Maja und der Osterhase
Maja und der Osterhase
von Tom Friedrich
Illustration
Tom Friedrich
Copyright © 2013 by Tom Friedrich
Kapitel 1: Herr Karaba?
An diesem Sonntag ist Majas fünfter Geburtstag. Und weil heute auch Ostern ist, bekommt sie zuerst ein Geschenk, und geht dann mit Mama und Papa in den Garten, Ostereier suchen. Das ist toll. Doch zuerst gibt es Frühstück – die wichtigste Mahlzeit des Tages, wie Papa immer sagt.
Maja schaut auf den reich gedeckten Tisch. Lecker. Pfannkuchen mit Würstchen, mein Lieblingsessen, denkt sie bei sich. Aber warum sagt keiner ein Wort? Papa versteckt sein Gesicht hinter der Zeitung, und Mama – ist das ein Grinsen, das sich hinter der Kaffeetasse verbirgt? Maja weiß nicht so recht, was sie davon halten soll; haben sie vielleicht ihren Geburtstag vergessen? Das war ja noch nie da! Plötzlich klingelt das Telefon. Papa springt auf und rennt in den Flur. Maja hat Papa noch nie rennen gesehen – doch, einmal, als der Dackel von nebenan seine Zeitung geklaut hat. Er flüstert ganz leise ins Telefon, aber Maja spitzt die Ohren und kann ein paar Worte aufschnappen: der Hase … Hut … herbeizaubern … vielen Dank Herr … Karaba? Das wird ja immer verrückter. Maja knabbert an ihrem Würstchen und beobachtet Papa, wie er Mama zuzwinkert und den Daumen nach oben hält. Dann platzt es aus Mama heraus. «Reingefallen! Alles Gute zum Geburtstag, Schätzchen», trällert sie. Maja atmet erleichtert auf. Sie ist froh, dass sie ihren Geburtstag nicht vergessen haben, und lässt sich erst mal knuddeln. Aber was war das für ein komischer Anruf? Und wer ist Herr Karaba ?
«Wir haben ein ganz tolles Geschenk für dich, Maja», sagt der Papa. «Ein weltberühmter Zauberer ist in der Stadt und wir gehen zu seiner Vorstellung.»
«Toll, toll, ein Zauberer, gehen wir gleich los, ja?», jubelt Maja. Das hat sie sich schon lange gewünscht. Ein echter Zauberer – nicht so wie Papa, der aus seinem Zauberkasten Tricks vorführt, die Maja schon durchschaut hat, bevor er überhaupt angefangen hat. Nicht, dass er sich keine Mühe gegeben hätte, aber er ist halt kein echter Zauberer und Maja viel zu schlau für Papas Tricks.
Maja kann es kaum erwarten; sie hat ihre schönsten Sachen angezogen und wartet im Garten, unter der alten Eiche, auf Mama und Papa. Dann kommen sie heraus. Papa versteckt etwas hinter seinem Rücken und Mama läuft direkt neben ihm, so, dass Maja nicht sehen kann, was es ist. Schnell öffnet er den Kofferraum und schmeißt das Ding hinein. Maja sieht etwas in der Sonne aufblitzen, es schaut aus wie ein – Käfig . Vielleicht für die Ostereier, die sie später noch suchen werden. Aber braucht man dafür einen Käfig? Maja denkt nicht weiter darüber nach, zu groß ist die Vorfreude auf den Zauberer. Sie hüpft in das Auto und Mama schnallt sie auf dem Kindersitz fest. Papa hupt noch einmal, dann brausen sie los in die Stadt.
Die Vorstellung soll in einem Zirkuszelt stattfinden. Das Zelt ist schon fast voll, als die drei endlich ankommen. Nur ganz vorne, in der ersten Reihe, sind noch drei Plätze frei.
Maja geht mit Papa an der schnatternden Menge vorbei. Die Luft ist erfüllt vom süßen Duft der gebrannten Mandeln und der Zuckerwatte. Papa vergleicht die Eintrittskarten mit den Nummern auf den Sitzen. «Das sind unsere Plätze … vier, fünf und sechs», sagt er und setzt sich auf den roten Plüschsitz mit der Nummer fünf.
Maja kann noch nicht lesen, aber bis zehn zählen kann sie schon, und weil heute ihr fünfter Geburtstag ist, möchte sie auch auf der Nummer fünf sitzen. Papa lacht und rutscht einen Sitz weiter. Mama hat inzwischen für jeden eine leckere Zuckerwatte gekauft und setzt sich neben Maja auf die Nummer vier.
Gespannt schaut Maja in die Manege. Sie kann ihre Füße nicht stillhalten, so aufgeregt ist sie, und sie ist nicht die Einzige, alle Kinder im Zirkuszelt scharren mit den Füßen und quietschen wie kleine Ferkelchen vor Aufregung. Der schwarze Vorhang wackelt, als ob ein Windstoß durch ihn hindurch rauscht. Mit einem Schlag ist es mucksmäuschenstill im Zelt. Ein alter Mann kommt hinter dem Vorhang hervor und stellt sich in die Mitte der Manege. Er hat einen langen, weißen Bart und trägt einen purpurroten Umhang mit goldenen Sternen darauf, und auf dem Kopf, ein spitzer Hut, der schon sehr abgetragen aussieht. Er räuspert sich. «Seid
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