Der Lauf in die Vergangenheit: Teil 1 (German Edition)
sich die Finger an die Stirn. „Bitte setzten Sie sich, Tom. Bitte setzen Sie sich alle“, sagte er und holte tief Luft. „Meine Kolleginnen und Kollegen. Es ist Ihnen doch bewusst, dass ein Auftrag wie dieser in Jordanien, sich zu einem der Wichtigsten, vielleicht sogar zum wichtigsten Auftrag in unserer Firmengeschichte entwickeln könnte. Dazu benötige ich nun einmal jeden Mitarbeiter, und ich möchte natürlich mit einem professionellen und geschlossenen Team auftreten. Vor allem, da so namhafte Wissenschaftler wie Ron McForman, Professor Spürli und Doktor Whiteman sich in den Auftrag eingeschaltet haben. Es scheint sich bei den Dokumenten und den Funden in den Ausgrabungsstätten um eine weltgeschichtliche Sensation zu handeln.“ Alle bekamen große Augen und wurden still, wie sehr sich ihr Chef dies zu Herzen nahm, als ich das Wort ergriff:
„ Mr. Manningfield. Ich bin sicher, uns ist allen die Tragweite dieses Auftrages bewusst. Auch was unser Team vor Ort zu leisten hat ist uns, denke ich, allen klar. Daher werden alle, sofern wir den Auftrag bekommen, hundertprozentig hinter Ihnen stehen. Mir ist klar, dass wir unsere Arbeit dort zu 150 Prozent erledigen müssen, jedoch haben wir, Frank und ich für den 19. Mai in Luxor einen Wüstenlauf geplant. Warten Sie! Ich weiß, was Sie sagen wollen. Allen im Team leuchtet die Wichtigkeit des Auftrags ein. Jedoch ist dieser Lauf seit zwei Jahren von Frank und mir vorbereitet worden. Wir würden mit nur 72 Stunden Verspätung, wenn der vorab angekündigte Beginn der Arbeiten stimmt, in Al Qatranah bei Ihnen eintreffen. Wir haben mit dem Rest des Teams schon einige Vorbereitungen getroffen. Sie würden unsere Abwesenheit überhaupt nicht bemerken.“
Harry hielt mir ein Glas Wasser hin und grinste in seine dicken Backen. Allem Anschein nach sah ich mit meinem roten Kopf aus, als ob ich gleich umfallen würde. Ich nahm einen großen Schluck und genoss das kühle Nass aus dem Glas. Mr. Manningfields Gesichtszüge entspannten sich wieder und er holte tief Luft, als er sich langsam zurücklehnte. „Nun Tom, ich denke, mir bleibt wahrscheinlich keine andere Wahl als nachzugeben, oder?“, sprach Manny.
Harry schnaufte erleichtert und dreht sich um und sagte: „Ich brauche jetzt erst einmal einen Schokoladenriegel. Diesen Stress hält ja keiner aus.“ Suzie und Mandy konnten sich das Lachen über Harrys Art nicht verkneifen. Harry war durch seine Sucht nach Süßem und seinem daraus resultiertem Übergewicht bekannt.
Ich ergriff wieder das Wort und sagte: „Ich denke, Sie können sich auf das Team wirklich verlassen, Mr. Manningfield.“ Unser Chef klang erleichtert.
„ Gut, dann holen Sie Frank und wir treffen uns in einer Stunde im Besprechungsraum. Ich möchte wissen, was Sie bereits vorbereitet haben“.
Kaum drei Stunden später war das Meiste geklärt. Unser Chef sah zufrieden aus und der heftige Sturm vom Vormittag war vergessen. Cole und Harry sollten bereits eine Woche vorher die Hardware, weitere technische Geräte und unsere Unterlagen nach Masada bringen. Suzie und Mandy würden am 18. Mai nachkommen und die Übersetzungen in Angriff nehmen, bis Frank und ich am 21. Mai das Team vervollständigen würden. Ich selbst war in meinen Gedanken schon ganz tief in der Wüste Tunesiens und den schottischen Highlands, am Loch Lomond. In vier Tagen war es schon so weit und Frank wirkte irgendwie lockerer als ich. Ihm merkte man die Nervosität überhaupt nicht an, im Gegensatz zu mir. Ich war eigentlich schon seit Tagen total neben der Spur. Ich hatte sogar schon vor einer Woche gepackt und seitdem amüsierte sich auch Carrie darüber.
Ob es nun der Dienstag oder der Mittwoch war, alle Tage schlichen nur so vor sich hin und ich dachte, der Freitag käme nie. Mr. Manningfield war in seinem Element, denn so wie ich, wollte er schon Wochen vorher die Koffer packen und das Team hätte er am liebsten jetzt schon nach Jordanien geschickt. Den eigentlichen Auftrag hatte er aber noch nicht in der Tasche.
Und dann kam er, unser Abflugtag, und es war endlich soweit. Gefühlt hatte ich die ganze Nacht nicht geschlafen und war eigentlich todmüde. Motiviert sprang ich regelrecht in die Dusche, so dass Carrie froh war, als ich mich lachend von ihr verabschiedete und die Haustür hinter mir schloss. Mit Franks Auto, der mich an diesem Morgen abholte, fuhren wir zum Edinburgh Airport, um den dreieinhalbstündigen Flug nach Tunis zu nehmen.
Ohne nennenswerte
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