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Der Kopfgeldjägerkrieg 03 - Die große Verschwörung

Der Kopfgeldjägerkrieg 03 - Die große Verschwörung

Titel: Der Kopfgeldjägerkrieg 03 - Die große Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.W. Jeter
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Augenblick. Der Sammler hielt das Einbehalten von Leichen als Trophäen, wie dies bei den reptilischen Trandoshanern Sitte war, für eine äußerst morbide und ungehobelte Angewohnheit.
    »Druckverlust normal ...« Einer der krabbelnden Stimmboxknoten übernahm von seinem der Außenwartung angehörenden Netzvetter, der immer noch auf dem Spinnenbein seines Erzeugers hockte, und wandte sich seinerseits an Kud'ar Mub'at. Die von jeglichem Stottern freie Stimmbox schaukelte Zentimeter vor Gleed Ontondons Kopf. Der Gesandte betrachtete den Knoten mit unverhohlenem Abscheu. »Während des Empfangs unserer Besucher und während des Transfers der anlegenden Raumfahrzeuge wurde die Erzeugung der Atmosphäre gemäß des ständig geltenden Befehls hinsichtlich der üblichen Prozedur bei der Öffnung des Netzmantels um zwei Stufen über den folgenden Zeitabschnitt hinaus gesteigert.« Die Stimmbox verstummte einige Sekunden, während sie neue Informationen von den externen Sensoren empfing. Die Stimmboxknoten waren wenig mehr als sprechende Münder mit integrierten Stimmbändern. Sie besaßen kein ausreichend großes separates Gedächtnis, um mehr als ein paar Sätze auf einmal zu behalten. »Der interne Druck des Netzes liegt gegenwärtig bei fünfundneunzig Prozent des optimalen Volumens. Hundert Prozent werden innerhalb der nächsten Stunde erreicht.«
    »Na also. Da hören Sie es.« Kud'ar Mub'at machte eine Geste mit seinem ausgestreckten Bein. Der Sammler sprach schnell, damit der Besucher gar nicht erst über das Wort Raumfahrzeuge (im Plural), das dem Stimmboxknoten entschlüpft war, nachdenken und dieses kommentieren konnte. Das kommt dabei he-
    raus, dachte Kud'ar Mub'at, wenn man seinen Untergebenen nicht genug Gehirn gibt, damit sie selbst denken können. »Es gibt absolut nichts, worüber Sie sich den Kopf zerbrechen müssten.«
    »Wenn Sie das sagen.« Der Gesandte der Kopfgeldjägergilde sah indes nur wenig beruhigt aus.
    Die eigentlichen Sorgen waren wie immer auf Kud'ar Mub'ats Seite. Das Leben selbst, grübelte der Sammler, ist eine Last. Es war eine permanente Versuchung, die Unterknoten des Netzes so zu entwickeln und zu erschaffen, dass sie über ausreichend Hirnmasse verfügten, um zu selbstständigem Denken und Handeln fähig zu sein. Auf diese Weise hätte der Sammler einen beträchtlichen Teil der Last von seinen Schultern nehmen können. Aber dann könnte ich mir genauso gut, rief sich Kud'ar Mub'at ins Gedächtnis, den Kopf von den Schultern abtrennen. Kud'ar Mub'at hatte das Netz nach dem Tod des arachnoiden Sammlers, der es ursprünglich hervorgebracht hatte, geerbt, genau genommen nach dem Mord an diesem Sammler. Das mochte gut und richtig gewesen sein, Kud'ar Mub'at hatte sich deswegen jedenfalls niemals schuldig gefühlt, doch gleichzeitig hatte er nicht die Absicht, den Fehler seines Schöpfers zu wiederholen.
    »Ja, das sind meine Worte.« Kud'ar Mub'at vollführte die Andeutung einer großartigen menschlichen Verbeugung, spreizte zwei seiner vielgliedrigen Beine und beugte sich, den von Augen übersäten Kopf tief gesenkt, weit vor. Die Verlagerung seines Gewichts hob seinen bleichen, schwabbeligen Unterleib kurz aus dem lebenden Nest unter ihm. Der konkave Unterknoten seufzte und verwendete seine geringe Intelligenz auf die Aufgabe, die an Kissen erinnernden Blasensegmente wieder mit Luft zu füllen. »Für die Bequemlichkeit meiner hoch geschätz- ten Gäste unternehme ich jede nur denkbare Anstrengung. Gäste wie Sie wohlgemerkt. Selbst wenn der Gang der Geschäfte dadurch nicht eben erleichtert wird, fühle ich mich doch verpflichtet, gleichwohl so zu verfahren, da mir Ihre bloße Gegenwart eine große Ehre ist.«
    »Nur keine Umstände.« Das Unbehagen des Gesandten verwandelte sich in Verärgerung. Doch mit einer sichtbaren Willensanstrengung gewann Gleed Otondon seine Selbstbeherrschung zurück. »Man hat mich über Ihre einschmeichelnde Redeweise informiert.« Seine Augen verengten sich zu einem Brennpunkt des Misstrauens. »Das funktioniert bei mir nicht.«
    So, dachte Kud'ar Mub'at und verbarg seine Befriedigung; aber das hat es doch längst. So oder so ...
    »Ich bin ganz sicher«, erwiderte Kud'ar Mub'at besänftigend, »Sie sagen das nicht in feindlicher Absicht. Aber wenn doch, so hätte ich selbstverständlich auch nichts dagegen einzuwenden. Wie Sie hoffentlich erkannt haben, versuche ich nur, entgegenkommend zu sein.« Der Sammler ließ sich jetzt wieder in der weichen

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