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Der lange Regen

Der lange Regen

Titel: Der lange Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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verschaffen. Unwiderlegbare Beweise vorlegen. Nein, ich machte mir keine Sorgen um meine Karriere und um Vermutungen, die sich später als unsinnig erweisen konnten. Ich machte mir Sorgen um den kleinen Stein, den ich in der Hand hielt und der eine Lawine auslösen konnte, die uns alle in die Tiefe reißen würde.
     
     

3. Tote reden
     
    Drei Stunden später suchte ich Doktor McGawyn in der Pathologie auf. Er war der untersuchende Pathologe, der die Autopsie vorgenommen hatte. Es war an der Zeit, sich mit ihm zu unterhalten.
    Er erwartete mich in einem kleinen Raum, dessen Boden und Wände gekachelt waren, deren stumpfes Weiß den Ausdruck von Endgültigkeit und Trostlosigkeit vermittelten. Dies war ein Ort ohne Hoffnung, denn diejenigen, die hier lagen, hatten alle Gefühle hinter sich.
    Reutter-Schmid war die einzige Leiche im Raum. Er lag mit einem grünen Laken zugedeckt auf einer verstellbaren Bahre in der Mitte des Raumes. McGawyn, klein, untersetzt und so rothaarig, wie ein Ire nur sein konnte, stand daneben und blickte mir ernst entgegen. Er war ein stets gutgelaunter Kerl, dass er so ernst dreinschaute, verstärkte mein Unbehagen nur noch. Ohne Begrüßung kam er zur Sache.
    „Das Opfer ist prominent.“
    „Ja, Steve. So ist es!“
    „Möchtest du die Todesursache hören?“
    Ich nickte.
    „Nun da haben wir eine ganze Auswahl an Möglichkeiten.“
    McGawyn trat neben die Bahre und zog das Laken von der Leiche. Obwohl er das Tuch nicht ganz herunterzog, konnte ich den Anfang des Y-förmigen Schnittes der Autopsie erkennen. Er selbst warf keinen Blick darauf, sondern konzentrierte sich auf die Halspartie des Opfers.
    „Als Erstes hätten wir da Genickbruch und eine Durchtrennung des Rückenmarks im mittleren Halswirbelbereich.“ Sein wulstiger Finger deutete auf die Würgemale. „Hinzu kommen eine massive Quetschung der Luftröhre und ...“ Er machte eine effektvolle Pause, bevor er weiter sprach. „... eine ungewöhnliche Deformierung des Kehlkopfes durch Gewalteinwirkung.“
    Seine blauen, irischen Augen blickten mich an. „Jede dieser Verletzungen an sich ist schon tödlich, aber alles zusammen ...“
    McGawyn hob die Schultern zu einer resignierenden Geste. „Das Opfer war chancenlos.“
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also schwieg ich. Der Pathologe schwieg ebenso, aber er war es, der zuerst das Schweigen brach.
    „Deinem Gesicht kann ich ansehen, dass du die gleiche Vermutung wie ich hast.“
    „Ja“, sagte ich, denn es machte keinen Sinn, es nicht auszusprechen. „Der Täter war ein Syntant.“
    Sein Kopf schien ein wenig kleiner zu werden, so als wolle er sich wie bei einer Schildkröte zurück in den schützenden Panzer ziehen. „Das ist auch meine Meinung.“
    Ich seufzte. „Hast du noch etwas anderes herausgefunden?“
    Sein Mienenspiel wechselte von Verwirrung zu einem Ausdruck
    professioneller Konzentration. „In seinem Magen fanden wir neben dem Rest eines Abendessens eine Menge Wasser.“
    „Du meinst, er hat viel getrunken?“
    „Nein, das meine ich ganz und gar nicht. Das Wasser hatte keine ausreichende Trinkqualität, und außerdem war die Menge viel zu groß.“ Sein Blick suchte meinen. „Es sieht aus, als habe jemand versucht, ihn zu ertränken, aber aufgehört, bevor es wirklich soweit war, denn in seinen Lungen befand sich kein Wasser.“
    „Was schließt du daraus?“
    „Ich würde auf eine gewaltsame Befragung tippen, wobei dem Opfer vor jeder Frage das Gesicht solange unter Wasser gedrückt wurde, bis er kapiert hatte, dass es in jedem Fall besser war zu antworten.“
    „Hm.“
    „Interessant ist auf jeden Fall die Analyse des Wassers. Da es kein Trinkwasser ist, scheidet als Tatort der Folterung eine Badewanne, Toilette oder ein Becken aus. Wir haben in der untersuchten Flüssigkeit mikroskopisch kleine Algen gefunden. Lebende Organismen. Und sehr außergewöhnlich - eine Chemikalie, die gerade diese Algenart am Wachstum hindern soll.“
    Ich runzelte die Stirn. „Denkst du an ein Aquarium?“
    „Nein.“ McGawyn lächelte. „Es sind zwar Süßwasseralgen, aber in einem Aquarium wären sie nicht lebensfähig. Ein stehendes Gewässer in seinem natürlichen Habitat wäre die wahrscheinlichste Möglichkeit.“
    „Wurde die Leiche über einen längeren Zeitraum transportiert?“
    „Nein. An den Punkten, auf denen der Leichnam auf dem Boden lag, haben sich Druckstellen gebildet. Das geht nur, solange die Leichenstarre noch nicht eingesetzt

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