu sehen, doch
stattdessen traf er auf etwas sehr Hartes, und das metallene Blatt des Spatens
zersprang.
    »Was zum Teufel …«
    Es war nicht gut zu
fluchen, wenn man an sein ungeborenes Kind dachte, und so schluckte er den Rest
des Sprüchleins wieder runter. Der Klumpen Erde war so schwer zu Boden gefallen
wie ein Stein, und ein Stein war es auch, wie Birnbaum nun erkannte. Ein dicker
schwarzer Stein, so glänzend wie polierter Marmor und fast kugelrund.
    »Verdammt noch mal!«
    Wieder musste Birnbaum
schlucken. War das nun ein Stein oder vielleicht so eine verwünschte
Kanonenkugel aus einem der vielen Kriege, die über das Land hinweggefegt waren?
Vorsichtig berührte er das Ding mit der Spitze seines Gummistiefels. Es konnte
ebenso gut Metall sein wie Stein. Oder ein Gemisch aus beidem.
    »Ein Magnetstein
vielleicht«, murmelte Birnbaum.
    Manchmal hatte er
Geistesblitze. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, und ja, sie war wieder
stehen geblieben, auf drei viertel fünf. Das war etwa die Zeit gewesen, als er
das Auto dort drüben abgestellt hatte.
    »Wenn man dem Ding zu
nahe kommt, bleiben die Uhren stehen!«
    Das war eine
schwerwiegende Erkenntnis, die es zu überprüfen galt. Der Baumstumpf war
vergessen. Birnbaum bückte sich und umfasste den Stein mit beiden Händen. Seine
Hände waren groß und stark wie Bärenpranken, aber der Stein war schwer wie
Blei. Vielleicht war es wirklich eine Kanonenkugel, und bei seinem Glück würde
sie wahrscheinlich in die Luft gehen, sobald er sie anhob.
    Vorsichtig zog er die
Finger zurück. War wohl besser, das Ding einfach liegen zu lassen. Er würde den
Baumstamm wegschleppen und an der Stelle, wo der Stein lag, ein Zeichen
aufstellen, damit er beim nächsten Mal nicht versehentlich mit dem

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