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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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erst freuen würden, wenn ich es denen noch erzählen könnte!«
    »Ihr sollt es ihnen erzählen, Barthold,« sagte freundlich Wolf, »wenn auch nur Euren Vöglein. Ihr mögt morgen wieder nach Hause reisen, um Briefe von mir an den Verwalter und Eure Sachen gleich in Ordnung zu bringen. Jetzt geht zu Karl und laßt Euch Euer Frühstück geben. Nachher sprechen wir weiter.«
    Wolf mußte heute für alle denken; die Freude, einander wieder zu haben, hatte selbst den sonst so ernsten und gesetzten Georg betäubt, daß er sich, wie in einem Traume, nur noch dem Glücke hingab, der Mutter wieder zu gehören. Während aber die alte Dame jetzt, Adelens Hand in der ihren und mit der Rechten Josefinen an sich pressend, auf dem Sofa saß und sich erzählen ließ, und auch die kleine Marie herübergerufen war, nicht allein und verlassen in diesem allgemeinenGlücke zu sein, ging Wolf in sein Schlafzimmer, um sich anzukleiden und zur bestimmten Zeit beim Kriegsminister einzutreffen. Um zwölf Uhr war er dorthin beschieden worden, und es blieb ihm gerade noch Zelt, die Ralphensche Wohnung bis dahin zu erreichen.

30.
    Als Wolf die breite, teppichbelegte Treppe hinaufstieg, murmelte er leise vor sich hin: »Zum letztenmal! – Wieviel leichter ist mir jetzt, da ich das alles abgeschüttelt habe! Melanie – es war ein schöner Traum, aber auch nichts weiter – sie hat kein Herz, sonst hätte sie nicht so sich von mir losreißen können. Fort damit! In wenigen Wochen liegt das alles nur noch in der Erinnerung« – und rasch die letzten Stufen hinaufspringend, bat er einen der herbeieilenden Diener, ihn bei Seiner Exzellenz anzumelden. Der Bediente ersuchte ihn, ihm nur zu folgen, da Seine Exzellenz schon nach dem Herrn Rittmeister gefragt hätten. Er führte ihn aber nicht nach des Ministers Arbeitszimmer, sondern nach Melanies Gemächern und klopfte hier an, ehe Graf Geyerstein eine Einwendung dagegen machen konnte.
    »Herein!«
    Der Diener steckte den Kopf in die Tür und meldete: »Der Herr Graf von Geyerstein sind eben gekommen und lassen anfragen, ob Exzellenz ...«
    »Soll hereinkommen!« rief die fröhliche Stimme des alten Herrn, »wollen die Sache gar nicht so förmlich machen.«
    Der Diener warf die Tür weit auf, und seinen Helm im Arm, stand im nächsten Augenblick Graf Geyerstein auf der Schwelle von Melanies Zimmer, die sich bei seinem ehrfurchtsvollen Gruße verlegen halb von ihrem Sitze erhob.
    »So, das ist recht, lieber Geyerstein,« sagte die alte Exzellenz, ihm herzlich die Hand reichend, »daß Sie so pünktlich Wort halten. Ich habe Ihnen heute auch eine angenehme Kunde zu bringen.«
    »Der Kanzleibote steht auch noch im Vorsaale, Exzellenz,« erinnerte der Diener.
    »Lieber Gott, auch den hatte ich ganz vergessen!« rief der Kriegsminister, unwillig mit dem Kopfe schüttelnd, »den muß ich erst abfertigen – aber das ist gleich geschehen. Bleiben Sie nur einen Augenblick hier bei meiner Tochter – ich bin gleich wieder da und bringe Ihnen dann auch die Papiere mit.«
    »Welche Papiere, Exzellenz?«
    »Werden schon sehen – daß du mir indessen nicht plauderst, Melanie!« Und der Tochter mit dem Finger drohend, verließ der alte Herr das Zimmer.
    »Wollen Sie nicht Platz nehmen, Herr Graf?« sagte Melanie leise.
    Graf Geyerstein nahm, ohne seinen Helm abzulegen, sich leicht verneigend, einen Stuhl der jungen Dame gegenüber.
    »Ich hoffe nicht, daß ich störe, Komtesse.«
    Melanie verneinte durch eine Bewegung.
    »Dann möchte ich den mir vergönnten Augenblick zugleich benutzen, mich Ihnen – vielleicht auf längere Zeit – zu empfehlen.«
    »Sie wollen wieder auf Urlaub gehen?« sagte Melanie, und ein eigenes wehes Gefühl ergriff ihr Herz.
    »Dieses Mal nicht,« sagte Graf Geyerstein ruhig, »der Zweck meines Besuches bei Seiner Exzellenz ist, ihn darum zu bitten, mein Entlassungsgesuch aus ***schen Diensten bei dem Fürsten zu befürworten. Ich habe im Sinne, den Dienst für immer zu quittieren.«
    »In der Tat?« sagte Melanie ruhig, »um sich auf Ihre Güter zurückzuziehen?«
    »Ja, Komtesse – mit meiner Mutter. Die Gräfin Geyerstein hat mich heute morgen durch ihre Ankunft überrascht. Ich habe eine Besitzung in Ungarn gekauft, die ich selber zu bewirtschaften gedenke.«
    »Mit Ihrer Mutter?« rief Melanie erstaunt.
    »Finden Sie das so außerordentlich, Komtesse? Wir haben so lange getrennt gelebt, daß wir beide das Bedürfnis fühlen, von jetzt an einander näherzustehen. – Meine

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