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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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PM.
    »Ja, für Nygren sicher ein schmerzlicher Verlust. Denn wenn er nicht so eine hohe Hypothek hätte aufnehmen müssen, würde er von der Schweinezucht sicher gut leben können.«
    »Glaubst du, dass er was kann?«
    »Dass er an dieser einseitigen Schweinezucht festhält, spricht möglicherweise nicht dafür, dass er besonders fachkundig ist«, antwortete Kalle vorsichtig.
    »Was hältst du von ihm persönlich?«
    Kalle schaute von PM zu Roffe hinüber und kniff ein wenig die Augen zusammen.
    »Wie merkwürdig, dass alle von mir wissen wollen, was ich persönlich von Nygren halte«, sagte er. »Dieser Wagnhärad von der Polizei hat mir dieselbe Frage gestellt, und die Antwort fällt mir schwer, weil ich eigentlich gar keine Meinung von ihm habe.«
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    PM lachte. »Ich wette, auch du hältst ihn für einen merkwürdigen Kerl, bei dem man sich fragt, was er eigentlich auf dem Land verloren hat.«
    Kalle trank seinen Kaffee aus und blickte ihn mit sonderbarem Ausdruck an.
    »Kann schon sein, dass ich manchmal wirklich gedacht habe, er wäre hier fehl am Platz. Aber wir sollten ihm ein wenig Zeit geben. Er ist doch erst ein halbes Jahr hier.«
    »Was meinst du, Signe?«, fragte PM.
    »Also ich finde, er macht was her«, entgegnete sie freimütig.
    »Und höflich ist er auch, was sich von manchen seiner Vorgänger nicht behaupten lässt.«
    »Denkst du an den Neandertaler?«, fragte PM.
    »Erraten, wenn du von Sandström sprichst.« Kichernd fuhr sie fort: »Was für ein Glück, dass der endlich weg ist. Ich könnte Nygren allein dafür um den Hals fallen, dass er ihm den Hof abgekauft hat. Und dieser Schweizer ist doch auch nicht zu verachten. So wie der aussieht, ist er eine Gefahr für alle Frauen in dieser Gegend. Nur gut, dass er verheiratet ist. Hoffentlich hat seine Frau ihn unter Kontrolle.« Signe warf PM einen viel sagenden Blick zu.
    »Was sagt denn Katharina zu ihm? Pass bloß auf, dass sie sich nicht in ihn verguckt.«
    »Hat sie schon«, sagte PM. »Sie hält ihn für ein ästhetisches Wunderwerk und bekommt einen glasigen Blick, wenn sie ihn sieht. Aber natürlich zieht sie mich vor, weil ich so eine schöne Seele habe.«
    Signe schlug sich lachend auf die Schenkel. »Eine schöne Seele, hör sich das einer an! An Selbstbewusstsein hat es dir ja noch nie gefehlt. Sieht man die schöne Seele auf deinen Bildern? Dann muss man sich allerdings fragen, was schön ist.
    Aber ich weiß ja, dass du auch ganz anders malen kannst.« Sie 249

    wandte sich erklärend an Roffe: »Kalle hat ein sehr schönes Bild zu seinem sechzigsten Geburtstag bekommen. Es hängt im Wohnzimmer. Und mir hat er eines mit Blumen geschenkt, als ich fünfundfünfzig wurde. Es ist nur schade, dass er uns seine schönsten Bilder schenkt und die anderen verkauft, obwohl niemand begreift, was sie bedeuten sollen. Aber es gibt ja Leute, denen so etwas gefällt.«
    »Apropos Marco Fermi«, nahm PM den Faden wieder auf.
    »Kennt ihr seine Frau eigentlich näher?«
    Signe runzelte die Stirn.
    »Ich glaube, sie ist sehr schüchtern, die Arme. So sieht sie jedenfalls aus. Schwierig, mit so einem jungen Mädel ins Gespräch zu kommen. Manchmal treffe ich sie bei Domus, wenn ich in der Stadt einkaufe, aber sie wirkt immer völlig eingeschüchtert, wenn ich mit ihr rede. Vielleicht legt sich das mit der Zeit.«
    PM fand, dass es an der Zeit zum Aufbruch war, und wechselte mit Kalle abschließend ein paar Worte über den neu installierten Kaminofen. Die ganze Gesellschaft bewegte sich zur Haustür, vor der ihnen ein peitschender Regen entgegenschlug.
    »Brr, was für ein Wetter!«, stöhnte Signe. »Hoffentlich kehrt der Sommer bald zurück. Viele Grüße an Katharina! Sie fragt sich bestimmt schon, wo ihr bleibt.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte PM. »Sie genießt es sicher, eine Weile allein zu sein.«

    Ehe Katharina wirklich begriff, was geschehen war, stürmte sie aus dem Haus. Ihr Bademantel flatterte wie ein rosa Segel hinter ihr her, als sie die Autotür aufriss und sich auf den Fahrersitz warf. Sie verriegelte alle Türen und griff automatisch in die Tasche ihres Bademantels, aber der Autoschlüssel befand sich 250

    natürlich außer Reichweite in der Tasche ihres Mantels, und der hing im Flur. Außer sich vor Wut hämmerte sie fluchend gegen das Lenkrad. Ihre Atmung war nur mehr ein hektisches Keuchen. Ihr Brustkorb schmerzte.
    Sie starrte unablässig zur Haustür hinüber, die sie nicht einmal abgeschlossen hatte, überzeugt davon,

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