Der Kruzifix-Killer
unter ihren Füßen schien ständig leicht zu vibrieren. Sie warteten vielleicht fünf Minuten, bis Pietro erschien.
»Mr Tevez sagte, Sie wollen mit mir sprechen«, hob er an, nachdem sich alle vorgestellt hatten.
»Stimmt. Ihre Unterhaltung mit Bobby Preston, worum ging es da?« Garcia kam gleich zur Sache.
An Pietros verwirrter Miene war abzulesen, dass ihm der Name nichts sagte.
»D-King. Ihre Unterhaltung mit D-King«, spezifizierte Garcia.
»Ging es darin um diese Frau?« Garcia zeigte ihm das Bild von Jenny.
Pietro war sichtlich nervös. Aus heiterem Himmel stellten ihm zuerst D-King und dann die Polizei Fragen zu Jenny. »Ja. Er wollte wissen, ob ich mich letzten Freitag mit ihr unterhalten habe.«
»Und? Haben Sie?«
»Ja, ganz kurz.«
»Wissen Sie noch, um welche Zeit?«
»So gegen zwei Uhr morgens.«
»Worüber haben Sie mit ihr gesprochen?«
Pietro kam sich vor wie in einem Déjà-vu. D-King hatte ihm eben genau dieselben Fragen gestellt.
»Nichts Besonderes. Sie sah müde aus, also hab ich sie gefragt, ob sie was zu trinken will. Wir haben nur eine Minute oder so geredet. Ich hatte ja Kundschaft an der Bar.«
»Hat sie einen Drink bestellt?«
»Nicht bei mir. Sie hatte schon ein Glas Champagner.«
»Ist sie weggegangen, nachdem Sie beide sich unterhalten haben?«
»Nicht gleich. Sie hing ein wenig an der Bar ab. Sagte, sie bräuchte mal eine Pause. Wie ich schon sagte, sie machte einen müden Eindruck.«
»Ist Ihnen zufällig aufgefallen, ob sie mit jemand anderem gesprochen hat?«
Wieder dieselbe Frage wie von D-King. »Jenny ist ein sehr hübsches Mädchen. Wenn jemand wie sie an einem Freitagabend an der Bar steht, dann zieht sie Männer an wie ein Magnet. Sie wird immer von irgendjemandem angesprochen. Aber da war so ein Typ …«
»Was war mit dem?«
»Er sah irgendwie anders aus. Zuerst mal trug er einen ziemlich teuren Anzug. Hier drin trägt eigentlich niemand Anzug, außer die Chefs und ein paar der Gäste in der V.I.P.-Lounge, schon gar nicht am Freitag- oder Samstagabend. Es sah aus, als wollte er sie anbaggern. Aber da war nichts für ihn drin.«
»Wie meinen Sie das?«
»Er war nicht Jennys Typ. Sie redet und flirtet mit allen, egal ob Mann oder Frau, aber sie ist nicht der Typ Mädchen, das sich in einem Nachtclub abschleppen lässt. Er hat sich ein paar Minuten mit ihr unterhalten und ist dann abgezogen.«
»Wie sah er aus?«
»Dazu kann ich Ihnen eigentlich nicht viel sagen. Ich weiß nur noch, dass er relativ groß und gut gekleidet war, aber sonst …« Pietro schüttelte den Kopf. »Gesichter kann ich mir nicht besonders merken.«
»Haben Sie sie noch mit jemand anderem sprechen sehen?«
»Nicht dass ich wüsste. Aber wie gesagt, es war Freitagabend, da war ich pausenlos beschäftigt.«
»Haben Sie den großen, gutgekleideten Mann noch ein anderes Mal hier gesehen – vorher oder nachher?«
»Tut mir leid.« Noch ein Kopfschütteln. »Wenn er hier war, ist er mir nicht aufgefallen. Ich erinnere mich ja auch nur an ihn, weil er mit Jenny geredet hat.«
»Wissen Sie, ob die beiden zusammen weggegangen sind?«
»Nein. Aber wie gesagt, das ist eigentlich nicht Jennys Stil.«
»Wirkte sie irgendwie high oder betrunken?«
»Nein, nur müde.«
Hunter zog eine Visitenkarte aus seiner verbeulten ledernen Brieftasche. »Falls Sie den großen, gutgekleideten Mann hier drin noch einmal sehen, lassen Sie alles stehen und liegen und rufen uns an, okay?«
»Ja, in Ordnung.« D-King hatte ihn um genau dasselbe gebeten.
»Meine Handynummer steht auf der Rückseite.«
Pietro betrachtete Hunters Karte von beiden Seiten und steckte sie in seine Hosentasche. »Ihr ist was zugestoßen, oder?«, fragte er mit fast zärtlichem Unterton.
Hunter zögerte einen Moment, doch die Wahrheit würde Pietros Bereitwilligkeit, ihnen zu helfen, vermutlich fördern. »Sie ist tot.«
Pietro schloss eine Sekunde lang die Augen. Es war hart, sich vorzustellen, dass er nie wieder Jennys Lächeln sehen oder dem warmherzigen Blick aus ihren Augen begegnen würde. Nie wieder ihre sanfte Stimme hören. »Und Sie glauben, dass es der große, gutgekleidete Typ war?«
»Wir wissen es nicht sicher, aber anscheinend war er der Letzte, der mit ihr gesprochen hat.«
Pietro nickte, als habe er verstanden, was er zu tun hatte.
33
A m nächsten Vormittag fuhren Hunter und Garcia zu George Slaters Privatadresse in Brentwood.
»Nicht übel«, sagte Garcia bewundernd, als sie das imposante
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