Der Kruzifix-Killer
wusste aber, dass D-King die Frau auf dem Bild erkannt hatte, und das war ein wichtiger Schritt vorwärts. Da er jetzt wusste, wo er suchen musste, würde es nicht mehr schwierig sein, ihre Identität herauszufinden. D-Kings Mitarbeit war nicht mehr entscheidend. Hunter stand auf und wandte sich mit Garcia zum Gehen.
»Detective.« D-Kings Ruf erreichte ihn, als sie beide gerade die Stufen zur Tanzfläche hinuntergehen wollten. Hunter drehte sich um. D-King gab Jerome mit der Hand ein Zeichen, woraufhin der ein Foto aus seiner Jackentasche zog und es neben den Computerausdruck legte. Die beiden Detectives kehrten an den Tisch zurück und setzten sich wieder, um die Bilder zu vergleichen. Die Ähnlichkeit war verblüffend.
»Sie heißt Jenny Farnborough. Ich suche seit letztem Freitag nach ihr.«
Hunter spürte, wie ihm heiß wurde. »Da haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
»Genau. Letzten Freitag, hier drin.«
»Hier?«, fragte Garcia aufgeregt.
»Ja. Wir saßen genau an diesem Tisch hier. Sie hat sich entschuldigt, um zur Toilette zu gehen und ihr Make-up aufzufrischen oder so was. Aber sie ist nicht mehr zurückgekommen.«
»Um wie viel Uhr war das?«
D-King sah Jerome an.
»Spät. So gegen zwei, Viertel nach zwei«, sagte Jerome.
»Sie glauben also, dass sie hier aus dem Club verschleppt wurde?«, fragte Hunter ruhig.
»Sieht so aus.«
»Vielleicht kannte sie den Täter von irgendwoher – jemand, mit dem sie schon mal eine Verabredung hatte?«
D-King schüttelte den Kopf. »Selbst wenn sie jemanden getroffen hätte, den sie kannte, wäre sie nicht einfach weggegangen, ohne was zu sagen. Sie hätte zuerst mit mir geredet. Jenny war ein gutes Mädchen.«
Hunter schwieg einen Augenblick, während er überlegte, wie viel er über das Opfer preisgeben wollte. »Sie hatte Drogen im Blut. GHB. Schon mal davon gehört?«
D-King widmete Hunter ein Autohändlerlächeln. So naiv konnte Hunter nicht sein, das wusste er. »Ja, hab ich. Damit hat er es gemacht?«
»Ja.«
»Sie sagten, sie ist gefoltert worden?«, fragte Jerome.
»Ja.«
»Was genau soll das heißen?«
Hunter schlug den Blick auf die zwei Fotos auf dem Tisch nieder. Der Anblick des nackten, verstümmelten, zwischen den zwei Pfosten aufgehängten Körpers zuckte ihm durch den Kopf.
»Wer auch immer sie getötet hat, wollte, dass sie so viel wie möglich leidet. Es gab keinen Gnadenakt, keinen erlösenden Kopfschuss oder Messerstich ins Herz. Der Killer wollte, dass sie langsam und qualvoll stirbt.« Hunter sah keinen Grund, die Wahrheit zu verschweigen. »Sie wurde bei lebendigem Leib gehäutet.«
»Sie … was?« Jeromes Stimme stieg um eine halbe Oktave.
Keiner der beiden Detectives antwortete.
D-King versuchte, seinen Zorn zu verbergen, doch der loderte aus seinen Augen. In seiner Vorstellung entstand unwillkürlich ein groteskes Abbild von Jenny, allein, unter Qualen, um Gnade flehend, um Hilfe rufend. Er versuchte vergeblich, das Bild zu verdrängen. Als er sprach, bebte seine Stimme vor Zorn. »Sind Sie ein religiöser Mensch, Detective?«
Die Frage überraschte Hunter ebenso wie Garcia. »Warum?«
»Weil Sie in diesem Fall beten sollten, dass Sie Jennys Mörder vor mir finden.«
Hunter konnte D-Kings Drohung nachvollziehen. Während er selbst sich an die Regeln halten und nach Protokoll vorgehen musste, war D-King nicht daran gebunden. Die Vorstellung, dass er den Killer vor ihnen fand, hatte etwas Verlockendes.
»Wir brauchen eine Liste all ihrer … Kunden, aller Personen, mit denen sie in den letzten sechs Monaten Kontakt hatte. Der Killer könnte jemand gewesen sein, den sie kannte.«
D-King servierte Hunter noch ein öliges Lächeln. »Sie gefallen mir, Detective Hunter. Sie sind wirklich amüsant.« Er schwieg einen Augenblick. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Kunden …?«
Es war aussichtslos, D-King zur Herausgabe einer solchen Liste überreden zu wollen, Hunter wusste das.
»Sie sagten, Sie brauchen ihren Namen. Den haben Sie jetzt. Ich fürchte, mehr kann ich nicht für Sie tun«, sagte D-King und machte eine auffordernde Geste zur Treppe hin. Beide Detectives erhoben sich ohne ein weiteres Wort. Hunter nahm die zwei Fotos vom Tisch auf. »Eines noch«, sagte Hunter und zog ein Blatt Papier aus seiner Jackentasche.
D-King blickte mit einem ungeduldigen Ausdruck auf.
»Haben Sie dieses Symbol schon mal irgendwo gesehen?«
D-King und Jerome betrachteten das seltsame Zeichen. Jerome schüttelte den
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