Der Krankentröster (German Edition)
wurde.
Schlimmer ist es, wenn Eltern versuchen, die Erkrankung vor dem Kind zu verheimlichen. Als ob sie sich dafür schämen müssten und es etwas ganz Schlimmes sei. So gibt es Mütter, die sich ihrem Kind nie kahlköpfig zeigen, immer eine Perücke tragen und glauben, ihr Kind würde nichts merken. Dies weiß aber schon längst Bescheid.
Auf der Krebsstation im Klinikum Großhadern spielen die Kinder gern die Situation am Playmobil-Krankenhaus nach und sind dabei fröhlich und ungezwungen. Man sollte sich auch darüber bewusst sein, dass Kinder in ihren Emotionen sehr wechselhaft sind. Während sie vor fünf Minuten noch schrecklich über die Mama geweint haben, springen sie jetzt schon wieder fröhlich im Garten herum. Es sollten da also keine Reaktionen des Kindes überdramatisiert werden.
Für ältere Kinder ist es wichtig, dass man erklärt, dass sie lieber nicht im Internet zu der jeweiligen Erkrankung Informationen suchen sollen, da dort oft schreckliche Dinge stehen, die ihre Angst noch verschärft. Sondern die Informationsbroschüren zu den jeweiligen Erkrankungen, die im Krankenhaus ausliegen, mit nach Hause nehmen sollten.
Im Klinikum Großhadern, berichtet Frau Heussner weiter, gibt es Familienzimmer, wo Väter und Mütter sich mit ihren Kindern zurückziehen und spielen können. Es wurde von der José-Carreras-Stiftung gespendet. Bei uns gibt es das leider nicht. Ich sprach mit der Geschäftsführerin des Roman-Herzog-Krebszentrum und der Patientenfürsprecherin in der Pause, und sie wollen sich darum kümmern, dass es so etwas in Zukunft auch bei uns im Krankenhaus gibt. Die Patientenfürsprecherin will mich dazu noch am Montag kontaktieren. Denn das Problem für Langzeitpatienten mit Kindern ist, erklärte ich ihnen, dass diese ihre Eltern oft im Zimmer mit neutropenen Patienten nicht besuchen dürfen oder sich im Krankenhaus sehr langweilen. Schön wären auch Picknicktische im Außenbereich.
Zudem fiel mir bei dem Beitrag ein, dass Bennet mit seinen Kumpels ganz offen über meine Erkrankung sprach und sich mit ihnen austauschen konnte. Denn es gibt so viele Familien, bei denen jemand in der Familie an Krebs erkrankt ist oder war. Und so berichtete er mir dann aufgeregt die anderen Geschichten. Wie falsch, dachte ich, wäre es gewesen, ihn nicht mit einzuweihen.
Welche Möglichkeiten der sozialen Unterstützung gibt es? (Renate Zellner, Sozialberatung, Klinikum rechts der Isar)
Es gibt die Möglichkeit der Beantragung eines Schwerbehindertenausweises, der vor Kündigung schützt und einem Steuerermäßigungen verschafft, sowie die Beantragung von Rehabilitationen, wobei es wichtig ist, bei einem Wunschrehabilitationszentrum wie anthroposophischen etc. den Satz: »Ich verweise auf mein Wunsch und Wahlrecht und möchte in …« anzugeben, da es sonst abgelehnt würde.
Nach der Reha kann man eine Anschlussheilbehandlung fortsetzen. Beide werden beantragt und bezahlt von der Rentenversicherung, Knappschaft oder Krankenkasse.
Psychotherapeutische Arbeit mit Angehörigen,
Dr. Gerard Tchitchekian (Psychotherapeut,
CIPM – Medizinisches Versorgungszentrum)
Er berichtete, dass nur 5% der Angehörigen psychotherapeutische Beratung in Anspruch nehmen, obwohl der Bedarf viel größer ist. Wichtig sei es, darauf zu achten, dass der Therapeut speziell in Sachen Trauerarbeit ausgebildet sei. Davon gibt es nur wenige.
Wie können Selbsthilfegruppen helfen?
(Johannes Kaeser, ILCO Selbsthilfegruppe München)
Hier stellten sich einige Selbsthilfegruppen vor. Der Vorteil einer Selbsthilfegruppe war, dass sie den Patienten Mut machen konnten, wenn sie als selbst Betroffene ihnen erklären, wie man weiterhin ganz normal leben und Ausflüge unternehmen kann. Das Leben noch genießen. Die Nachteile sind die Konkurrenz unter den Gruppen und die verschiedenen Mitgliedsbeiträge.
Informationen zu Hospizen oder allen anderen Informationen wie Selbsthilfegruppen gibt es bei der bayerischen Krebsgesellschaft oder im Selbsthilfezentrum in der Westendstraße.
Gespräch mit einer betroffenen Angehörigen
Die Mutter dieser Frau ist Ende der 90er an Darmkrebs und ihr Vater vor fünf Jahren an Lungenkrebs verstorben. Nach dem Tod ihrer Mutter erlitt sie einen Zusammenbruch. Sie hörte Melodien, ihr war kalt, sodass sie sich in die Badewanne legen musste, um sich zu wärmen.
Für sie war es ein Schock, wie das Aussehen ihrer Eltern sich verändert hatte. Bei ihrer Mutter war es ein sehr schleichender
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