Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
sich an einem Arbeitsplatz einigermaßen geschickt zu zeigen begannen, an einen neuen weitergereicht wurden, wo die dumme Unbeholfenheit wieder von vorn begann. Die beiden Leibeigenen mussten Steine behauen und schleifen, glühende Eisen bearbeiten, Mühlräder aus Eichenstücken zusammenfügen, Brunnen oder Kanäle aufmauern, Gemüsebeete von Pflanzen säubern, die dort nichts zu suchen hatten, Eichen und Buchen fällen und die Stämme für verschiedene Zwecke bearbeiten. Schon bald hatten sie von den meisten Dingen einiges gelernt. Sigrid erkundigte sich nach ihren Fortschritten und machte Pläne für ihre künftige Verwendung. Sie stellte sich vor, dass die beiden ihre Freiheit durch Arbeit gewinnen sollten; nur wer etwas Nützliches beherrschte, konnte als Freigelassener im Leben zurechtkommen. Der Glaube und die Erlösung der beiden Männer interessierte sie weit weniger, und außer Sot hatte sie keinen ihrer Leibeigenen zur Taufe gezwungen.
Es war eine ruhige Zeit gewesen. Als Hausherrin hatte Sigrid nicht so viel zu tun gehabt wie als Eigentümerin von Varnhem oder wenn sie für alle Arbeit auf dem Hof oben in Arnäs verantwortlich gewesen wäre. Sie hatte sich bemüht, möglichst wenig an das Unvermeidliche zu denken,
was so sicher bevorstand, wie der Tod zu allen Menschen kommt - zu Leibeigenen wie zu Menschen von Stand. Da das Langhaus nicht als Kloster geweiht war, konnte sie an den fünf Gebetsstunden teilnehmen, die dort täglich abgehalten wurden, wann immer sie wollte. Je weiter die Zeit voranschritt, umso fleißiger hatte sie die Gebetsstunden besucht. Sie hatte immer für das Gleiche gebetet: ihr Leben und das des Kindes, ferner dafür, dass die Heilige Jungfrau ihr Kraft und Mut verleihen möge, sowie um Verschonung von dem Schmerz, den sie beim ersten Mal erlitten hatte.
Jetzt ging sie mit kaltem Schweiß auf der Stirn, sacht und sehr vorsichtig, als würde sie mit allzu kräftigen Bewegungen den Schmerz auslösen, vom Bauplatz zum Hof hinauf. Sie rief Sot zu sich und brauchte ihr nicht zu sagen, wie es um sie bestellt war. Sot nickte und grunzte etwas in ihrer kargen Sprache, eilte zum Kochhaus und begann, mit den anderen leibeigenen Frauen alles herzurichten. Sie entfernten schnell alle Geräte, die zum Backen und Kochen dienten, fegten und putzten den Fußboden blank und trugen dann Strohpolster und Felle von dem kleinen Haus herbei, in dem Sigrid ihre eigenen Vorräte aufbewahrte. Als alles hergerichtet war, setzten zum zweiten Mal die Wehen ein. Diesmal war es sehr viel schlimmer als beim ersten Mal, und Sigrid wurde weiß im Gesicht, sank vor Schmerz in sich zusammen und musste zum Bett geführt werden, das in der Mitte des Raumes stand. Die leibeigenen Frauen hatten den Feuern im Haus mit Blasebälgen nachgeholfen und reinigten in großer Eile Dreifüße, die sie mit Wasser füllten und aufs Feuer stellten.
Als der Schmerz nachließ, schickte Sigrid nach Pater Henri und bat Sot, dafür zu sorgen, dass Eskil mit den
anderen Kindern ferngehalten würde, damit er die Schreie seiner Mutter nicht hören musste, falls es dazu kommen sollte. Jemand musste aber auch die Kinder im Auge behalten, damit sie dem großen und gefährlichen Mühlrad nicht zu nahe kämen; mehr als alles andere in der Gegend hatte dies offenbar ihre Neugier geweckt.
Sigrid blieb eine Zeit lang allein liegen und blickte durch das Abzugsloch im Dach und das große offene Fenster der einen Längswand. Dort draußen zwitscherten die Vögel: die Finken, die tagsüber singen, bevor die Drosseln ihre Wohllaute erklingen lassen, sodass die anderen Vögel vor Scham verstummen.
Sigrid trat der Schweiß auf die Stirn, aber ihr war dennoch so kalt, dass sie zitterte. Eine ihrer Leibeigenen trat schüchtern zu ihr und strich ihr mit einem feuchten Leinentuch über die Stirn, wagte aber nicht, der Herrin in die Augen zu sehen.
Magnus hatte sie ermahnt, rechtzeitig kundige Frauen aus Skara kommen zu lassen, wenn die Zeit näher rückte. Doch es war, als hätte Sigrid das Unvermeidliche immer weiter aufschieben wollen, als hätte sie insgeheim darauf gehofft, gar nicht gebären zu müssen. Das war dumm gewesen und eitel. Jetzt würde sie am Ende doch unter lauter leibeigenen Frauen bleiben; sie wusste sehr wohl, was Magnus dazu sagen würde. Doch er war letztlich nur ein Mann und konnte nicht verstehen, dass die Leibeigenen, die sich meist viel stärker vermehrten als Leute von Stand, gute Kenntnisse besaßen, was die Geburt betraf.
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