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Stella Cadente - Niemals darf es sein

Stella Cadente - Niemals darf es sein

Titel: Stella Cadente - Niemals darf es sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Copper
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Prolog
     
    F ür Lili Callum brach eine Welt zusammen. Alles, was sie ihr Leben lang für die Wahrheit gehalten hatte, erwies sich nun als Lüge. Jede Kleinigkeit ihres Daseins war aufgebaut auf eine falsche Gewissheit, die sich nun innerhalb weniger Sekunden aufgelöst hatte. Übrig blieb nichts weiter als die Leere einer Lebenslüge. Und dies drohte Lili den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
    » Warum habt ihr mir nie ein Wort gesagt? Wusste … wusste er davon? Warum erzählst du mir das ausgerechnet jetzt?«, platzte die erste Flut an verwirrten Gedanken aus ihr heraus. Verkrampft krallte sie sich in die weiche Armlehne des schäbigen Sofas, auf dem sie saß.
     
    » B itte setz dich, meine Lili. Was ich dir zu sagen habe, könnte ein Schock für dich sein«, hatte ihre Mutter das Gespräch eröffnet.
    Und sie sollte Recht behalten. Lili befand sich ta tsächlich in einem Zustand, den sie als Schock bezeichnen würde.
    Erst vor einer Woche hatten sie Lilis Vater – Peter Callum – zu Grabe getr agen. Er war ganz plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben. Der Verlust des Familienoberhauptes hinterließ ein großes Loch, emotional wie finanziell.
    Doch damit nicht genug.
    Jede Woche eine neue Katastrophe, dachte Lili trostlos und wusste im selben Moment nicht, wie viel sie noch ertragen konnte.
    Ihre Mutter Ann beugte sich vor und suchte mit der Hand den Kontakt zu ihrer jüngsten Tochter. Doch Lili zuckte unter ihrer Berührung zurück. En ttäuscht, aber nicht verletzt, legte Ann die Hände in ihren Schoß und schenkte Lili einen verständnisvollen Blick. Ihre Augen blieben voller Schmerz und Trauer.
    » Um deine Fragen zu beantworten, meine Lili: Ja, Peter hat davon gewusst. Du weißt, ich kann schlecht lügen, und so hat er sofort erkannte, dass mit mir etwas nicht stimmte. Es war sein Wunsch, dich zu behalten. Für ihn spielte es keine Rolle, was hinter uns lag. Du weißt ja, wie er war. ‚Jeder verdient eine zweite Chance‘, pflegte er zu sagen, und er gestand diese Chance auch mir zu. Er hat mir verziehen, und er hat auch vergessen können. Ich erkannte es daran, wie sehr er dich liebte. Für ihn warst du seine Tochter, genau wie Ella und Megan. Er verehrte dich wie sein eigen Fleisch und Blut. Deshalb haben wir dir nie etwas gesagt, meine Lili. Weil es nichts zu sagen gab! Es spielte keine Rolle. Du bist unsere Tochter!«
    Lili blickte ihre Mutter aus von Tränen verschle ierten Augen an und wusste nicht, was sie denken sollte.
    Ann hatte ihren Mann betrogen. Sie hatte eine ebenso leidenschaftliche wie kurzweilige Affäre mit einem fremden italienischen Casanova gehabt, o bwohl ihr Herz doch ihrem Ehemann gehörte. Mehr noch, wurde sie bei diesem einmaligen Ausrutscher schwanger, zwei Jahre, nachdem Peter beschlossen hatte, keine Kinder mehr zeugen zu wollen. Selbst mit einer Lüge hätte Ann ihrem Mann nichts vormachen können. Ihre Schwangerschaft hätte sie verraten. Und trotzdem verzieh er ihr. Sie bekam das Kind eines anderen, doch er zog es auf und liebte es, als wäre es sein eigenes.
    Lili.
    Unaufhaltsam strömten weitere Tränen Lilis Wangen herab. Ihre Eltern hatten sie belogen, vierundzwanzig Jahre lang, und nun saß sie vor den Scherben ihres eigenen Daseins. Der Mann, den sie als ihren Vater kannte, war nicht ihr Erzeuger. Fremdes Blut eines unbekannten Mannes floss durch ihre Adern, und Lili konnte das einfach nicht verstehen.
    » Warum erzählst du mir das jetzt?«, wiederholte sie schluchzend ihre dringlichste Frage.
    Ann lächelte, doch es wa r ein trauriges Lächeln, das sie sichtlich viel Kraft kostete.
    » Ich sehe es als eine Chance. Eine Hoffnung nur für dich. Du hast deinen Vater vor wenigen Tagen verloren, aber ich wollte dir die Möglichkeit nicht verwehren, deinen Schmerz durch diese Wahrheit ein wenig zu lindern. Es ist mir sehr schwer gefallen, mit dir darüber zu sprechen. Aber ich denke, du solltest wissen, wer du wirklich bist. Und dass du noch einen Vater hast.«
    Lili schüttelte verstört den Kopf. »Ich will ihn nicht!«, schrie sie aufgelöst. Sie wollte weglaufen und alles hinter sich lassen, doch ihre vom Schock geschwächten Beine ließen es nicht zu. Und so blieb sie sitzen, sich dem nervösen Blick ihrer Mutter bewusst, und gab sich ihren Gedanken hin.
    Lili hatte noch nie richtig ins Familienportrait g epasst. Auf Fotos wirkte sie stets wie eine Fremde in ihrer eigenen Familie. Ihre Mutter, rotblond und mit grünen Augen, sah ihr ebenso wenig

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