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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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    P hoenix!«
    Der Ruf weckt mich und ich reibe mir mit dem Arm übers Gesicht. Das letzte Mal, als ich aufgewacht bin, habe ich gesabbert.
    Ich falte mich aus dem Sitz, fürchte fast, mein Skelett könnte bleibend die Form eines Bussitzes angenommen haben. Acht Busse, fast fünftausend Kilometer und vier Nächte auf der Erde schlafend. Natürlich hätte ich, vor den Elementen geschützt, in den Busbahnhöfen übernachten können. Oder sogar in einem Hotel – ich habe Geld und, na ja, ein kleines Vermögen in Goldmünzen, ganz zu schweigen von der Fähigkeit, mehr zu machen, wenn ich wirklich müsste. Doch all diese Möglichkeiten hätten dazu geführt, dass ich erwischt und höchstwahrscheinlich getötet worden wäre. Also waren Büsche voller Spinnweben und nasses, kaltes Gras meine Lager für die letzten Nächte.
    Es war Mord für mein Rückgrat – ganz zu schweigen von meinem Bein –, und sämtliche Muskeln tun mir weh, als ich auf die Bustür zuwanke. Der letzte Schritt erweist sich als ein bisschen zu viel, und ich stolpere hinaus in den Sonnenschein und halte die Hand vor die Augen, wie ein Bärenjunges, das aus dem Winterschlaf erwacht.
    Mich überkommt ein feines Gefühl, das mir so wenig vertraut ist, dass ich ein paar Sekunden brauche, um es zu erkennen.
    Wärme. Sonnenstrahlen verbreiten eine sanfte Hitze in meinem Körper, wärmen meine Haut, die Luft, die ich atme. Ich bleibe ein paar Augenblicke einfach stehen und sauge die belebenden Strahlen in mich auf. Ich weiß nicht, wann mir seit dem Abend, an dem ich Portsmouth verlassen habe, überhaupt einmal richtig warm war. Wir sind durch Schnee gefahren, durch Hagel, hatten sogar Verspätung wegen eines Wirbelsturms in Montana. Die Leute um mich herum stellten Theorien über die globale Erwärmung und Sonneneruptionen auf, aber ich hielt den Mund. Ich verstehe den Zusammenhang zwischen dem extremen Wetter und dem Virus noch nicht – doch Elizabeth sagte, es gäbe einen, und ich weiß jetzt, dass ich ihr glauben kann.
    Ich brauche ein paar Minuten, um mich zu orientieren, mich daran zu gewöhnen, auf einer Oberfläche zu gehen, die nicht schaukelt und ruckelt. Stillzustehen fühlt sich nicht mehr normal an.
    Mann, ich stinke. Die Katzenwäschen, die ich unterwegs in Toiletten im ganzen Land gemacht habe, waren nicht annähernd genug. Aber besser als eine Gefangene der Reduciata zu sein , erinnere ich mich.
    Ich fühle mich kaum noch wie ich selbst. Nein, stimmt nicht ganz. Ich fühle mich kaum noch wie Tavia . In den letzten fünf Tagen habe ich die Stimmen, die herausbrachen, als ich Marie bekämpfte, zu einem Teil von mir werden lassen. Ich habe ein halbes Notizbuch damit gefüllt, woran ich mich aus diesen Leben erinnern kann. Shihon die Kriegerkönigin aus der Zeit, bevor Zeit eine Bedeutung hatte, Embeth, das gesichtslose Küchenmädchen mit Träumen, die es nicht verstand, Kahonda, eine indische Jägerin, die jung starb auf der Suche nach etwas, das sie nicht in Worte fassen konnte.
    Und Sonya. Und Rebecca.
    Sie sind jetzt ich und ich bin sie.
    Und wir alle brauchen eines. Wir müssen ihn finden.
    Denn jetzt, wo ich die Gelegenheit hatte, den geheimen Teil von Rebeccas Tagebuch zu lesen – zweimal –, wissen wir alle, wovor wir davonlaufen. Ich weiß nicht, was für eine Zukunft ich mit Logan habe oder nicht habe, aber ich muss ihn finden und vor diesen Leuten beschützen. Es ist mehr als ein bisschen beängstigend zu erfahren, wie viele Katastrophen der Geschichte, von denen ich gelesen habe, auf die Erdgebundenen zurückgeführt werden können – normalerweise in Verbindung mit den Reduciata, aber nicht immer. Die Mongoleninvasion in China, die große Hungersnot in Indien, die Überschwemmungen von Polen und Litauen und sogar – wenn man den Curatoria Glauben schenken darf: die Schwarze Pest – ein Testlauf des Virus, das jetzt die Welt heimsucht. Sie verwüstete Europa vor siebenhundert Jahren, aber offenbar genügte das den Reduciata nicht. Dieses Virus soll jetzt noch zehnmal schlimmer sein. Zehnmal so tödlich.
    Dass das in den Augen der Reduciata ein Erfolg ist, macht mich krank.
    Es wirft die Frage auf, worin sie seit Rebeccas Bericht noch verwickelt waren. Die Weltwirtschaftskrise? Weltkriege? Selbst Naturkatastrophen wie die großen Tsunamis des letzten Jahrzehnts könnten potenziell auf ihr Konto gehen.
    Ich schiebe diese Gedanken wieder weg. Ich muss mich auf Schritt eins konzentrieren – Logan finden. Schritt zwei ist zu

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