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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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soll ich nur tun? Ihn wegen Hausfriedensbruchs anzeigen? Oder macht das die Sache nur noch schlimmer?«
    Roffe verfolgte nachdenklich Patriks Anstrengungen, den Küchenfußboden zu säubern.
    »Das ist eigentlich keine schlechte Idee«, sagte er zögerlich.
    »Wir wollen ihm ja schließlich noch eingehender auf den Zahn fühlen, und eine solche Anzeige wäre der richtige Vorwand dafür. Allerdings, wenn die Sache vor Gericht kommen sollte, dann wird er dich, entweder aus eigenem Antrieb oder auf Betreiben seines Anwalts, der Körperverletzung bezichtigen.
    Die Gewalt, die du angewandt hast, könnte als unverhältnismäßig eingestuft werden.«
    »Wie kannst du das beurteilen?«, rief Katharina erregt. »Er hatte mich an der Kehle gepackt. Und in Anbetracht dessen, was mir Annika erzählt hat, musste ich doch wohl mit dem Schlimmsten rechnen.«
    »Das wollte ich gerade hinzufügen. Der Richter wird vermutlich zu der Auffassung gelangen, dass du in äußerster 256

    Notwehr gehandelt hast. Aber so etwas lässt sich immer schwer voraussagen.«
    Ihr wurde ganz schlecht bei der Vorstellung, ein Gericht davon überzeugen zu müssen, dass sie nicht unverhältnismäßig starke Gewalt angewandt hatte. Sie legte überhaupt keinen Wert darauf, diese unappetitliche Geschichte an die Öffentlichkeit zu zerren.
    »Ich will keinen Prozess«, sagte sie. »Da lasse ich die Sache lieber auf sich beruhen. Mir kommt es nur darauf an, dass er irgendwie von hier verschwindet. Wie sollen wir sonst jemals in Ruhe weiterleben können?«
    »Es muss ja nicht unbedingt zum Prozess kommen«, sagte Roffe. »Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, könntest du darüber nachdenken, die Anzeige zurückzuziehen.«
    PM, der dazu übergegangen war, die Dielen mit nassem Küchenpapier zu putzen, hob seine Stimme: »Also wenn du ihn nicht anzeigst, dann mach ich das. Er ist in mein Haus eingedrungen und hat meine Frau belästigt. Damit werde ich mich nicht abfinden. Außerdem werde ich bald zu ihm gehen und ihn zur Rede stellen.«
    Katharina stöhnte auf und warf hilflos die Arme in die Luft.
    »Herrgott, hat es heute nicht schon genug blutige Auseinandersetzungen gegeben? Was bringt es denn, ihn jetzt zur Rede zu stellen? Das endet nur damit, dass du auf ihn losgehst, oder schlimmer noch, dass er auf dich losgeht.«
    Roffe pflichtete ihr bei. »Es wäre regelrecht töricht, jetzt zu ihm zu gehen«, sagte er. »Die Situation ist doch schon schlimm genug.«
    PM warf verärgert das Küchenpapier auf den Boden.
    »Warum gehen eigentlich immer alle davon aus, dass ich gewalttätig werde? Traut ihr mir denn nicht ein bisschen mehr 257

    Verstand zu? Ich will nur sichergehen, dass er uns in Zukunft in Frieden lässt.«
    »Und wie willst du das anstellen?«, fragte Katharina.
    »Indem ich ihm ein paar Dinge klar mache.«
    »Das habe ich ja auch schon versucht«, entgegnete sie. »Es hat nichts genutzt. Die einzige Lösung, die ich sehe, ist, dass er von hier verschwindet. Das wäre wohl auch das Beste für ihn selbst.
    Er hat sich doch schließlich auf jede erdenkliche Weise unmöglich gemacht.«
    Roffe nickte. »Am einfachsten wäre es tatsächlich, wenn Nygren sich gezwungen fühlte, ihn zu entlassen. Oder wenn er von sich aus kündigen würde. Darüber sollten wir sowohl mit Nygren als auch mit Fermi reden. Doch zunächst sollten wir weitere Auskünfte über Signore Fermi einholen. Das könnte die Prozedur vereinfachen.«
    »Gut«, sagte Katharina. »Dann erstatte ich Anzeige gegen ihn.«
    »Ist praktisch schon geschehen«, sagte Roffe. »Ich schicke dir am Montag die Formulare zum Ausfüllen. So, und jetzt müsst ihr eine Weile ohne mich auskommen, weil ich mich nun ganz anderen Dingen widmen werde. Ich gehe davon aus, dass ihr dafür Verständnis habt und alles unternehmt, was in eurer Macht steht, um weitere Überraschungen zu vermeiden.«
    Katharina stand auf und umarmte Roffe herzlich.
    »Mach dir keine Sorgen. Wir werden hinter dir die Tür abschließen. Dann werde ich ein Bad nehmen, um mich zu entspannen, und Patrik wird vor der Tür Wache halten.«
    PM protestierte heftig: »Wenn hier einer baden muss, dann bin ich das. Ich bin schließlich bei Nisse gewesen. Und wenn ich dich wirklich beschützen soll, ist es wohl das Beste, wir baden zusammen.«
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    Katharina schien irgendwelche Einwände zu haben, doch Roffe erfuhr nicht mehr, worauf sie sich einigten. Noch ehe die Sache entschieden war, machte er sich auf den Weg.
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    19
    Montag, 8.

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