Der Kruzifix-Killer
Wenn er wollte, dass sie ihm halfen, musste er mitspielen.
»Sie ist tot. Sie wurde auf grausamste Weise umgebracht, und ihr Gesicht war …« Hunter suchte nach einem passenden Wort. »Unkenntlich. Deshalb mussten wir es mit einer besonderen Software rekonstruieren.«
D-King blickte Hunter einige Sekunden lang unverwandt an, dann griff er nach dem Bild und betrachtete es noch einmal eingehend. Hunter hegte keinen Zweifel daran, dass D-King die Frau erkannt hatte, aber da war noch etwas. Eine verborgene Emotion.
»Wie kommen Sie darauf, dass ich die Kleine kenne?«
Hunter wusste, was D-King hier versuchte. »Hören Sie, P-Diddy …«
»D-King.«
»Mir egal. Ich habe kein Interesse an Ihnen oder an dem, was Sie so tun. Was immer Sie an illegalen Geschäften betreiben, ich bin mir sicher, das Gesetz wird Ihnen schon bald auf die Schliche kommen, aber heute ist nicht dieser Tag. Es mag Sie erstaunen, aber Sie sind bei dieser Untersuchung kein Verdächtiger. Derjenige, der diese Frau ermordet hat, hat gestern erneut einen Menschen getötet, und er wird damit fortfahren, bis wir ihn stoppen. Die Identität dieser Frau könnte uns einen Hinweis darauf geben, wer dieses Monster ist. Wenn sie eins von Ihren Mädchen war …«
»Eins von meinen Mädchen?«, unterbrach D-King ihn erneut. Er hatte nicht vor, zuzugeben, dass er mit Sex handelte.
»Sie wollen sich dumm stellen, na gut, von mir aus, wobei es mir zum gegenwärtigen Zeitpunkt absolut scheißegal wäre, selbst wenn Sie der größte Zuhälter auf Erden wären. Ich bin nicht hinter Ihnen her. Wir sind vom Morddezernat, nicht von der Sitte.«
D-King legte das Bild auf den Tisch zurück. »Hübsche Ansprache, Detective.«
Hunter holte scharf Luft. Sein Blick war nach wie vor fest auf sein Gegenüber gerichtet.
D-King erkannte rasch, dass sich hier womöglich eine günstige Gelegenheit auftat. »Wenn Sie meine Hilfe brauchen, vielleicht können wir dann ein beiderseitiges Arrangement finden.«
»Arrangement?« Hunter wusste genau, was jetzt kommen würde.
»Ich brauche hin und wieder einen Gefallen von den Jungs in Schwarzweiß. Ich helfe Ihnen, Sie helfen mir, alle sind zufrieden. Das kann eine sehr profitable Partnerschaft für beide Seiten sein.«
Jetzt kapierte auch Garcia, worauf D-King hinauswollte. Im Gegensatz zu Hunter konnte er seine Empörung jedoch nicht verbergen.
»Zur Hölle mit Ihnen! Jemand hat eins Ihrer Mädchen gefoltert und getötet, und Ihnen ist das scheißegal? Ich dachte, es wäre Ihr Job, sie zu beschützen. Ist das nicht das, wofür Zuhälter sich rühmen?« Garcias Gesicht war rot vor Zorn, seine Stimme wütend und laut. Die Gäste an den benachbarten Tischen schauten auf und warfen neugierige Blicke herüber. »Und Sie benutzen ihren Tod, um uns auf Ihre Gehaltsliste zu kriegen? Ein toller King sind Sie. Vielleicht überlegen Sie sich mal, ob Sie nicht lieber D-Loser heißen sollten.« Garcia stand auf und wartete darauf, dass Hunter dasselbe tat. Was allerdings nicht geschah.
Garcias Entrüstung amüsierte D-King. »Ah, jetzt machen Sie mal halblang. Sie werden mir doch wohl nicht mit dieser Guter-Cop-Böser-Cop-Nummer kommen? Halten Sie mich für so dämlich? So ’ne Scheiße funktioniert nur im Kino, und da sind wir doch wohl nicht, oder?«
»Wir spielen keine Spielchen«, antwortete Hunter ruhig. »Der Killer allerdings schon. Detective Garcia hat recht. Der Killer hat sich eins von Ihren Mädchen geholt und Ihnen ein groß geschriebenes FUCK YOU als Gruß hinterlassen.« Hunter beugte sich vor und stützte beide Ellbogen auf den Tisch. »Wir halten Sie nicht für dämlich, aber der Killer offensichtlich schon. Der lacht sich nämlich gerade einen ab, und das wundert mich auch nicht. Der spaziert einfach in Ihr Revier hinein, schnappt sich eins von Ihren Mädels, und Sie merken es noch nicht mal. Dachten Sie, sie wäre in Urlaub gefahren? Was, wenn dieser Psychopath sich noch eins von Ihren Mädchen holen will? Vielleicht eine von denen, die vor ein paar Minuten noch hier am Tisch saßen?«
D-King erwiderte Hunters Blick ohne jegliche Regung.
»Na gut«, fuhr Hunter fort. »Sie wollen also weiter breitbeinig hier hocken und auf cool machen? So tun, als hätten Sie hier immer noch das Sagen, als wären Sie immer noch der King? Mir egal. Wir wollen bloß den Namen des Mädchens, und sei es nur, um ihre Angehörigen wissen zu lassen, was ihr zugestoßen ist.«
Hunter wartete auf eine Reaktion, die jedoch ausblieb. Er
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