Der Krankentröster (German Edition)
Als ich mit einer Ärztin darüber scherzhaft sprach, dass ich jetzt in den USA Marihuana verschrieben bekommen würde, sagte sie mir, dass es hier auch erlaubt ist. Nur in Tablettenform. »Ich kann Ihnen welche aufschreiben, wenn Sie wollen. Wenn Sie sich mal wieder in einem Tal befinden sollten …« »Nein, danke. Ich brauche sie momentan nicht!«, sagte ich. Meine Tochter meinte später: »O Mist, Mama, die hätte ich doch in der Schule verticken können.« Aber ich war Gott sei Dank nie wieder im emotionalen Tal. Zudem hing ich im ersten Zyklus eine Woche lang 24 Stunden an einem Morphiumperfuser und erinnere mich noch an meine wirren Träume über kleine lustige Zwerge und Lachanfälle im Schlaf bis hin zu schrecklichen Albträumen.
Was auch leicht zu Albträumen führt, ist das RTL-Programm. Wenn ein Sender einen Preis für negative Berichterstattung oder Denken bekommen sollte, wäre es RTL. Dass die Depressionsrate in Deutschland so gestiegen ist, ist sicherlich auch deren Verdienst. Gut, der »Tatort« führt auch nicht zu besseren Gefühlen. Besser ist es, sich ausgesuchte Filme als DVD anzusehen oder vorher wirklich zu überlegen, welche Sendungen man sich anschauen möchte. Von »Frauentausch« und »Supernanny« würde ich zum Beispiel abraten.
So, und hier noch eins meiner Lieblingszitate:
Wende dein Gesicht der Sonne zu, und du lässt die Schatten hinter dir. – Aus Afrika.
Alles Liebe
Gaby
Hallo Gaby,
Ganz toll! Es ist wirklich schön und inspirierend, Deine Mails zu lesen, und dabei geht es mir im Moment sowieso gut. (Vorübergehend!, brüllt mein Hypochonder-Alter-Ego dazwischen, aber immerhin.) Das kann man einfach nicht viel besser schreiben.
Den Natasha-Bedingfield-Song hat YouTube aus Urheberrechtsgründen entfernt, da finde ich nur noch eine Art »Making of«, aber dafür eine von diesen wunderbar einfach gemachten Klavierspielanleitungen: http://www.youtube.com/watch?v=C9bmSjYII8k&feature=related
Das ist natürlich auch eine Möglichkeit: Klavierspielen lernen. Gerade ist bei Yamaha ein relativ kurzes, sehr leichtes Keyboard herausgekommen, das man auch mit Batterien und natürlich Ohrhörern betreiben kann, und es gibt sehr schöne einfache Lehrbücher, mit denen man ohne Lehrer lernt, nach Noten zu spielen. Und nach relativ kurzer Zeit kann man dann in einem bescheidenen Rahmen auch improvisieren, und das führt dann geradewegs zu großen Glücksgefühlen. Und noch mal gesagt: keinerlei Störfaktor für andere. Ansonsten kann ich Dir nur zustimmen: Habe meine Krankenhausaufenthalte auch immer als unverhofftes Time-out für mich selber genutzt, mit viel Lesen, Computerschachspielen, Mnemotechniken (Gedächtnistraining) und Zaubertricks. Wobei ich meine erste Mnemotechnik von einem Zauberer gelernt habe. Sie lernt sich relativ schnell, die beiden Mädels vom Theater an der Kö, die mich während meiner Theaterspielzeit immer von Köln nach Düsseldorf und zurückgefahren haben, hatten es nach einer Woche schon drauf und wollten dann immer mehr lernen.
Ich fang mal mit der Versuchsanordnung an. Stell Dir vor, Ihr seid vier Patienten im Zimmer. Jeder nimmt ein Blatt Papier und einen Stift, und dann schreibt reihum jeder ein Substantiv mit Positionsnummer auf. Von eins bis zwanzig. Also, Du als die Erste sagst: »Nr. 1 Lastwagen.« Das schreiben alle auf. Neben Dir liegt George Clooney mit einem schweren anaphylaktischen Schock, ausgelöst durch eine neue Nespressosorte. Der sagt: »Nr. 2 Sonnenbrille.« Daneben liegt Christian Wulff mit Burnout, der sagt: »Nr. 3 Urlaubsdomizil auf den Kanaren.« Auch dieses schreiben alle auf, im vierten Bett liege ich mit einem Monsterherpes auf beiden Pobacken sowie einem durch die Schonsitzhaltung bedingten leichten Bandscheibenvorfall und sage: »Nr. 4 Wackeldackel.« Und so geht das fünfmal rum, bis jeder das letzte Wort, die Nummer 20, die wieder von mir käme und »Maschinengewehr« lautete, notiert hat. Jetzt kommt der nette Pfleger, in den Du und George verliebt seid, Du gibst ihm Deinen Zettel und sagst: »Frag uns doch bitte mal ab. Also: Welches Wort ist an Position 17, oder an welcher Position steht das Wort ›Duschhaube‹?« Wer, glaubst Du, ist der Einzige, der jedes Wort richtig einordnen kann und auch alle Wörter vorwärts und rückwärts fehlerlos aufsagen kann? Ich natürlich, denn ich beherrsche diese Technik. Wenn es Dich interessiert, erläutere ich sie in der nächsten Mail. Morgen und übermorgen sitze ich
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