Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
fortfuhr.
»Ich habe gottlose Gedanken gehabt und weltliche, ich habe dir und den Deinen Varnhem nicht nur deshalb geschenkt, weil der Heilige Geist mir gesagt hat, dass es richtig und gut sei, sondern auch in der Hoffnung, mit dieser Gabe die Mutter Gottes besänftigen zu können. In meiner Torheit und Selbstsucht habe ich sie gebeten, mich von einem weiteren Kindbett zu verschonen, obwohl ich weiß, dass es unsere Pflicht und Schuldigkeit ist, fruchtbar zu sein und uns zu mehren.«
Sigrid hatte in Erwartung der nächsten Wehe schnell und leise gesprochen. Sie traf sie in dem Moment, in dem sie zu Ende gesprochen hatte. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, und sie biss sich kräftig auf die Lippen, um nicht loszuschreien.
Pater Henri war zunächst unsicher, was er tun sollte, doch dann erhob er sich und holte ein Leinentuch, das er in einen Eimer mit kaltem Wasser tauchte, der neben der Tür stand. Dann trat er zu ihr, hob ihren Kopf an, betupfte
ihr Stirn und Gesicht und wischte Schleim und Blut ab, die ihr aus den Mundwinkeln liefen.
»Wahr ist, mein Kind«, flüsterte er, beugte sich zu ihrer Wange hinunter und spürte ihren dampfenden Schrecken, »dass Gottes Wohlgefallen nicht für Geld zu haben ist, dass es eine große Sünde ist, Dinge zu verkaufen oder zu kaufen, die nur Gott geben kann. Wahr ist auch, dass du in deiner menschlichen Schwäche Angst gespürt und die Mutter Gottes um Hilfe und Trost gebeten hast. Doch das ist keine Sünde. Und was die Schenkung von Varnhem betrifft, so hat sich der Heilige Geist auf dich herabgesenkt und dir eine Offenbarung gegeben, für die du bereit warst. Ich vergebe dir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Du bist ohne Sünde, und ich verlasse dich nun, um selbst hinauszugehen und zu beten.«
Er ließ ihren Kopf behutsam auf das Kissen sinken und sah, dass sie tief in ihrem Schmerz dennoch ein wenig erleichtert aussah. Er ging schnell hinaus und befahl die wartenden Frauen in barschem Ton wieder ins Haus. Sie rannten los wie ein Schwarm schwarzer Vögel.
Sot zögerte jedoch und zupfte ihn behutsam an der Kleidung. Sie sagte etwas, das er zunächst nicht verstand, da er die Volkssprache genauso wenig beherrschte wie sie. Doch dann strengte sie sich erneut an, sprach sehr langsam und ergänzte ihre Wörter mit Handzeichen. Da verstand er, dass sie aus verbotenen Kräutern einen geheimen Trank gebraut hatte, der Schmerzen lindern konnte und den die Leibeigenen denjenigen ihrer Leute zu geben pflegten, die ausgepeitscht, verstümmelt oder entmannt werden sollten.
Er betrachtete nachdenklich das dunkle Gesicht der kleinwüchsigen Frau, während er überlegte. Er wusste
sehr wohl, dass sie getauft war. Aus diesem Grund musste er zu ihr sprechen, als gehörte sie zu seiner Gemeinde. Er wusste auch, dass das, was sie erzählt hatte, der Wahrheit entsprechen konnte. Der Klostergärtner Lucien von Clairvaux kannte viele Rezepte, die die gleiche Wirkung erzielen konnten. Jedoch bestand das Risiko, dass das Getränk, von dem die Leibeigene sprach, mithilfe von Zauberei und bösen Kräften gebraut worden war.
»Hör zu, Frau«, sagte er langsam und so deutlich, wie er vermochte. »Ich gehe klugen Mann fragen. Wenn ich zurückkomme, dann Getränk. Wenn nicht, kein Getränk. Schwöre bei Gott, mir zu gehorchen!«
Sot schwor ergeben bei ihrem neuen Gott, und Pater Henri machte sich eilig auf den Weg, um erst ein Gespräch mit dem Klostergärtner zu führen, bevor er alle Brüder zu einem Gebet für seine Wohltäterin versammelte.
Kurz darauf traf er Bruder Lucien, der erschrocken mit beiden Händen abwehrte: »Diese schmerzlindernden Getränke sind sehr stark. Man kann sie Verwundeten verabreichen oder Sterbenden, und vielleicht auch, wenn einem Menschen der Arm oder der Fuß amputiert werden muss. Auf keinen Fall aber darf man sie Frauen geben, die gebären sollen, denn damit gibt man es auch dem kleinen Kind, das möglicherweise auf ewig verwirrt oder gelähmt auf die Welt käme. Allerdings wäre es interessant, bei Gelegenheit zu erfahren, wie dieser schmerzlindernde Trunk zusammengesetzt ist. Vielleicht bekommen wir dadurch eine neue Anregung.«
Pater Henri nickte beschämt. Das hätte er wissen müssen, selbst wenn er auf das Schreiben, auf Theologie und Musik spezialisiert war, und nicht auf Heilkunst und den Gartenbau. Er rief eilig die Brüder zusammen, um eine lange Gebetsstunde zu beginnen.
Sot hatte sich vorerst entschieden, dem Mönch zu
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