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0893 - Der Atem des Bösen

0893 - Der Atem des Bösen

Titel: 0893 - Der Atem des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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1.
    Die Stille verlieh dem weiten Ausstellungssaal mit den hohen, reich bebilderten Wänden etwas Sakrales. Ein Raum von vielen. Ein paar Gemälde von… Tausenden.
    Das Tate Britain beherbergte die weltweit größte Sammlung britischer Kunst, und Kennedy arbeitete hier seit der Wiedereröffnung im Jahr 2000. Damals war das Gebäude, dessen Anfänge im späten 19. Jahrhundert lagen, generalüberholt und etliche Werke ausgelagert worden. So waren, in Sichtweite zueinander, zwei Museen entstanden: das Tate Britain und das Tate Modern.
    Kennedy arbeitete gern im Tate Britain. Die hier zur Schau gestellte Kunst entsprach mehr seinem eigenen Verständnis von ebensolcher als die mitunter höchst eigenwilligen Kreationen zeitgenössischer Künstler.
    Zumindest hatte er stets gern in den Hallen des altehrwürdigen Gebäudes gearbeitet.
    Bis heute.
    Bis… jetzt.
    Er öffnete die Augen. Zog den Atem ein. Wagte nicht, ihn wieder auszustoßen. Wollte das Aberwitzige, das Erschreckende und unter die Haut gehende Spektakel nicht noch einmal erleben…
    ... und musste es irgendwann schließlich doch riskieren. Um nicht zu ersticken.
    Flach atmete er aus.
    Unsichtbar.
    So normal wie in tausend Nächten im Tate Britain zuvor.
    Alles okay, sprach er sich selbst Mut zu. Ich hab's mir nur eingebildet. Ich bin… übermüdet. Vielleicht die Grippe…
    Er hatte gerade erst eine fiebrige Erkältung auskuriert und fühlte sich noch nicht wieder ganz auf dem Damm. Aber die Ärzte schrieben einen nicht mehr so lange krank, wie sie es früher getan hatten. Das Gesundheitssystem des British Empire war, wie in vielen anderen Ländern auch, noch maroder als es das Tate vor seiner Komplettrenovierung gewesen war.
    Kennedy fühlte sich schwach. Und nach wie vor verunsichert.
    Alles nur Einbildung?
    Es fiel ihm schwer zu glauben. Es hatte so echt und - bei allem Aberwitz - so verflucht real gewirkt…
    Er überlegte, ob es an dem Medikament liegen konnte, das er sich selbst in einer Apotheke besorgt hatte. Den Beilagezettel hatte er nur überflogen, um die genaue Dosierung zu erfahren. Hatte es Nebenwirkungen, die bei bestimmten Menschen haarsträubende Halluzinationen wie diese auslösen konnten?
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    Er spürte leichten Schwindel, als er sich aus seiner Erstarrung löste und zwei, drei unbeholfene Schritte nach rechts machte. Geradeaus zu gehen vermied er. Dort war sein Atem als Eis zu Boden gegangen, und auch wenn das Parkett keinerlei sichtbare Spur mehr erkennen ließ, fürchtete Kennedy insgeheim, es könne Unglück bedeuten, wenn seine Schuhsohlen -Ein fauchendes… nein, ein saugendes Geräusch lähmte ihn erneut.
    Sekundenlang fühlte er sein Herz bis zum Hals klopfen. Rasend schnell. Wie während des Fiebers, wenn er sich aus dem Bett auf die Toilette gequält hatte. Fehlte nur noch, dass er…
    Er hatte den Gedanken in seinem Hirn kaum ansatzweise formuliert, als ihm auch schon der kalte Schweiß ausbrach. Innerhalb weniger Momente war sein Gesicht von einem dünnen Film überzogen, und auch auf Brust und Rücken und unter den Achselhöhlen bildeten sich Rinnsale, die den Hemdstoff seiner Uniform durchtränkten.
    Er musste sich zwingen, sich langsam um seine eigene Achse zu drehen, bis sein Gesicht in die Richtung zeigte, aus der das Fauchen - oder das Sauggeräusch - gekommen war.
    Der Saal war leer.
    Zumindest, was andere Personen anging.
    Aber etwas war da, was nicht hätte da sein dürfen - und es zog Kennedys Blick wie magisch an.
    Ein Röcheln entrang sich seiner Kehle.
    Er sah das Feuer… und torkelte wie hypnotisiert darauf zu.
    ***
    Malfoy Cummings wusste, dass es ihn seinen Job kosten würde, sollte jemals herauskommen, was er hier zu mitternächtlicher Stunde trieb. Während der Dienstzeit - und entgegen allen Regeln, ob sie nun schriftlich in seinem Arbeitsvertrag fixiert waren oder einfach nur von der Vernunft vorgegeben wurden. Er tat beileibe nichts Schlimmes, nicht aus seiner Sicht jedenfalls. Aber was er sich erlaubte, war auf jeden Fall… nun, inakzeptabel, wie Direktor Brunswick es wohl ausgedrückt hätte.
    »Inakzeptabel, Mister Cummings -Sie werden dieses Haus nie wieder betreten, nicht als zahlender Besucher und erst recht nicht als Angestellter! Gehen Sie und holen Sie sich augenblicklich Ihre Papiere im Personalbüro ab!«
    Das würde er sagen, der strenge, aber - eigener Auffassung zufolge - stets gerechte Direktor Brunswick. Ein Mann ohne Fehl und Tadel. Und ohne jeden Sinn

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