Der langsame Walzer der Schildkroeten
kniff immer wieder die Augen zusammen, als würde er geblendet. Er hielt das Besteck in seinen langen, scherenartigen Fingern und beugte seinen steifen, mageren Oberkörper vor. Die Haut schien wie eine transparente Folie über seinem Gesicht zu liegen und ließ Venen und Arterien durchscheinen. Wenn er den Ellbogen beugte, fürchtete man fast, er könnte brechen.
Was für eine merkwürdige Gestalt, dachte Monsieur Sandoz. Ein richtiger Käfer. Er wirkt düster, fast schon finster. Er sprach mit leiser Stimme auf den attraktiven, eleganten Mann ein und wirkte unzufrieden. Auch diese beiden Männer haben ein Geheimnis, vielleicht ein gemeinsames? Sie wirkten vertraut miteinander und schienen sich gut zu verstehen.
»Sie haben meinen Kaffee vergessen!«, rief der elegante Mann Valérie zu, die, die Bratwurst mit Kartoffelpüree und einen Kaffee auf dem gleichen Arm balancierend, zurückkam.
»Einen Moment! Ich bin sofort bei Ihnen!«, antwortete sie und stellte den Teller vor Monsieur Sandoz, wobei sie gerade noch rechtzeitig den Kaffee auffing, der ihr vom Arm zu rutschen drohte.
Hingerissen von ihrem Geschick, lächelte Monsieur Sandoz sie an.
»Sie sind sehr gut!«, sagte er.
»Das macht die Übung«, entgegnete das Mädchen und wandte den Kopf schon dem Mann zu, der ungeduldig nach seinem Kaffee verlangte.
»Ich bin jedenfalls sehr beeindruckt!«
»Ach, wenn doch nur alle so wären wie Sie! Manche können einem wirklich auf die Nerven gehen! Folgen Sie einfach meinem Blick!«, antwortete sie und entblößte lachend eine Reihe weißer Zähne.
»Sind Sie immer so fröhlich?«, fragte Monsieur Sandoz, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Sie lächelte ihn freundlich, beinahe mütterlich an. Eine Haarsträhne fiel ihr in die hellen Augen, und sie schüttelte den Kopf, um sie wieder zurückzuwerfen.
»Ich verrate Ihnen mein Geheimnis: Ich bin verliebt!«
»Also bitte, Mademoiselle! Das ist wirklich inakzeptabel!«, rief der elegante Mann und winkte gereizt.
»Schon gut! Schon gut! Ich komme ja …«, rief die Kellnerin zurück und richtete sich wieder auf, den Kaffee sicher in der Hand. »Und wenn man verliebt ist, sieht man das Leben durch eine rosarote Brille, nicht wahr?«
»Wie recht Sie haben«, antwortete Monsieur Sandoz, »aber dazu gehören immer zwei …«
Iphigénie schien für seine glutvollen Blicke nicht empfänglich zu sein. Wenn er mit ihr über sich reden wollte, über sie reden wollte, antwortete sie nur »Nägel« und »Schraubenzieher«, »Holzleim« und »Pinsel«. Wenn er den Drang verspürte, einen Zeigefinger auf die Falte an ihrer Stirn zu legen und sie glattzustreichen, wirbelte sie auf dem Absatz herum und hastete hinaus, um die Mülltonnen zurückzustellen oder ihre Fenster zu putzen. Seine schüchternen Annäherungsversuche schien sie nicht zu bemerken. Er breitete die Papierserviette über sein weißes Hemd, schnitt ein Stück von seiner Wurst ab, führte die Gabel zum Mund und beobachtete dabei Valérie, die sich mit dem Kaffee in der Hand dem Tisch des eleganten Mannes und der Libelle näherte.
Im gleichen Moment schob eine Frau ihren Stuhl zurück und stieß gegen die Kellnerin, die aus dem Gleichgewicht geriet und stolperte. Der Kaffee kippte um und spritzte über den weißen Regenmantel des eleganten Mannes, der auf seinem Stuhl einen Satz machte.
»Es tut mir furchtbar leid«, sagte Valérie und griff hastig nach dem Spültuch, das über ihrer Schulter lag, »ich habe nicht gesehen, dass die Dame aufgestanden ist, und …«
Sie bemühte sich, die Kaffeeflecken vom Ärmel des Regenmantels wegzuwischen. Rieb und rieb mit gesenktem Kopf.
»Sie haben mich verbrüht!«, brüllte der Mann wütend und erhob sich.
»Übertreiben Sie doch nicht gleich! Ich sagte doch, es tut mir leid …«
»Und jetzt beleidigen Sie mich auch noch!«
»Ich beleidige Sie nicht! Ich habe mich bei Ihnen entschuldigt …«
»Eine ziemlich kümmerliche Entschuldigung!«
»Machen Sie doch jetzt kein Drama daraus! Ich sagte doch, ich habe die Frau nicht gesehen!«
»Und ich sage, Sie haben mich beleidigt!«
»O Mann, kriegen Sie sich mal wieder ein! Haben Sie keine anderen Probleme? Bringen Sie Ihren Regenmantel in die Reinigung, das kostet Sie keinen Cent! Für so was haben wir Versicherungen!«
Der elegante Mann brachte vor Empörung kein vernünftiges Wort mehr heraus. Sein Zorn richtete sich jetzt auch gegen die Libelle, die Valérie mit einem, wie es schien, Anflug von Interesse in ihrem
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