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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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er nur nicht so verdammte Kopfschmerzen gehabt hätte.
    Manchmal wurde der Druck auf Augen und Ohren so stark, dass ihm fast übel wurde.
    »In der Nacht zum … warten Sie … es muss in der Nacht zum dreißigsten September gewesen sein, als ich mit dem Spezialisten auf Knigarp ankam. Er parkte den Wagen an einem Waldweg in der Nähe. Wir schlugen uns durch den Wald und versteckten uns im Haus. Am dreißigsten September kam das Objekt um kurz nach achtzehn Uhr in dem blauen Volvo, der draußen vor der Tür steht …«
    »Sie sprechen von Nygren?«
    »Ja. Eigentlich sollte er durch einen Schuss in den Nacken getötet werden, doch Nygren hatte anscheinend bemerkt, dass etwas faul war. Er schlug dem Spezialisten ins Gesicht und entwendete ihm anfangs sogar seine Waffe. Erst nach einem heftigen Kampf gelang es ihm schließlich, Nygren das Genick zu brechen …«
    »Und weiter?«
    »Nygren hatte ihm ziemlich zugesetzt. Ich erinnere mich nicht mehr genau, welche Verletzungen er hatte, aber er blutete aus Mund und Nase und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Nach einer Weile verlor er das Bewusstsein, und da stand ich nun mit einer Leiche, die er mir eigentlich vom Hals schaffen sollte, nur war er nicht mehr in der Lage dazu. Die Leiche im Haus zu verstecken, schien mir zu riskant. Zu dieser Zeit wusste ich ja noch nicht, wann womöglich Angestellte oder Nachbarn auftauchen konnten … Ich musste die Leiche also noch am selben Abend verschwinden lassen.
    468
    Ungefähr um kurz nach neun, nachdem es ganz dunkel geworden war, inspizierte ich das Grundstück. Da kam ich auf die Idee, den Toten in der Jauchegrube zu versenken. Die wird ja ständig aufgefüllt und niemals vollständig geleert. Wenn ich dafür sorgte, dass die Leiche am Boden blieb, würde sie ziemlich schnell zersetzt werden, dachte ich mir. Ich möchte daran erinnern, dass die Beseitigung des Toten eigentlich nicht zu meinen Aufgaben gehörte, doch die Umstände zwangen mich dazu, das Problem irgendwie zu lösen.«
    »Wann kam unser Spezialist wieder zu sich?«
    »In der darauf folgenden Nacht war er in der Lage, von hier zu verschwinden.«
    »Und jetzt zu Fermi.«
    »Fermi ist ein Verräter, der zu Recht hinter Gittern sitzt.«
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Fermi sollte das Bindeglied zwischen mir und den
    verschiedenen schwedischen Einheiten … und natürlich zwischen mir und der Leitung sein. Ich habe ihm nie recht getraut und nahm auch an, dass er dazu da war, mich zu überwachen und Berichte über meine Tätigkeit zu verfassen. An sich eine verständliche Vorsichtsmaßnahme, und ich hatte ja auch nichts zu verbergen. Ich hätte mir nur gewünscht, dass sie mir jemanden zur Seite gestellt hätten, der weniger ehrgeizig ist.
    Fermi war mit seiner Stellung nie zufrieden. Sein Ziel war es, die Leitung für ganz Schweden zu übernehmen. Auch wenn er es nicht war, der die Leiche mit dem Maler da drüben in Verbindung gebracht hat, wie ich anfangs dachte, bin ich mir sicher, dass seine Berichte mich bei der Leitung diskreditieren sollten. Dann ist die Sache mit dem Eber passiert. Sie hat mich verwirrt. Ich wusste ja schließlich nicht, ob er ihm selbst die Kehle durchgeschnitten hatte oder ob ein anderer damit beauftragt worden war. Ich fasste es als einen Wink auf, meine Aktivitäten auf ein Minimum zu reduzieren, bis ich weitere 469
    Instruktionen erhalten würde. Natürlich habe ich nicht gewagt, eine Order, die authentisch sein konnte, zu ignorieren. Da ich aber nie weitere Instruktionen bekommen habe, nehme ich an, dass Fermi den Eber auf eigene Faust umgebracht hat, um mir Unannehmlichkeiten zu bereiten und mir meine Arbeit zu erschweren.«
    »Was steckt hinter der Geschichte in Mjölby?«
    »Es glaubt doch wohl niemand, dass ich etwas mit der Sache zu tun habe. Dass Fermi seinen eigenen Geschäften nachging, liegt doch auf der Hand.«
    »Sie haben also nichts mit seiner Festnahme zu tun?«
    Er starrte auf seine Hände und dachte einen Augenblick nach.
    Es war eine große Genugtuung für ihn gewesen, Fermi unschädlich zu machen. Das war ihm gründlich gelungen und hatte den Kreis anderthalb Millionen gekostet. Und da Fermi offenbar nicht reden wollte, sah auch er keinen Grund, seinen Gewinn aufs Spiel zu setzen und etwas zuzugeben, das als privater Racheakt aufgefasst werden konnte. Die Buchführung so zu manipulieren, dass der Verlust nicht sichtbar wurde, war für jemanden mit seinen Fähigkeiten ein Kinderspiel. Er schüttelte

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