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Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor

Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor

Titel: Jerry Cotton - 0510 - Sie warfen mich den Schlangen vor Kostenlos Bücher Online Lesen
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Es kam genauso, wie es Mr. High, unser Chef, vorausgesehen hatte.
    »Sie machen eine Reise von insgesamt 2000 Meilen«, hatte er leise seufzend gesagt, »sind drei Tage unterwegs, warten an Ort und Stelle stundenlang, und dann werden Sie gefragt, ob Sie den Mann kennen. Sie sagen ,ja’ und können wieder abreisen! Gute Reise, Jerry — gegen die Anordnung des Gerichtes können wir nichts unternehmen!«
    Jetzt saß ich hier, im trostlos kahlen Flur des Schulgebäudes von Tompaco, einem weltvergessenen Nest im Süden Floridas. Am Tag vorher war ich von New York angereist. Seit vier Stunden wartete ich nun auf einer harten Bank gegenüber der Tür zu dem ausgeräumten Klassenzimmer im ersten Stock der Schule.
    Hinter der verschlossenen Tür tagte das Distriktgericht von Miami im Verfahren gegen Edward Croccer, den Mann, der hier in Tompaco vor sieben Monaten eine alte Frau erschlagen hatte. Nach der Tat war er geflüchtet. Ich hatte ihn in New York verhaften können. Vor fünf Monaten.
    Heute sollte der Schlußstrich gezogen werden. Das Urteil stand Croccer hier in Tompaco, dem Ort seiner Schandtat, bevor.
    Die Tür des Verhandlungszimmers wurde aufgerissen.
    »Zeuge Mr. Cotton aus New York im Staate New York!« rief der Gerichtsschreiber. Er wischte sich müde den Schweiß von der Stirn.
    Die Luft im Verhandlungssaal war heiß und stickig. Ich dachte an unsere schöne Klimaanlage in New York und daran, daß man Fenster eigentlich auch öffnen könnte. Die Leute hier in Tompaco schienen da anderer Meinung zu sein.
    »Der Zeuge Mr. Cotton, Euer Ehren! Aus New York im Staate New York!« verkündete der Schreiber hinter meinem Rücken.
    Ein anderer Schreiber kam mir entgegen und hielt mir die Bibel hin. Der Richter stand auf.
    »Sie schwören, daß Sie die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen werden?«
    Ich legte die Hand auf die Bibel. »Ich schwöre es!«
    »Setzen Sie sich in den Zeugenstand, please!«
    Ich ging zum Zeugenstand, den man in der Ecke aufgebaut hatte.
    »Der Vertreter der Anklage, please!« sagte der Richter.
    Der drahtige Anklagevertreter schnellte hoch. »Ihren Namen, Sir?« forderte er.
    »Cotton«, antwortete ich.
    Dann dachte ich daran, daß ich unter Eid stand und die Wahrheit sagen mußte. »Jeremias«, fügte ich deshalb hinzu. Nur gut, daß mein Freund und Kollege Phil nicht anwesend war.
    »Beruf?«
    »Special-Agent des Federal Bureau of Investigation, zur Zeit beim New Yorker Distrikt des FBI.«
    »Mr. Cotton«, schnarrte der Anklagevertreter weiter, »kennen Sie diesen Mann?« Mit theatralischer Gebärde deutete er auf den Angeklagten, der zwischen zwei Verteidigern saß.
    »Ja«, sagte ich, »ich kenne ihn.«
    »Wer ist es?«
    »Nach seinen eigenen Angaben und nach unseren Unterlagen heißt dieser Mann Edward Croccer!«
    »Danke!« schnarrte der Drahtige. »Keine weiteren Fragen an den Zeugen, Euer Ehren!«
    Der Richter nickte und sah die Verteidiger an. »Irgendwelche Fragen?«
    Die beiden Verteidiger erhoben sich wie ein Mann, machten eine tiefe Verbeugung und schüttelten dabei die Köpfe: »Nein, Euer Ehren, keine Fragen an den Zeugen.«
    Der Richter nickte mir gnädig zu. »Sie sind entlassen und können wieder abreisen!«
    Ich verbeugte mich knapp vor dem Richter, warf noch einen Blick auf den Mann, den ich verhaftet hatte, und verließ den Zeugenstand.
    Der Schreiber riß mir die Tür auf.
    »Aus New York«, murmelte er vor sich hin, als könne er es nicht glauben.
    Ich ging wieder hinaus auf den Flur und zog den Flugplan aus der Tasche. Mit ein paar Schritten war ich am Fenster, von dem aus ich auf die Straße schauen konnte. Ich zündete mir eine Zigarette an, schlug den Flugplan auf und schaute nach.
    Abends um 8.15 Uhr flog die nächste Maschine nach New York ab Miami.
    Mein Blick ging hinaus auf die trostlos leere Main Street von Tompaco. Vermutlich befand sich die gesamte Bevölkerung im Verhandlungssaal.
    Nein, doch nicht.
    Ein hochgewachsener Neger kam die Straße entlang. Er ging langsam, mit fast tänzelnden Schritten. Unwillkürlich beobachtete ich ihn und prägte mir jede Einzelheit seiner Erscheinung ein.
    Die Tatsache, daß er barfuß lief. Und daß er Blue jeans trug. Dazu ein rotkariertes Hemd.
    Er kam näher.
    Plötzlich blieb er stehen. Sichernd schaute er sich nach allen Seiten um. Vorsichtig ging er weiter und näherte sich einem kleinen Obst- und Gemüsegeschäft gegenüber der Schule.
    Mit drei, vier Schritten war er dort. Vor dem Laden

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