Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)

Zuerst dachten sie – eingedenk der jüngsten Ereignisse – der Knochenmann wolle sie angreifen und mit seinem Säbel zerhacken. Doch stattdessen kippte das in altes Rüstzeug gehüllte Gerippe einfach nur vornüber und fiel Sigurd genau in die Arme, sodass der Totenschädel, an dessen linker Wange noch einige Fleischfetzen hingen und in dessen rechter Augenhöhle ein paar Käfer krabbelten, einen Atemhauch von seinem Gesicht entfernt zum Halt kam. Zu allem Überfluss glitt dann auch noch eine Eidechse aus der Mundöffnung des Toten und wedelte mit seinem länglichen, schwarzen Leib wie eine glitschige Zunge vor dem Mund des Menschen herum.
    „Igitt! Wir sollten besser gehen – ich habe von diesen fauligen Knochenheinis die Nase gestrichen voll!“, sagte der Prinz, während ihn vor Ekel und Schreck ein Schauder durchfuhr. Statt einer wunderhübschen Prinzessin halte ich jetzt ein stinkendes Gerippe in den Armen – wieder mal typisch für mein Glück in letzter Zeit! , dachte er murrend, während er das Skelett, das wenigstens so viel Anstand besaß, mausetot zu sein, von sich stieß, woraufhin es mit einem vernehmlichen Scheppern irgendwo aufprallte.
    Als Sigurd und Alva ihre Köpfe aus dem Alkoven streckten, erkannten sie, dass die Kugel, nachdem sie das andere Ende des Ganges erreicht hatte und auf die sich dort anschließende, leicht ansteigende Fläche gestoßen war, in der Tat wieder zurückgerollt kam. Und auch wenn dies mit einer erheblich geringeren Geschwindigkeit als zuvor geschah, erschien es doch geraten, sich rasch aufzumachen und von neuem zu versuchen, den Fortgang des Tunnelgewölbes zu erkunden.
    „Da seid Ihr ja endlich! Ihr könnt mit Eurem Skelett später weiterkuscheln – jetzt aber sollten wir uns wirklich eilen, denn die Dämmerung ist nicht mehr allzu fern und den Kroaks können wir sicherlich nicht so einfach davonlaufen“, begrüßte Faramon die beiden, als sie aus der Einbuchtung im Fels gekrochen kamen und sich den Staub aus den Haaren strichen.
    Wenn jetzt auch noch der Elb den Scherzbold gibt, fallen mir vor Lachen die Haare aus und ich schließ’ mich für die nächsten fünfhundert Jahre freiwillig den Skeletten an , dachte der Lemurier säuerlich. „Worauf warten wir dann noch?“, erwiderte er gepresst. Dann gingen die neun flotten Schrittes wieder los.
    Nach einer Weile ließ ein wiederkehrendes Geräusch die Gefährten aufhorchen. An sich war es nicht sonderlich laut; eingebettet in die allumfassende Stille, die an diesem Ort ansonsten herrschte, mutete es dennoch wie das Hämmern von Zwergenschmieden an. Das regelmäßige plopp, plopp wurde allmählich lauter, und bald wurde allen klar, dass es sich um Wasser handelte, das irgendwo in einen unterirdischen See tropfte. Dabei warf jeder Wassertropfen ein düsteres Echo, das in der unentrinnbaren Dunkelheit alsbald verhallte.
    Und ehe sie sich versahen, traten sie durch das Ende eines langen, abschüssigen Tunnels wie durch einen Rachen in eine weitläufige Grotte hinein, an deren anderen Ende sie das Wasser eines Sees glitzern sahen. In einiger Höhe darüber schimmerten Wassertropfen, die sich dort sammelten und immer mehr an Größe gewannen, bis sie schließlich in den dunklen See fielen, dort verschwanden und eins mit dem Gewässer wurden. Plopp, plopp .
    „Kann nicht mal jemand dieses dämliche Geploppe abstellen?“, fragte Sigurd, dessen gute Laune sich nach den jüngsten Ereignissen in Grenzen hielt. „Da kann ja kein Mensch nachdenken!“
    „Dafür habt Ihr Menschen ja zum Glück uns Mucklins!“, erwiderte Neimo und zeigte strahlend darüber, dass der langweilige Fußmarsch durch die eintönigen Stollen vorläufig ein Ende hatte, zum linken Ende der Kaverne hin. „Dort drüben in der Wand ist eine Tür eingelassen. Und wie mir mein feines Näschen verrät, befindet sich dahinter höchstwahrscheinlich der Durchgang, den wir als nächstes nehmen müssen! Vielleicht wird sogar der Edelstein direkt dahinter verwahrt, wer weiß? Aber mal sehen, das haben wir gleich ...“, sprach er zu Ende und sprang los.
    Im trüben, flackernden Schein der Fackeln, die einige von ihnen schwenkten und von denen auch Neimo eine trug, erkannten die anderen, dass es tatsächlich eine Tür gab. Außerdem verriet ihnen ein rascher Rundumblick, den sie durch das von Felsen gesäumte Oval der Höhle schweifen ließen, dass es in der gegenüber liegenden rechten Wand eine weitere, gleichartige Pforte gab. Ansonsten herrschte, was