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Der lange Regen

Der lange Regen

Titel: Der lange Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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unterrichtete uns, lehrte uns, denn wir sollten die neuen Superwissenschaftler werden, die alle Probleme der Menschheit lösen würden.“
    Er blieb stehen. „Mit dem Aufstand der Syntanten änderte sich alles. Unsere Lehrer und Ausbilder wurden getötet und wir waren intelligent genug, in der allgemeinen Verwirrung ihren Platz einzunehmen.“
    „Unmöglich“, ächzte ich. „Sie lügen schon wieder.“
    „Aber nein. Sehen Sie, ich persönlich entstamme dem Genmaterial von Hermann Reutter-Schmid, dem Besitzer des Pharmagiganten LaGuerre. Ich bin sein genaues Abbild, äußerlich wie innerlich. Es war nicht einmal besonders schwer, seinen Platz einzunehmen, da er zurückgezogen ohne Freundes- oder Bekanntenkreis, sondern nur für seine Arbeit lebte. Er war ein brillanter Wissenschaftler, aber skrupellos und hatte den Tod verdient.“
    „Niemand hat etwas bemerkt?“
    „Nein. Seine Ehefrau war vor kurzem verstorben und sein Sohn erst drei Jahre alt, ein Alter, in dem man sich noch täuschen lässt. Ich entließ alle Bediensteten, mit denen er persönlichen Kontakt gehabt hatte. Niemand wurde misstrauisch. Schließlich hatte Reutter gerade erst seine Frau verloren und dann noch dieser unglückliche Aufstand, von dem auch sein Pharmakonzern betroffen war. Es klappte reibungslos.“
    In meinem Kopf drehte sich alles. Es klang so plausibel, so glaubhaft. Und ja, ich glaubte ihm in diesem Moment. Ich erfühlte die Wahrheit hinter seinen Worten. Aber warum erzählte er mir das alles?
    „Dann haben Sie ihren eigenen Sohn ermordet?“, krächzte ich schockiert.
    Er wurde ernst. Sehr ernst. „Er war nicht mein Sohn. Er war der Sohn meines Schöpfers. Ich bin ein Syntant. Wir können keine Kinder zeugen. Dafür haben die Wissenschaftler gesorgt, als sie unsere DNS veränderten. Ich hielt es damals für eine gute Idee, Götz nicht zu klonen. Er war meine Tarnung. Niemand hätte vermutet, dass sein Vater ein Syntant sein könnte.“ Sein Kopf sackte herab. Seine Stimme wurde sehr leise. „Es tut mir leid um Götz, aber er war mir auf die Spur gekommen. Eine Unachtsamkeit meinerseits, die jetzt keine Rolle spielt. Darum musste er sterben.“
    „Sie sind ein Monster. Töten einen Menschen, mit dem Sie zwanzig Jahre zusammengelebt haben. Auch wenn er nicht Ihr biologischer Sohn war, so haben Sie ihn doch großgezogen, wie ein eigenes Kind.“
    Er hob den Kopf an. Wütend starrte er zurück. „Ich habe ihn nicht getötet!“
    „Wer hat es dann getan?“
    „Sie waren es!“
     
     
    „Wa... wa... was sagen Sie da?“, stammelte ich. Vor meinen Augen flirrte es.
    „Sie sind ein Syntant. Auch wenn Sie es nicht wissen.“
    „Unmöglich.“ Ich begann, dieses freundliche Gesicht zu hassen. Meine Hände hatten sich zu Fäusten verkrampft und zitterten.
    „Sie wurden damals bei der Bekämpfung der Syntanten eingesetzt. Richtig?“
    Widerwillig nickte ich.
    „Und Sie wurden verletzt. Schwer verletzt. Wenn ich mich recht erinnere, waren Sie drei Tage lang bewusstlos.“
    Er wartete erst gar nicht auf meine Antwort. „Die Wahrheit sieht anders aus. Josh Banner ist tot. Er verstarb während dieser drei Tage, aber sein genetisches Material hatten wir gesichert, und da komme ich ins Spiel. Wir wussten, dass wir Verbündete brauchten, wenn etwas schief ging. Syntanten, die sich frei unter den Menschen bewegen konnten. Sie fielen uns in die Hände. Sie waren der Erste, der heimlich ersetzt wurde. Inzwischen gibt es viele weitere. Ihren Kollegen Behring, nebenan im Tank, haben Sie ja gesehen. Er ist der Nächste.“
    „Was Sie da sagen, ist vollkommener Blödsinn. Ich nehme an, wenn ich ein Syntant wäre, wüsste ich davon. Syntanten haben keine Erinnerung, keine Vergangenheit. Ich erinnere mich aber noch sehr genau an alles, was früher war.“
    Ich war wieder ruhig geworden. Lass diesen Narren reden und sieh zu, wie du hier wieder raus kommst, dachte ich bei mir.
    Reutter-Schmid sah mich hochmütig an. „Denken Sie wirklich, dass eine Technologie, die es möglich macht, einen Menschen perfekt zu klonen, nicht in der Lage ist, Gedächtnisinformationen abzurufen und in ein anderes Gehirn einzuspeisen?“
    Ich wollte widersprechen, aber er kam mir zuvor. „Lassen sich mich unsere Idee an einem Beispiel erläutern. Nehmen wir einmal an, Sie möchten einen Haifisch in einen Schwarm Thunfische einsetzen. Damit er unerkannt bleibt, müsste man sein Aussehen verändern, so dass er sich nicht mehr von den anderen Fischen des Schwarmes

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