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Der Lambertimord

Der Lambertimord

Titel: Der Lambertimord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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November nicht besonders warm angezogen war. Eher wie für die Disco: tief sitzende Jeans, ein dünner, enger, hellblauer Pullover mit Fransen an Armen und Saum. Um den Hals trug sie eine schmale Silberkette mit kleinem Anhänger. Auf den ersten Blick waren es zwei miteinander verschlungene Initialien. Was es aber genau war, würden die Kollegen feststellen müssen. Eine Jacke oder eine Tasche fehlten. Der Reißverschluß der Jeans war halb aufgezogen.
    »Wollt ihr das Handy nun mitnehmen oder nicht?«
    Frank fuhr vor Schreck herum und stand schwerfällig auf. Es war einfach noch zu früh für Gymnastik. Er hatte Mad Doc Leenders nicht kommen hören. Der Arzt wedelte mit dem schmalen Plastikbeutel dicht vor Franks Nase und zog dabei selbstzufrieden an seiner Zigarette. Dabei wippte er leicht auf den Zehenspitzen.
    »Was meint ihr, wo wir das niedliche Telefon gefunden haben?«
    »Mach’s nicht so spannend.« Frank merkte, wie er nervös wurde.
    »Vorne, in der Jeans der Kleinen.« Leenders plusterte sich zu seiner ganzen Größe auf. Er wollte seine sensationelle Entdeckung voll auskosten und betonte noch einmal mit einem süffisanten Grinsen ausdrücklich den Fundort. »Vorne im Höschen, nicht etwa in einer Hosentasche. Weil, die Jeans ist so eng, die hat nämlich keine Taschen. Da ist noch nicht mal Platz für ein Tempo. Die Dinger sind ja auch ziemlich klein geworden, und haben heutzutage fast alle Vibrationsalarm.«
    Frank überhörte die platte Zweideutigkeit von Mad Doc und sah Leenders stattdessen ernst an.
    »Und, was ist mit dem Akku, tut’s der noch?« Auch Ecki hatte sich über den Gerichtsmediziner geärgert.
    »Weiß nicht, keine Ahnung. Das Handy wird wohl ausgeschaltet sein. Auf jeden Fall ist das Display dunkel. Vielleicht ist es auch kaputt. Könnte beim Ablegen der Leiche beschädigt worden sein. Ich bin dann weg.« Leenders hatte für seine Begriffe genug kriminalistisches Gespür gezeigt. Der Rest ging ihn nichts mehr an. Er schnippte den Rest seiner Zigarette einfach in Richtung Café und verschwand im hell erleuchteten Notarztwagen.
    Ecki und Frank sahen sich vielsagend an. Leenders war eben ein Arsch. Mad Doc eben.
    Frank fuhr sich mit einer Hand durch das für sein Alter immer noch dichte, dunkelbraune Haar und sah Ecki an. »Was ich an der Toten auf den ersten Blick erkennen konnte, ist nicht viel. Die Haare sind am Hinterkopf mit angetrocknetem Blut verklebt. Ihre Kopfschwarte sieht an einer Stelle aus wie eine aufgeplatzte Kastanie. Am Tatort müßte daher viel Blut zu finden sein. Tatwaffe war vielleicht ein Hammer, oder ein Aschenbecher, könnte aber auch ein Baseballschläger gewesen sein, oder die flache Seite eines Beils, was weiß ich? Die Frau muß irgendwo anders getötet und dann später hierhin gebracht worden sein. Fragt sich nur wie und womit.« Frank sah über den Platz hinüber zu den Häusern an der Lobbericher Straße. »Irgendjemand muß doch was gehört oder gesehen haben.«
    »Sieht ganz so aus, als sei die Frau nicht einfach nur abgelegt worden. So wie sie hier liegt, glaube ich eher, daß man sie abgekippt habt. Regelrecht abgekippt, wie ein totes Stück Vieh. Die entscheidende Frage dabei ist, warum? Warum ausgerechnet hier? Wer macht sich die Mühe, und bringt die Leiche hierhin, mitten ins Dorf? Direkt vor den Turm? Der Täter mußte doch damit rechnen, entdeckt zu werden. Oder die Täter.« Ecki schüttelte den Kopf. Das paßte nicht ins Bild. Ein Mörder, der sein Opfer an einem öffentlichen Ort ablegt. Ecki dachte laut nach. »Könnte auch ein Ritual sein. Eine Opfergabe, oder so was ähnliches. Vielleicht wollte der Täter ein Zeichen setzen, einen Hinweis geben? Vielleicht wollte er, daß sie möglichst schnell gefunden wird. Aber vielleicht liegt sie auch nur zufällig hier.«
    »Am Samstag beim Konzert in Bracht hat mir jemand erzählt, daß dort eine junge Frau verschwunden ist. Die vierte in drei Jahren. Eine wurde im vergangenen Jahr an der Autobahn bei Eindhoven gefunden. Erschlagen.«
    »Ich erinnere mich. Meinst du, es besteht ein Zusammenhang zwischen den Fällen und der Toten hier?«
    »Immerhin kommen alle aus dem Kreis Viersen. Und die Frau hier wurde offenbar auch erschlagen. Ist doch merkwürdig oder?«
    »Ein bißchen dünn, deine Vermutung. Warten wir ab, was unser verehrter Gerichtsmediziner dazu zu sagen hat.« Ecki sah müde aus. Obwohl seine halblange hellbraune Cordjacke gefüttert war, fror er sichtlich. Er hatte einfach zu früh

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