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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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mit 362

    denen geschieht, die sich widersetzen, hätte ich heute Abend erfahren, wenn ihr mich nicht da rausgeholt hättet.«
    »Gewissen Personen gegenüber bist du als Gönner in Erscheinung getreten«, sagte Roffe. »Was kannst du mir darüber erzählen?«
    Axel zuckte zusammen und blickte ihn fragend an. »Als Gönner? Was meinst du damit?«
    »Das weißt du ganz genau. Ich spreche von Marianne Wester und Gisela Nordh.«
    Axel schwieg, und Roffe hätte darauf wetten können, dass sein Gehirn unter Hochdruck arbeitete.
    »Ja … äh … was willst du denn genau wissen?«, fragte Hemberg schließlich.
    »Die Wahrheit natürlich. Schildere mir deine Beziehung zu den beiden Frauen und was es mit deiner Gönnerschaft auf sich hatte.«
    »Ich verstehe gar nicht, was du mit Gönnerschaft meinst«, maulte Axel. »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich eine Art Zuhälter war. Und was soll ich dir schon erzählen? Du weißt doch sowieso schon alles.«
    »Nicht alles, aber mehr, als du glaubst. Also, wie funktionierte deine Zusammenarbeit mit den Frauen? Gab es eigentlich noch andere als diese beiden?«
    »Nein, gab es nicht, und ich verstehe auch nicht, was das hier zur Sache tut. Meines Wissens haben die beiden nichts verbrochen, nun gut, vielleicht haben sie ein bisschen bei der Steuererklärung getrickst, aber das ist ja wohl nichts Außergewöhnliches.«
    »Ich wiederhole meine Frage: Wie sah eure Zusammenarbeit aus?«
    »Ich habe ihnen die Kontakte zu gewissen Personen vermittelt, die ich durch Enqvist kennen lernte. In der Praxis hieß das, dass 363

    ich als eine Art Fremdenführer für bestimmte, meist ausländische Gäste tätig war. Ich habe sie auf Kosten des Kreises großzügig eingeladen, und wenn die Situation es zuließ, habe ich ihnen im Lauf des Abends die beiden Frauen vorgestellt.«
    »Kuppelei?«
    »So würde ich das nicht nennen. Es handelte sich immerhin um zwei erwachsene Frauen, die wussten, was sie taten. Die Zusammenarbeit war unkompliziert. Finanziellen Gewinn habe ich daraus nicht geschlagen.«
    »Was waren das für … ›Gäste‹, wenn ich dich zitieren darf?«
    »Das weiß ich nicht, und ich habe auch nie danach gefragt. Ich sollte für ihre Entspannung sorgen. Ob es sich um Mitglieder des Kreises oder um Geschäftspartner handelte, habe ich nie herausbekommen.«
    »Hast du dafür gesorgt, dass Marianne Wester und PM sich kennen lernten?«
    Axel sah Roffe erstaunt an. »Wie kommst du denn darauf?«, fragte er kopfschüttelnd. »Was sollte denn der Kreis für ein Interesse haben, die beiden zusammenzuführen?«
    »Woher soll ich das wissen«, entgegnete Roffe. »Tatsache ist, dass die beiden sich durch deine oder durch Enqvists Vermittlung kennen gelernt haben, denn Enqvist war an besagtem Abend doch wohl auch dabei.«
    »Du sprichst von dem Abend nach der Vernissage? Das war reiner Zufall. Ich hatte keine Ahnung, dass Marianne und Gisela in der Opernbar auftauchen würden. Und dass Marianne sich offenkundig zu PM hingezogen fühlte, war ihre Privatsache.«
    »Wenden wir uns den Kreditgeschäften des Kreises zu. Sie gingen offenbar glänzend und brachten dir eine Menge Geld ein.
    Was ist eigentlich schief gelaufen, dass du dich sozusagen französisch verabschieden musstest?«
    364

    Axel stieß einen gereizten Laut aus, der sich offenbar auf Roffes nonchalante Ausdrucksweise bezog.
    »Du weißt ja nicht, wovon du redest«, sagte er bitter. »Glaubst du etwa, mir hätte dieses Leben Spaß gemacht? Die letzten Jahre waren in vieler Hinsicht die Hölle für mich. Ich lebte in ständiger Angst und fühlte mich von allen Seiten unter Druck gesetzt. Ich wollte nur eines: endlich wieder ein freier Mann sein. Doch ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte.«
    »Aber gut verdient hast du schon?«
    »Herrgott, ja! Irgendeine Entschädigung für diesen Albtraum musste es ja wohl geben.«
    »Und schließlich ist es dir gelungen, sie abzuschütteln. Wie hast du das geschafft?«
    »Ich hatte lange darüber nachgedacht und verschiedene Pläne im Kopf, traute mich aber nicht, sie in die Tat umzusetzen. Doch schließlich geschah etwas, das mich so in Panik versetzte, dass ich mich zum Handeln gezwungen fühlte. Es ging um den Handel mit den falschen Lithografien. Ich hatte ihn immer mit der größten Diskretion und unabhängig von meiner sonstigen Galeristentätigkeit betrieben. Ständig fürchtete ich, dass irgendwann alles auffliegen würde. Und eines Tages wäre es fast so weit gewesen. Ich hatte einer

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