Texas
James A. Michener
Texas
Roman
Aus dem Amerikanischen von Hans Erik Hausner
Knaur®
Vollständige Taschenbuchausgabe 1988 Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nacht, München © 1986 Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. München
Titel der Originalausgabe »Texas«
© 1985 James A. Michener Umschlaggestaltung Agentur Zero, München Druck und Bindung Ebner Ulm Printed in Germany ISBN 3-426-60114-1
Viereinhalb Jahrhunderte texanischer Geschichte, von der Ankunft der spanischen Eroberer 1527 bis zur computergesteuerten Gegenwart, nehmen vor den Augen des Lesers Gestalt an. Wieder ist es die gekonnte Kombination aus historischen Fakten und fiktiven persönlichen Schicksalen, mit der Michener Geschichte zu neuem Leben erweckt. Wir nehmen teil an den Existenzkämpfen der ersten Siedler; ihren Auseinandersetzungen mit den Indianern; dem heroischen Ringen um Fort Alamo; den Heldentaten der Texas-Rangers; der Befreiung von spanischmexikanischer Vorherrschaft; der epochemachenden Entdeckung des Erdöls und anderen Meilensteinen der Historie des flächengrößten und reichsten Bundesstaates der USA.
James A. Michener wurde 1907 geboren. Fast seine ganze Kindheit verbrachte er im Haus der Witwe Mabel Michener, die in Doylestown, Pennsylvania, ein Heim für Findelkinder unterhielt. Wenn die Wohltäterin finanzielle Engpässe durchzustehen hatte, lernten die Zöglinge vorübergehend auch das Leben im Armenhaus kennen. Schon früh entwickelte Michener eine Leidenschaft für das Reisen, und bereits 1925, als er die High School abschloß, kannte er fast alle Staaten der USA. Der hervorragende Schüler erhielt ein Stipendium für das Swarthmore College, das er 1929 mit Auszeichnung abschloß. In den folgenden Jahren war er Lehrer, Schulbuchlektor, und er ging immer wieder auf Reisen. Während des Zweiten Weltkrieges diente Michener als Freiwilliger bei der US-Marine, die er als Korvettenkapitän verließ. Mit vierzig Jahren entschloß er sich, Berufsschriftsteller zu werden. Für sein Erstlingswerk »Tales of the South Pacific« erhielt er 1948 den Pulitzer-Preis. Durch Richard Rogers und Oscar Hammerstein wurde es zu einem der erfolgreichsten Musicals am Broadway. Micheners Romane, Erzählungen und Reiseberichte wurden inzwischen in 52 Sprachen übersetzt. Einige davon wurden auch verfilmt.
DER SONDERSTAB DES GOUVERNEURS
Ich war überrascht, als der Gouverneur von Texas mich einige Tage nach Neujahr 1983 zu sich bat, denn ich hatte keine Ahnung gehabt, daß er von meinem Aufenthalt in der Stadt unterrichtet war. Ich hatte einige Wochen in Austin verbracht und dort fünf Vorlesungen vorbereitet, die ich in der Lyndon-B.-Johnson-School of Public Affairs der University of Texas halten sollte. Von seiten der Universität hatte man sich nicht viel um mich gekümmert; ich hatte dem Rektor einen Höflichkeitsbesuch abgestattet und den Dekan einige Male konsultiert. Die Einladung des Gouverneurs kam völlig unerwartet.
Ich war gebürtiger Texaner und hatte meinen ständigen Wohnsitz in diesem Staat; im vergangenen Jahr jedoch war ich vom Institute for Cultural Studies, der berühmten »Denkfabrik« in Boulder, Colorado, die ich leitete, beurlaubt worden und hatte in Genf gearbeitet.
Ich war gern an die Universität zurückgekehrt, denn die texanischen Studenten hatten etwas Erfrischendes. Einige der neusten Köpfe kamen zwar aus dem Norden, doch die besten Football-Spieler immatrikulierten sich in Texas, und darauf kam es an.
Ohne mir vorstellen zu können, was der Gouverneur von mir wollte, verließ ich mein Gastbüro, ging auf den in südlicher Richtung verlaufenden Martin-Luther-King-Boulevard zu und dann etwa sechs Häuserblocks die Congress Avenue hinunter. Als ich das vertraute alte Kapitol mit seiner hohen Kuppel und der dem neunzehnten Jahrhundert verhafteten Würde betrat, war ich wieder genauso fasziniert wie an jenem Tag vor so langer Zeit, als ich mit den anderen Kindern meiner Volksschulklasse in der Rotunde stand, um Sam Houston und die Helden des Alamo zu ehren. Während ich nun wieder hier vorbeikam, lauschte eine neue Generation von Kindern mit leuchtenden Augen.
Im Büro des Gouverneurs begrüßte mich die Sekretärin mit einem freundlichen Lächeln: »Wir freuen uns, Sie bei uns zu sehen, Herr Professor. Die anderen warten schon drin.« Mit diesen Worten steckte sie mir ein Schildchen mit der Aufschrift »Dr. Travis Barlow, Institute for Cultural Studies« ans Revers.
»Wer sind die anderen?« fragte
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