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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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Engelszungen geredet, aber gegen dieses Ego kommt man einfach nicht an. Dem ist doch völlig egal, wie die Sache ausgeht, Hauptsache er hat mal wieder seine Autorität unter Beweis gestellt. Ich wasche meine Hände jedenfalls in Unschuld.«
    Als er Roffe ansah, hellte sich sein Gesicht auf. »Hallo, Roffe, schön dich zu sehen. Hier geht wie üblich alles drunter und drüber. Wenn man nur einmal in Ruhe seine Arbeit machen könnte, wäre alles viel einfacher. Du kennst ja die alte Leier.
    Hat Gudrun dir schon erzählt, dass Granestam uns ein Sonderkommando auf den Hals hetzen will? Die kennen doch immer nur eine Methode, und man weiß schließlich nie, wie das endet. Komm, lass uns in mein Büro gehen und abwarten, was passiert.«
    339

    Påhlström ging voraus, die Hände tief in den Taschen vergraben. Für Roffe hatte er stets etwas äußerst Privates ausgestrahlt. In seinem ausgeleierten Pullover und den ausgelatschten Schuhen hätte er ebenso gut auf dem Weg vom heimischen Esstisch zum Fernseher sein können.
    Doch in seinem Büro hatte sich eine hektische Stimmung verbreitet. Roffe wurde Polizeimeister Stig Hansson vorgestellt, der in ständigem Funkkontakt zu den Einsatzkräften stand.
    Hjalle übernahm die Kommunikation und versorgte Roffe zwischendurch mit allen wesentlichen Informationen.
    »Ausnahmsweise ist mir ein wirklich großes Kontingent zur Verfügung gestellt worden«, sagte er. »Diesmal gibt’s keine halben Sachen. Wenn nur dieses Sonderkommando nicht wäre, würde ich mich freuen wie ein Kind an Weihnachten. Wir gehen davon aus, dass die Hütte von der Stadt aus bequem zu erreichen ist. Wir wissen natürlich nicht, in welcher Richtung, aber wir haben Einsatzkräfte an allen Ausfahrtsstraßen postiert.«
    »Was macht Enqvist?«, fragte Roffe.
    »Sitzt noch in aller Ruhe in seinem Büro. Ist ja auch erst halb sechs, und er scheint keine Eile zu haben. Wir haben zwei Wagen und zusätzlich zwei Einsatzgruppen in seiner Gegend.
    Jetzt können wir nur abwarten, bis er sich in Bewegung setzt.
    Was mich daran erinnert, dass ich das Sonderkommando instruieren muss.«
    Hjalle gab dem Leiter des Sonderkommandos, das sich versteckt hielt, präzise Anweisungen. Währenddessen setzten Gudrun und Roffe ihr Gespräch leise fort.
    »Wir hatten großes Glück«, sagte sie. »Normalerweise wickelt Enqvist seine dubiosen Geschäfte ausschließlich über gestohlene oder anderweitig registrierte Handys ab. Doch gestern hatte er sein Handy zu Hause vergessen und nahm den Anruf in seinem Büro entgegen. Übrigens haben wir auch diese rätselhafte Nummer identifiziert, die sich auf der Rückseite eines Bildes in 340

    seinem Büro befand. Rückwärts gelesen ist sie eine Handynummer. Angemeldet ist es auf einen gewissen Allan Jonebro aus Göteborg. Frührentner, Alkoholiker, früher Sozialarbeiter. Während des Verhörs hat er ausgesagt, vor ein paar Jahren einen netten Kerl in einer Kneipe kennen gelernt zu haben. Er hieß Figge oder Sigge und hat ihm eine beträchtliche Summe angeboten, wenn er sich für einen Handyvertrag registrieren lässt. Als Erklärung hat der andere angegeben, dass er viel auf Reisen sei und keine feste Adresse habe. Für Jonebro war das ein gutes Geschäft, also ließ er sich darauf ein. Zwei Jahre lang bekam er Anfang Dezember einen Umschlag mit jeweils dreißigtausend Kronen, um die Telefonrechnungen der nächsten Jahre zu bezahlen. Von dem Geld hat er sogar noch einiges übrig behalten, hat Jonebro erzählt. Sie hatten verabredet, dass er den Vertrag kündigt, sollte er Anfang Dezember kein Geld mehr erhalten. Seine nette Kneipenbekanntschaft hat er nie wieder gesehen und natürlich auch keine Ahnung, was mit dem Handy geschehen ist. Es könnte sein, dass es von jemandem benutzt wird, der in der Hierarchie über Enqvist steht. Enqvist ist mit Sicherheit nicht der dickste Fisch, den wir an der Angel haben.«
    »Vermutlich nicht. Habt ihr versucht, die Nummer zu wählen?«
    »Nein, möglicherweise werden wir irgendwann dazu gezwungen sein, aber im Moment wollen wir alles tun, um sie nicht auf uns aufmerksam zu machen.«
    Hjalle wandte sich an Roffe: »Was meinst du, welche Rolle Hemberg in dieser Angelegenheit spielt? Ist er im Besitz von Informationen, die der Organisation gefährlich werden könnten, oder handelt es sich um eine simple Racheaktion, weil er sie betrogen hat?«
    »Vermutlich beides«, tippte Roffe. »Vielleicht ist er so plötzlich abgetaucht, weil er sich bedroht fühlte.

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