Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
Ägyptische Hieroglyphen, Hebräisch und Aramäisch. Hier ist er unschlagbar und von den vielen Dialekten rede ich noch gar nicht. Viele Wissenschaftler sind erst durch seine enormen Sprachkenntnisse auf ihn aufmerksam geworden. Beim Übersetzen und Restaurieren einiger Bücher fand McForman schließlich Hinweise über das Auge der Welt. Es solle sich in der Festung Masada oder auch Machärus befinden, so die aramäischen Schriften. Es gab natürlich auch hier erneut Diskussionen, da es in Masada schon viele Ausgrabungen gegeben hat. Man hatte dort eine ganze Stadt mit Zisternen und den römischen Lagern am Fuße des Berges freigelegt. Erneut wurde in einigen der alten Gänge gesucht, fand aber nichts wirklich Überraschendes. Vielleicht wollte man auch nicht weiter forschen, da sich dort schreckliche Dramen in Verbindung mit den letzten jüdischen Kriegen abgespielt hatten.“
„ Ich kenne die Geschichten um Masada“, antwortete ich prompt und vielleicht etwas zu forsch. „Aber fahre fort, Harry. In einer halben Stunde muss ich in meinem Büro sein“, drängte ich ihn.
„ Gut!“, antwortete Harry, mit einem leicht nörgelnden Unterton. „Man bekam natürlich nach langem Hin und Her die Erlaubnis zum Graben und für den Tourismus wurde erst einmal alles gesperrt. Wieder hatte das Team um Professor Whiteman mächtiges Glück. Durch einen Zufall stieß man auf ein neues Gewölbe am unteren Teil des Nordhangs des Tafelberges – oder sollte ich eher sagen man fand es in einem alten Waffenlager – das Auge der Welt.“
„ Ja, und was ist nun das Auge der Welt?“, stieß ich drängelnd hervor und sprang vor lauter Nervosität von meinem Stuhl auf.
„ Ich weiß es nicht“, antwortete Harry ehrlich und mit einem leicht verzweifelten Unterton. „Das konnten wir aus den uns gelieferten Informationen nicht entnehmen. Daraus macht man ein echtes Staatsgeheimnis. Aber du kannst davon ausgehen, dass Professor Spürli unseren Chef kontaktieren wird, den er gut kennt. Er wird bestimmt anrufen, um unser Team zu sich zu holen. Und dann geht es ab nach Jordanien. Er sagte etwas von Mitte Mai.“
„ Mensch, das wäre was!“, sagte ich euphorisch und lief wie ein aufgeschrecktes Huhn durch den Raum.
Harry schaute auf seine Uhr und sagte: „Du, wir sollten nun in unsere Büros gehen.“ So schlichen Harry und ich zurück an unsere alten Holzschreibtische. Sich jetzt wieder hinter den PC zu setzen und konzentriert zu arbeiten, war für uns ein schrecklicher Gedanke. Trotz der vielen Spekulationen, schoben wir uns die Arbeit mehr oder weniger gegenseitig zu und taten so, als wären wir geistig anwesend. Den ganzen Tag über konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen und meine Arbeit wurde zur Nebensache. Was würde aus meinem Lauf werden, sollten wir zur gleichen Zeit uns in Jordanien befinden und was zur Hölle war das Auge der Welt? Warum machte man so ein großes Geheimnis darum? Und was würde mein Chef zu den Neuigkeiten sagen?
Mit all diesen Gedanken und einem Schreibtisch liegengebliebener Arbeit fuhr ich am Abend nach Hause. Carrie empfing mich mit ihrer Fröhlichkeit und dem Glanz ihrer strahlend blauen Augen. Innerhalb weniger Minuten hatte ich den ganzen Stress und Neuigkeiten des Tages vergessen. Ich war stiller als sonst und Carrie spürte, dass etwas nicht stimmen konnte. Beim Abendessen legte sie die Gabel beiseite, nahm meine Hand und schaute mich besorgt an.
„ Tom, was ist los? Du bist heute so ungewohnt still.“ Wie immer war ich überrascht, wie sensibel Carrie reagierte. Sie merkte sofort, wenn mich etwas beschäftigte und dann konnte ich mich auch nicht herausreden. Ich musste die Katze aus dem Sack lassen.
„ Es kann sein, dass ich mit dem Team in neun Wochen nach Jordanien gehen muss. Wir haben unter Umständen die Möglichkeit einen neuen großen Auftrag zu bekommen.“ Sie strahlte erst, schaute mich aber sogleich wieder besorgt an.
„ Oh Tom, in diese Zeit fällt ja dein Wüstenlauf. Kann es Probleme geben? Auf den hattest du dich doch so gefreut.“
„ Ja, mein Engel. Am 19. Mai ist der Lauf, hoffentlich kann ich trotz des Auftrags daran teilnehmen und Manningfield lässt mir freie Zeit. Aber warten wir zuerst einmal, ob unsere Firma den Auftrag bekommt.“
Es herrschte Stille. Nur die Kerze auf dem Tisch flackerte und wir schauten uns in die Augen. „Ach, Tom, da würde ich mir jetzt keinen Stress machen. Mit Mr. Manningfield, deinem Chef, kann man doch immer über alles
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