Der Kruzifix-Killer
Geduld war am Ende und sein Ton entsprechend. Ohne abzuwarten, bis die beiden zur Seite traten, ging Hunter einen Schritt vor und schob sie mit den Ellbogen zur Seite. Garcia folgte ihm.
Jerome hatte das Geschehen von dem Tisch gleich am oberen Ende des Aufgangs beobachtet. Als die beiden Detectives die V.I.P.-Lounge betraten, stand er auf und stellte sich ihnen in den Weg.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Ja, was zum Teufel …? Der Typ hat ja mehr Security um sich herum als der Präsident der Vereinigten Staaten«, sagte Hunter, indem er sich zu Garcia umdrehte. Dann erst erwiderte er Jeromes Blick. »Nein, du kannst mir nicht helfen, Gigantore. Ich muss mit deinem Boss reden«, sagte Hunter und deutete auf D-Kings Tisch.
Jerome musterte die beiden Männer vor ihm, ohne sich von der Stelle zu rühren.
»Also, wir können uns hier ganz gemütlich in der V.I.P.-Lounge ein wenig unterhalten, oder wir verlegen den ganzen Zirkus aufs Revier und machen da richtig Party. Such’s dir aus, Muskelmann.«
Jerome fixierte die beiden Männer noch ein paar Augenblicke, schließlich wandte er sich zu D-King um, der inzwischen Interesse an dem Ganzen zu zeigen begann. Er nickte Jerome kurz zu.
»Sorry, Girls, aber ich muss mich mal eben um was Geschäftliches kümmern. Warum geht ihr nicht hübsch eine Runde tanzen?«, sagte D-King zu den vier atemberaubenden Mädchen an seinem Tisch. Sie standen auf und gingen, eine nach der anderen, mit einem aufreizenden Augenzwinkern und einem verführerischen Lächeln an Hunter und Garcia vorbei. Garcia schien jedes Mal zu strahlen, und sein Blick folgte den Mädchen, als sie davongingen.
»Wenn Sie an einer Interesse haben, kann ich gerne ein gutes Wort für Sie einlegen«, sagte D-King grinsend und entblößte dabei eine Reihe strahlend weißer Zähne. Hunter fiel ein winziger Diamant auf, der an seinem linken oberen Schneidezahn funkelte.
»Wie bitte? Oh, nein, nein. So war das nicht gemeint«, erwiderte Garcia unbehaglich.
»Selbstverständlich. Bitte, nehmen Sie Platz. Champagner?«, fragte D-King und deutete mit der Hand auf eine Flasche, die im Eiskübel auf dem Tisch stand.
»Nein, danke.«
»Na gut. Womit kann ich Ihnen helfen?«
D-King war ein sehr attraktiver Schwarzer. Gerade mal einunddreißig Jahre alt, eins fünfundsiebzig groß, mit sorgfältig rasiertem Schädel. Seine haselnussbraunen Augen waren auffallend, seine Gesichtszüge markant, aber wohlgeformt. Er trug einen dunklen Anzug aus Viskose, darunter ein weißes Seidenhemd, an dem die obersten zwei Knöpfe geöffnet waren. Darunter lugte eine Goldkette hervor.
»Ich bin Detective Hunter, das hier ist Detective Garcia«, stellte Hunter sich und seinen Kollegen vor, die Dienstmarke in der Hand.
D-King stand weder auf, noch bot er ihnen die Hand zum Gruß. Jerome hatte sich inzwischen neben ihn gestellt.
Hunter und Garcia setzten sich D-King gegenüber, mit dem Rücken zur Tanzfläche. Hunter kam ohne Umschweife zur Sache. Er zog das Computerbild des Mädchens aus seiner Jackentasche und legte es vor D-King auf den Tisch.
»Kennen Sie diese Frau?«
D-King richtete den Blick auf das Foto und betrachtete es einen Augenblick, ohne es in die Hand zu nehmen. »Sie sind kein Mann, der sich mit lästigem Smalltalk aufhält, was, Detective Hunter? Gefällt mir.«
Hunter verzog keine Miene.
»Das ist ein Computerausdruck«, stellte D-King ein wenig überrascht fest.
»Stimmt.«
»Und wieso das?«
»Tut mir leid, aber diese Information ist vertraulich.«
»Tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen.« Die Antwort kam postwendend.
Die beiden Detectives wechselten einen Blick. »Sehen Sie, Mr Preston, die Angelegenheit ist sehr wichtig …«
»Schwester Joan in der Grundschule hat mich immer ›Mr Preston‹ genannt«, unterbrach D-King ihn und hob dazu die rechte Hand. »Sie dürfen mich D-King nennen.«
Hunter mochte es nicht, wenn er unterbrochen wurde. »Wie gesagt, die Angelegenheit ist sehr wichtig.«
»Daran habe ich keinen Zweifel, aber so funktioniert das nicht. Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, dann müssen Sie mir schon auch irgendwas geben. Ich bin Geschäftsmann, für irgendwelchen Bullshit habe ich keine Zeit, und gratis gibt’s bei mir auch nichts.«
Hunter verhandelte nicht gerne, schon gar nicht mit Leuten wie D-King, doch im Moment hatte er keine große Wahl. Er hatte D-Kings und Jeromes Reaktionen auf das Bild scharf beobachtet, und er wusste, dass sie die Frau erkannt hatten.
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