Der Krankentröster (German Edition)
gelernt, dass es den Flucht-, Schreck- und Kämpfertyp gibt. Aber es scheint noch einige andere zu geben, so bin ich bei einem Stresstest auf der Seite von Nestlé zum Beispiel der Stresstyp Chamäleon.
Hier kann man die Stresstypentests durchführen:
http://www.netdoktor.de/Gesund-Leben/Stress/Stressmanagement/Welcher-Stresstyp-sind-Sie-10684.html
http://ernaehrungsstudio.nestle.de/TippsTools/Checks/Stresstypentest.htm
http://www.gothaer.de/de/zg/kcpublic/mi/gothaer_magazin_/2009_november_/stress_bewaeltigen/stresslass-nach.htm
Eine Krankheit zu haben, ist natürlich ein Stressfaktor. Genauso wie Stress eine Krankheit erst verursachen kann. Ich habe dazu ein gutes Buch im Krankenhaus mit dem Titel »Frauen unter Strom« gelesen. Die Oberärztin war gleich daran interessiert. Der Stress für Frauen ist es, viele Jobs gleichzeitig auszuüben, sie sind meist Ehefrau, Mutter, Tochter, Pflegekraft für die Eltern, Schwester, Freundin, Angestellte, Haushälterin, Köchin, Einkaufsberaterin, Cheerleader, Sozialarbeiterin, Chauffeurin, Hausaufgabenbetreuerin, Vermittlerin und Streitschlichterin, Partyorganisatorin, ehrenamtliche Helferin, Innenarchitektin, Friseurin, Hundetrainerin (Gassi gehen inklusive), Krankenschwester und Krisenmanagerin gleichzeitig. (So wird es zumindest in diesem Buch aufgelistet.) Ich finde mich auch in allem wieder, nur Friseurin bin ich nicht. Einmal hatte ich meinem Mann die Haare geschnitten und wurde die nächste Zeit von Michas Kollegen immer folgendermaßen vorgestellt: »Das ist Gaby. Lass dir nie von ihr die Haare schneiden.« Und dabei wurde auf Micha gezeigt.
Heutzutage schüttet der Körper allerdings schon so viel Cortisol aus wie früher nur in Katastrophensituationen. Oft werden von uns ganz alltägliche Dinge wie Diskussionen mit dem Partner, Babygeschrei, einkaufen fahren usw. als Stress angesehen.
Wir stufen heutzutage also Dinge als Katastrophe ein, die keine sind. Nur, das Fatale daran ist, dass der Körper ständig Cortisol ausschüttet, was nicht nur zu Depressionen führen kann, sondern auch dem Körper schadet oder ihn an seiner Gesundung hindert.
Da hilft es nicht, nur Bananen und Schokolade zu essen, sondern seine Einstellung zu ändern und sich jedes Mal zu fragen: Ist dies wirklich eine stressige Situation? Ist mein Leben oder das eines anderen bedroht? Was kann schon Schlimmes passieren? Und wie kann ich es mit Humor nehmen? Sich über Dinge lustig machen, die uns stressen, ist immer ein schöner Weg. Ein anderes Mittel ist, das Kampfschwein in sich zu aktivieren und Glücksgefühle auszulösen, weil man merkt, dass man die Power und Macht hat, gerade eine schwierige Situation zu bewältigen. Da kann man sich dann ruhig selber ständig dafür loben und auf die Schulter klopfen.
Und ein Motto sollte sein: Wozu leiden, wenn es andere Mittel gibt? Bei Eingriffen, die unangenehm sind, sollte man sich zum Beispiel ein Schlafmittel verabreichen lassen. Die schmerzhafte Knochenmarkpunktion wird z. B. gerne ohne Schlafmittel durchgeführt. Man muss regelrecht darauf bestehen, eines zu bekommen.
Das Mittel beruhigt einen zudem. Ich wache jedes Mal beim Punktieren kurz mit einem Schrei auf, höre die beruhigende Stimme des Arztes, der sagt, dass alles gleich vorbei ist, spüre, wie die Schwester meine Schulter streichelt, und schlafe wieder ein. Ansonsten würde ich die ganze Zeit über leicht zitternd und angespannt daliegen und panische Angst vor dem Zeitpunkt des Einstichs haben.
Beim Halskatheterlegen gilt dasselbe. Ich weiß noch, wie ich meinen ersten Halskatheter gelegt bekam und nicht wusste, was mich erwartete. Eine Ärztin, die von zwei Kollegen angeleitet wurde, durfte ihren ersten ZVK legen, und ich hörte – mein Gesicht unter einer Plane, wo nur mein Hals frei lag, als sie die schmerzhafte Betäubungsspritze in den Hals gab – Anleitungen wie: »Ja, richtig in den Muskel hinein. Tiefer, noch tiefer, 9 cm tief.« Und als wir beim ZVK-Legen waren: »Nein, erst die Luft raus!!!« »Das Skalpell andersherum halten! So, jetzt den Schnitt!« »So, und jetzt rein, schnell und mit Druck!« »Nein, die Naht muss anders gemacht werden, sonst gibt es Narben.« Diese kann man jetzt auch, wenn man möchte, an meinem Hals begutachten.
Beim nächsten ZVK-Legen wunderte sich der Arzt, dass ich schon zitternd vor ihm lag, obwohl der Eingriff noch gar nicht begonnen hatte. Hätten sie da meinen Cortisolspiegel gemessen, hätten sie mich wahrscheinlich gleich
Weitere Kostenlose Bücher