Der Krieg der Welten
er. "Es wäre doch interessant zu hören, wie man auf einem anderen Planeten lebt; und wir könnten das eine oder andere von ihnen erfahren."
Er kam an den Zaun heran und hielt mir eine Hand voll Erdbeeren hin; denn er gärtnerte ebenso freigebig wie leidenschaftlich. Zugleich teilte er mir mit, daß das Fichtengehölz bei den Byfleet Golf Links in Flammen stehe.
"Man sagt", erzählte er, "daß dort noch so ein verdammtes Ding eingefallen sei - Nummer zwei. Aber eins ist wirklich genug. Diese Bescherung wird den Versicherungsleuten ein schönes Stück Geld kosten, bis alles wieder in Ordnung ist." Er lachte mit der Miene eines überaus gutgelaunten Mannes, als er das sagte. Das Gehölz, fuhr er fort, brenne noch immer, und er zeigte mir eine dunstige Rauchwolke. "Sie werden es noch tagelang heiß unter den Füßen spüren wegen dem Torf und der dichten Schicht glühender Fichtennadeln", sagte er. Dann wurde er ernst und sprach von dem armen Ogilvy.
Nach dem Frühstück entschloß ich mich, statt zu arbeiten, einen Gang zur Weide zu machen. Unter der Eisenbahnbrücke traf ich eine Gruppe von Soldaten - Pioniere, wie ich glaube, Leute mit kleinen runden Mützen, schmutzigen offenen roten Jacken, die ihre blauen Hemden sehen ließen, in dunklen Hosen und Stiefeln, die bis zur Wade reichten. Sie sagten mir, daß niemand über den Kanal dürfe; und als ich meine Blicke die Straße entlang auf die Brücke richtete, sah ich dort einen Mann des Cardigan-Regiments Wache stehen. Mit diesen Soldaten sprach ich eine Zeitlang; ich erzählte ihnen von meiner Begegnung mit den Marsleuten am vorigen Abend. Keiner von ihnen hatte die Marsleute gesehen, und sie machten sich nur ganz unklare Vorstellungen von ihnen. So kam es, daß sie mich mit Fragen bestürmten. Sie erzählten mir, daß sie nicht wußten, wer das Eingreifen der Truppen veranlaßt hätte; sie vermuteten, daß bei der berittenen Garde eine Auseinandersetzung stattgefunden habe. Der gewöhnliche Pionier ist bei weitem gebildeter als der gemeine Soldat, und sie besprachen die sonderbaren Bedingungen des voraussichtlichen Kampfes mit ziemlich viel Scharfsinn. Ich schilderte ihnen den Hitzestrahl, und sie fingen an, sich darüber zu streiten. "Sich unter Bedeckung herankriechen und dann erst auf sie losstürzen, sage ich", meinte einer. "Hör auf!" sagte ein anderer, wozu denn eine Bedeckung bei dieser Hitze? Höchstens um dich besser zu braten. Nein, wir müssen so nahe heranrücken, wie das Terrain es erlaubt, und dann einen Graben ziehen."
"Zum Kuckuck mit deinen Gräben! Du brauchst immer Gräben. Du hättest als Kaninchen zur Welt kommen sollen, Snippy."
"Haben sie also wirklich keinen Nacken?" fragte mich plötzlich ein dritter, ein kleiner, dunkler, nachdenklicher Mann, der eine Pfeife rauchte. Ich wiederholte meine Beschreibung.
"Oktopoden", sagte er, "sind das für mich. Da spricht man von Menschenfischern - diesmal heißt es Fische bekämpfen!"
"Es ist kein Mord, solche Bestien umzubringen", sagte der erste Sprecher.
"Warum diese verfluchten Dinger nicht zusammenschießen und ein Ende mit ihnen machen?" meinte der kleine Dunkelhaarige. "Ihr könnt nicht wissen, was sie noch anstellen."
"Wo sind denn deine Bomben?" höhnte der erste. "Dazu ist nicht mehr Zeit. Macht einen Überfall, das ist mein Plan, und macht ihn sofort."
In dieser Weise besprachen sie den Fall. Nach einer Weile verließ ich sie und ging zum Bahnhof, um mir soviel Morgenblätter als möglich zu verschaffen.
Doch will ich den Leser mit einer Beschreibung des langen Morgens und des noch längeren Nachmittags nicht ermüden. Es gelang mir nicht, auch nur einen Blick auf die Weide zu werfen, denn selbst die Kirchtürme von Horsell und Chobham waren in den Händen der militärischen Behörden. Die Soldaten, an die ich mich wendete, wußten nicht das geringste. Die Offiziere waren ebenso geheimnisvoll wie geschäftig. Die Leute in der Stadt fühlten sich, wie ich sah, vollkommen sicher bei der Anwesenheit des Militärs, Damals erst hörte ich von Marshall, dem Tabakskrämer, daß sein Sohn sich unter den Toten auf der Weide befand. Die Soldaten hatten die Bewohner am Rand von Horsell genötigt, ihre Häuser zu schließen und zu verlassen.
Sehr ermüdet kehrte ich etwa um zwei Uhr zum Mittagessen nach Hause zurück, denn, wie schon erwähnt, war der Tag drückend heiß; um mich etwas zu erfrischen, nahm ich nachmittags ein kaltes Bad. Um halb fünf ungefähr ging ich zum Bahnhof, um mir ein
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