China
Vorwort
Seitdem das Reich der Mitte im Westen bekannt ist, inspiriert die Vorstellung, die mit dem Begriff „China“ verbunden ist, die Fantasien der Menschen. Wahre und unwahre Geschichten wurden von jeher über das exotische Land verbreitet. Erstmals wurde der Westen durch den Handel auf China aufmerksam – so etwa um das Jahr 200 v. Chr., als die Seidenstraße den Orient mit dem fernen Osten verband. Um diese Zeit, als Persien für das Römische Reich noch Umschlagplatz für die asiatischen Waren war, fragte man die chinesischen Kaufleute nach dem Namen des Landes, aus dem sie kamen. Obwohl die Chinesen selbst bereits damals ihr Land „Zhong-Guo“, übersetzt: „mittlere Reiche“, nannten, erwiderten sie zur Würdigung ihres damaligen Herrschers Qin Shi Huangdi, sie stammten aus dem Lande Qin (alte Schreibweise Ch’in). Die Römer latinisierten später die Landesbezeichnung der leichteren Aussprache halber zu „Sina“, was sich heute noch in wissenschaftlichen Bezeichnungen wie zum Beispiel „Sinologie“ widerspiegelt. In anderen europäischen Sprachen etablierten sich phonetische Angleichungen des Namens Ch’in, die heute noch in Aussprachevarianten als „(s)china“, „tschina“ oder „kina“ vorkommen. Aber der Handel brachte nicht nur die Kenntnis einer fremden Kultur und Sprache mit sich. Viele Dinge des heutigen Alltagslebens wie zum Beispiel der Tee, das Feuerwerk, die Flugdrachen, der Kampfsport, wissenschaftliche Geräte und vieles mehr haben in China ihren Ursprung. Chinesische Wissenschaftler und Gelehrte brachten vor 2000 Jahren schon herausragende Erfindungen und Leistungen hervor. China zählt neben Ägypten und dem Nahen Osten zu den Hochkulturen des Altertums.
Die heutige Volksrepublik China ist nach Russland und Kanada das drittgrößte Land der Erde und entspricht in seiner Größe der Europas. Mit 1,3 Milliarden Menschen – dies sind immerhin 20 Prozent der Weltbevölkerung – ist es das bevölkerungsreichste Land auf dem Globus. Unter 56 anerkannten ethnischen Gruppen (etwa Tibetern, Uiguren oder Mongolen) stellen die Han-Chinesen die Mehrheit der Bevölkerung. Aufgrund der Größe des Landes sind Klima, Flora und Fauna sowie die Bevölkerung und ihre kulturellen Eigenheiten so vielfältig wie die Steine eines bunten Mosaiks: China fasziniert durch über 8000 Meter hohe Gebirge, idyllische Seen, tropische Regenwälder, endlose Sand- und Geröllwüsten sowie kosmopolitische Großstadtmetropolen und abgeschiedene Nomadensiedlungen.
Obwohl die Bundesrepublik Deutschland erst 1972 diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik China aufgenommen hat (mit der Schweiz 1950, mit Österreich 1971), ist China mittlerweile Deutschlands wichtigster Handelspartner in Asien, und Deutschland ist umgekehrt der wichtigste europäische Handelspartner Chinas. Das Wirtschaftwachstum in China beträgt etwa 9 Prozent (2005). China ist die sechstgrößte Volkswirtschaft und die drittgrößte Handelsnation der Welt. Europäische wie nordamerikanische Unternehmen investieren in die dortige Wirtschaft oder gehen Joint-Ventures mit chinesischen Unternehmen ein. Der ständig wachsende Markt bietet viele Möglichkeiten, und die Zukunft verspricht hohe Absatzzahlen.
Aber das Interesse an China ist in den letzten zwei Jahrzehnten nicht nur bei Unternehmen und Wirtschaftsvertretern gewachsen – auch die Touristenzahlen steigen stetig an. Die touristische Infrastruktur wurde in den letzten Jahren erheblich verbessert. China-Rundreisen gehören derzeit zu den touristischen Standards. Aber China strebt ebenso danach, seine Attraktivität für die Erholungssuchenden unter den Touristen zu erhöhen, weshalb auf der Insel Hainan im Südchinesischen Meer schon die ersten Hotel- und Bungalowanlagen entstanden sind. Nicht zuletzt die von der chinesischen Regierung eingeführten drei Urlaubswochen – zum Frühlingsfest, zum ersten Mai und zum Nationalfeiertag am ersten Oktober – haben bisher gewaltige Reisewellen in Gang gesetzt. Die Olympischen Sommerspiele 2008 in Beijing und die Weltausstellung EXPO 2010 in Shanghai werden das ausländische Interesse und den Tourismus sicherlich noch weiter verstärken.
Wer übrigens für einen Chinabesuch, sei es aus beruflichen oder privaten Gründen, sein Interesse für das vielschichtige Land mit einem Chinesischkurs abrunden möchte, sollte sich nicht vom Klischee der unlernbaren Sprache beirren lassen. Sicherlich sind bedeutungsunterscheidende Tonhöhen oder gar
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