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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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damals! Denn das hieß, einen festen Tageslohn, eine feste Arbeit, sogar als Mechaniker.
Bevor Durruti bei der Eisenbahn anfing, hat er schon in andern Werkstätten gearbeitet, in Leon, mit vierzehn Jahren, in Miajas Fabrik, und dort lernte er Arbeiter aus Asturien kennen. Die haben auch davon geredet, was in der Gesellschaft los war, und Durruti hat gut zugehört, denn er kannte die Ungerechtigkeit. Diese Arbeiter kamen von weit her, aus Asturien, und sie mußten zu Fuß nachhause und zurücklaufen, am Wochenende, wenn sie einmal am Tisch ihrer Frau und ihrer Familie essen wollten.
    Florentino Monroy

    Der Generalstreik
    Dann kam der große Generalstreik von 1917. Damals war ganz Spanien im Streik, und wir hatten schon ein bißchen etwas kapiert und waren bei der sozialistischen Gewerkschaft in Leon; eine andere gab es damals noch nicht.
Wir sind auch die ersten gewesen, die ein wenig Wind in die Sache brachten, damit das Syndikat nicht ganz versumpfte. Die sagten immer, nur mit dem Stimmzettel könnte es besser werden. Nichts da, sagten wir, da müßt ihr euch ganz andere Sachen einfallen lassen.
Als der Streik von 1917 kam, da waren wir gerade neunzehn Jahre alt. Gewaltsam? Und ob das ein gewaltsamer Streik war! Wir haben die Gewalt provoziert. Die Regierung schickte uns das Militär auf den Hals. Der Streik wurde eines Nachts ausgerufen, er begann um Mitternacht. Überall stand die Guardia Civil parat, um die Arbeiter einzuschüchtern, als sie die Fabriken verließen. Aber wir hatten uns schon vorher abgesprochen. Wir wollten es nicht zulassen, daß der Streik im Sand verlief. Wir hatten auch ein paar Waffen, nichts Besonderes, aber genug, um den Soldaten einen Schrecken einzujagen. Die hatten schon den Bahnhof besetzt. Der Bahnhof liegt auf der andern Seite des Flusses, wenn Sie von der Stadt her kommen. Es war schon dunkel, wir sahen die Monturen der Soldaten blitzen, und dann ging es los: Bang! Bing-bang. bing-bang. Es war fast wie ein kleiner Krieg. Uns hat es Spaß gemacht. Bald hatten wir die Guardia Civil am Hals. Mit den kleinen Revolvern war da nichts mehr zu machen. Wir suchten uns ein paar Hochspannungsmasten im Zentrum von Leon aus, die waren sehr hoch, und sie standen gut, es waren Bäume davor. Wir kletterten hoch und saßen da gut versteckt, und jeder hatte Mütze und Taschen voller Steine, die warfen wir auf die Polizisten.
Die Polizisten stellten sich wie die Verrückten an, weil sie nicht wußten, wo die Steine herkamen. Die Steine schlugen Funken auf dem Pflaster in der Dunkelheit. Überall Steine! Die Polizisten gingen mit Pferden auf die Leute los. Sie haben uns aber nicht erwischt.
Das war nicht viel, aber es war gut, weil die Leute sahen, daß sie mit dem passiven Kampf nichts ausrichten konnten, und allmählieh kam eine revolutionäre Stimmung auf, wie sie später durch die CNT in das ganze Land gebracht worden ist. Natürlich, wer damals schon der Anführer war bei diesen Gefechten, das war Durruti.
    Florentino Monroy

    Die Gewerkschaften
    Auf Grund des Generalstreiks von 1917 schloß die Eisenbahnergewerkschaft, eine Institution, die von den Sozialdemokraten beherrscht und manipuliert wurde, Durruti und einige seiner Genossen aus. Sie hatten den Streik beim Wort genommen, ohne in ihrem jugendlichen Enthusiasmus zu begreifen, daß die ganze Streikbewegung nur eine Finte der Bonzen war. Largo Caballero, Besteiro, Angiano und Saborit, die Führer der Sozialdemokratie, hatten den Streik angezettelt, nur um dann die Arbeiter, deren Aktionen für eine Weile ihrer Kontrolle entglitten waren, an Händen und Füßen gefesselt den Eisenbahngesellschaften auszuliefern.
Dieses gemeine Manöver und die Komödie ihrer Strafverfolgung trugen den Bonzen nicht nur Abgeordnetensitze im Parlament ein; es gelang ihnen auf diese Weise auch, die Eisenbahnergewerkschaft von anarchistischen Mitgliedern zu säubern. Die Anarchisten waren auf ihren Versammlungen der reformistischen Taktik und dem beherrschenden Einfluß der Sozialdemokratischen Partei entgegengetreten und hatten für eine offen revolutionäre Orientierung der Gewerkschaft gekämpft. Durruti war unter ihnen einer der rebellischsten und militantesten. Zusammen mit seinen Genossen weigerte er sich, vor den Unternehmern zu kapitulieren; stattdessen ging seine Gruppe, wie viele andere auch, zur Sabotage im großen Stil über. Lokomotiven wurden verbrannt, Schienen aufgerissen, Schuppen und Magazine angezündet, und so weiter. Diese Taktik führte zu

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