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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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sollten sie Sandström in die Mangel nehmen, diesen heimtückischen Kerl.
    Der hat den Polen auf dem Gewissen. Da könnt ich drauf wetten.«
    »Wir werden ihn verhören, sobald er nach Hause kommt«, sagte Wagnhärad. »Er macht gerade Urlaub. Aber der Pole dürfte ein bisschen zu jung sein, verglichen mit der Leiche, die wir gefunden haben.«
    Nisse Hallman schnaubte empört. »Ich habe gesagt, was ich weiß. Das in der Grube war der Pole. Ich habe ihn wiedererkannt.«
    Wagnhärad hob die Brauen. Er hatte Schwierigkeiten, ernst zu bleiben.
    »Davon haben Sie beim letzten Verhör nichts gesagt«, entgegnete er streng. »Außerdem wissen Sie doch genauso gut wie ich, dass sich die Leiche in einem Zustand befand, der eine Identifikation unmöglich machte.«
    Hallman hatte einen verkniffenen Zug um den Mund bekommen. »Ich habe noch mal darüber nachgedacht. Es kann kein anderer gewesen sein«, sagte er griesgrämig.
    »Ich verstehe«, sagte Wagnhärad, der einsah, dass eine Fortsetzung des Gesprächs sinnlos war. »Wir lassen diese Theorie natürlich nicht außer Acht und werden Sandström vernehmen, sobald er nach Hause kommt. Was halten Sie eigentlich von Patrik dem Maler?«
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    Hallman sah misstrauisch aus, als erlaube man sich einen unpassenden Scherz mit ihm.
    »Was ich von ihm halte?« Er kratzte sich am Kopf und schien ernsthaft über eine Antwort nachzudenken. »Ist schon ein netter Mann, nur ein bisschen merkwürdig manchmal.«
    »Was meinen Sie mit merkwürdig?«
    »Er redet viel, und manchmal ist es schwierig, ihn zu verstehen. Er benutzt so komische Wörter.«
    »Tut er auch komische Dinge?«
    »Ja, das tut er.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Er hat einmal für die Schweine gespielt.«
    »Für die Schweine gespielt? Wann?«
    »Er ist hierher gekommen, das war zu Sandströms Zeit, und er hatte natürlich getrunken und hatte diese Bassgeige dabei, und mit dem hat er sich da drüben hingesetzt, wo die alten Säue waren, und hat für sie gespielt. Er meinte, es würde ihnen gut tun.«
    Wagnhärad lachte. »Was hat Sandström dazu gesagt? Und was haben die Schweine gesagt?«
    »Sandström war nicht zu Hause, und den Schweinen hat’s gefallen. Jedenfalls haben sie nicht gequiekt.«
    »Hat er noch andere komische Sachen gemacht?«
    »Ja, aber irgendwie gehört das bei ihm dazu. Man denkt gar nicht viel darüber nach.«
    »Ist er schon einmal gewalttätig geworden? Ich meine, wird er schnell böse?«
    Hallman sah völlig verständnislos aus. »Nein, also bösartig ist er wohl nicht.«
    164

    Wagnhärad und Bergh einigten sich durch einen kurzen Blickkontakt darauf, das Gespräch zu beenden. Wagnhärad stand auf und streckte die Hand aus.
    »Jetzt wollen wir Sie nicht länger aufhalten. Sie haben sicher viel zu tun.«
    Hallman schien die ausgestreckte Hand nicht zu sehen und zog die Mundwinkel nach unten.
    »Ja, das hab ich wohl«, sagte er. »Wenn’s auf diesem Hof irgendwas zu tun gibt, bleibt es immer an mir hängen. Sonst macht hier jedenfalls keiner einen Finger krumm.«
    Wagnhärad goss versuchsweise ein bisschen Öl ins Feuer.
    »Aber Sie werden doch sicher von Marco Fermi unterstützt?«
    Hallman, dessen wässrige Augen aufloderten, konnte sich nicht länger beherrschen, sondern spuckte voller Abscheu auf den Boden.
    »Der taugt zu gar nichts!«, knurrte er, während er die Tür aufriss. »Das sind doch alles nur Schwätzer.«
    Vor sich hin brummend, trottete er davon. Wagnhärad und Bergh gingen zu ihrem Auto, um in die Stadt zurückzufahren.
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    15
    Von Donnerstag, 4. auf Freitag, 5. Mai Nachdem Katharina Feierabend gemacht hatte, ging sie mit Kajsa nach Hause. Sie war fest entschlossen, eine weitere Nacht in der Stadt zu verbringen. Sie waren beide völlig erschöpft von den Folgen der durchzechten Nacht, in der sie mit der Dummheit der Männer im Allgemeinen und Patriks Niedertracht im Besonderen abgerechnet hatten.
    Gegen zweiundzwanzig Uhr, nachdem sie Kajsas Thunfischsalat gegessen und eine Weile teilnahmslos vor dem Fernseher gehockt hatten, teilten sie sich eine Schlaftablette, in der Hoffnung, den verpassten Schlaf gründlich nachholen zu können. Katharina schlief auf dem schmalen Gästebett zunächst wie eine Tote und war zwischen halb elf und zwei Uhr aller Sorgen ledig. Danach lag sie wach und starrte grübelnd ins Dunkel. Und zum Grübeln hatte sie Anlass genug, denn mit Kajsa hatte sie nur über die eine Hälfte ihres Elends diskutiert.
    Sie zweifelte nicht daran, dass sie sich am Rand

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