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Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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noch einen Pfeilschuss weit von ihnen entfernt war. Es war eine riesige Felskugel, die wie eine alles zermalmende Walze mit hoher Geschwindigkeit auf sie zurollte und den Schacht fast vollständig ausfüllte. Rechts und links ließ sie gerade eine Handbreit Platz, sodass gar nicht daran zu denken war, sich an die Wände zu zwängen und darauf zu hoffen, dass das rollende Hindernis wirkungslos an ihnen vorbeirauschen würde.
    Eine Woge der Furcht überschwemmte die Gefährten. Doch immerhin waren sie so geistesgegenwärtig, ohne langes Zögern die Beine unter die Arme zu klemmen und in die entgegengesetzte Richtung loszurennen. Was hieß, dass sie sich dorthin aufmachten, woher sie gekommen waren. Und während das Rumoren hinter ihnen immer näher rückte, überlegten sie, ob der vor ihnen liegende Teil des Tunnels irgendwo eine Stelle bereit hielt, die geeignet war, dort Zuflucht zu suchen. Das einzige, was ihnen dazu einfiel, war allerdings die ebene Passage mit den Nischen, aus denen die Knochenkrieger getreten und ihnen einen herzlichen Empfang bereitet hatten. Und bis dorthin war es noch ein gutes Stück.
    „Schneller – gleich hat sie uns! Ich will nicht sterben! Rückzug!“, kreischte der Graf von Griont, dessen lange, dünne Beine sich so schnell bewegten, dass er alle anderen – bis auf Faramon und die Mucklins – überholte.
    „Das versteht er also unter Standhaftigkeit und Rückzug ist nur etwas für Anfänger und so. Wie es scheint, ist unser Graf ganz schön sprunghaft“, meinte Sigurd keuchend.
    „Und anscheinend sind Meisterfechter auch ganz ausgezeichnete Kurzstreckenläufer“, fügte Cord hinzu, der neben Piruk als letzter kam und dessen Atem vor Anstrengung in harten Stößen ging.
    Endlich nahmen sie die letzte Linkskehre und gelangten wieder auf den vergleichsweise breiten Gang mit den Alkoven auf beiden Seiten. Dennoch hing ihr Überleben am seidenen Faden: die rollende, dröhnende Riesenkugel saß ihnen bis auf wenige Schritt im Nacken, und diejenigen von ihnen, die zuhinterst rannten, konnten ihr Nahen bereits wie den Atemhauch des Todes im Nacken spüren. Jeden Augenblick rechneten sie insgeheim damit, dass das viele Tonnen schwere Ungetüm sie erfassen, achtlos über sie hinwegwalzen und sie wie eine lästige Fliege zerquetschen würde. Zu allem Überfluss geriet Alva auch noch ins Straucheln und brachte darüber hinaus beinahe noch Cord und Piruk zu Fall, die ihr gerade noch auszuweichen vermochten. Zwangsläufig fiel die Prinzessin jedoch etwas zurück, und obwohl sie sich hastig wieder berappelte und von neuem losjagte, gelang es ihr nicht mehr, wieder genügend Fahrt aufzunehmen, um dem rollenden Tod zu entkommen. In einem viel höheren Tempo und mit geradezu unbeschreiblicher Gewalt raste der Felsbrocken heran, bis er nur noch drei Schritt von ihr entfernt war. Dann waren es nur noch zwei Schritt, und einen Herzschlag später nur noch einer ...
    Im sprichwörtlich allerletzten Augenblick ergriff eine kräftige Hand Alvas Schulter, zog sie mit sich und bugsierte sie in den nächstgelegenen Alkoven hinein. Einen Wimpernschlag später walzte die gigantische Kugel grollend und polternd über die Stelle hinweg, an der sie gerade eben noch gestanden hatte, und jagte anschließend weiter den Gang entlang.
    „Danke ...“, sagte Alva nur, als sie erkannte, dass sie neben Sigurd auf dem Boden kauerte. Der sich sonst so abgeklärt gebende lemurische Thronerbe wirkte derweil ganz schön mitgenommen und wischte sich ganze Sturzbäche von Schweiß von der Stirn. „Ohne dich hätte ich es nicht geschafft, Sigurd.“
    Das ist genau das, was ich hören wollte!, dachte der Lemurier, ohne sich das allerdings anmerken zu lassen. „Hauptsache wir haben es überstanden und sind noch am Leben“, sagte er stattdessen mit einer watteweichen Stimme (was für ihn höchst unüblich war), während er mit seiner rechten Hand scheinbar unwillkürlich den linken Arm der Prinzessin berührte und seinen Kopf ganz langsam zu ihr hin schob. Vielleicht sprang ja ein kleiner Kuss als Dankeschön für seine Mühe heraus?
    „Sie kommt zurück! Raus hier und lauft!“, rief plötzlich eine schneidende Stimme, oder vielmehr waren es mehrere Stimmen, die durcheinander gellten.
    Mit einem Mal löste sich aus den Schatten am Rand der Nische, in der die beiden Königssprösslinge saßen, eine Gestalt, die sich bei genauerem Hinsehen als einer der Skelettkrieger entpuppte, der offenbar zuvor an der Wand gelehnt hatte.

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