Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Dieses Hotel ist nicht der richtige Ort. Das ist geklärt. Deshalb bin ich nicht hergekommen.
    »Schlimmer«, sagte der Bruder.
    »Ich weiß, was du denkst.«
    Der Bruder erhob das Glas und trank, die untergehende Sonne schien durch das Fenster und fing sich für einen Moment im Glas. Sie veränderte die Farbe der Flüssigkeit darin, aber als er das Glas sinken ließ, war alles wieder wie zuvor.
    »Warum bist du mit dem Zug gekommen?«, fragte der Bruder.
    »Was ist denn das für eine Frage?«
    »Es kommen nicht viele mit dem Zug. Du hast doch ein Auto.«
    »Nein.«
    »Hast du kein Auto mehr?«
    »Kein Auto.«
    »Hast du das Auto abgeschafft?«
    »Jetzt sei doch mal einen Moment still, verdammt noch mal«, sagte er.
    Er brauchte auf jeden Fall noch ein Bier. Er ging zur Theke und kaufte sich ein Glas, ohne den Bruder zu fragen.
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte der Bruder, als er zurückkam.
    »Nein.«
    »Das solltest du tun.«
    »Das werde ich ja.«
    »Ich meine jetzt. Früher. Vorher. Oder was man auch immer sagt.«
    »Jetzt? Du meinst heute Abend? Heimlich oder wie?«
    »Ich finde, du solltest das tun. Du solltest ihn einfach sehen und dann könnten wir mit dem hier weitermachen.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Nein.«
    Der Bruder erhob sich.
    »Morgen also«, sagte er.
    »Wenn du immer noch dabei bist.«
    »Ich bin dabei, aber ich finde, du könntest mal zuhören.«
    »Ja.«
    »Sollen wir gehen?«
     
    »Können wir nicht ein wenig in die Richtung gehen?«, fragte der Bruder.
    Er antwortete nicht.
    »Es ist das letzte Mal, dass ich es sage«, sagte der Bruder.
    »Du willst sehen, wie lange ich es aushalte, oder?«
    »Ich sage nichts«, meinte der Bruder.
    »Dafür, dass du nichts sagst, redest du verdammt viel.«
    »Das ist doch total bescheuert.«
    Es waren jetzt weniger Autos auf der Straße unterwegs. Es war Abend und die Ortschaft kam zur Ruhe. Das hier war ohnehin niemals ein Ort, in dem es unruhig war, dachte er. Oder besser gesagt hat man nichts davon mitbekommen. Wenn die Leute wahnsinnig werden, behalten sie es für sich. Sie drehen eine Runde nach der nächsten um den Marktplatz, fahren zum See hinaus und stehen mit ihren Autos schweigend am Abhang, bis die Dunkelheit es unmöglich macht, die verzerrten Gesichtszüge zu erkennen, wenn sie sich im Rückspiegel betrachten. Dann schreien sie über den See. So ist es den ganzen Sommer lang. Vor allem jetzt, wo er sie so furchtbar im Stich lässt. Wenn er sie verlässt.
    »Wie ist es da drüben?«, fragte der Bruder, als sie über den Marktplatz gegangen waren und in Richtung Sportplatz weitergingen.
    »Es ist einsam«, sagte er.
    »Wie man es von den Großstädten so sagt«, sagte der Bruder.
    »Ja.«
    »Sie sagen, es sei, als würde man in den Wald gehen.«
    »Wer sagt das?«
    »Die, die da waren, sagen das. Dass es sei, als würde man in einen großen Wald gehen, in dem man noch nie zuvor war. Nicht ein Baum ist einem bekannt, aber es sind viele davon da.«
    »Das nenne ich eine philosophische Sichtweise«, sagte er. »Aber es stimmt, die Menschen auf den Straßen sind wie Bäume und das ist einem auch bewusst. Das ist immer so. Alle sind immer Bäume und die Bäume sind immer fremd.«
    »Hm.«
    »Das ist manchmal schön. Man kommt davon.«
    »Das ist nicht so wie hier«, sagte der Bruder.
    »Es ist nie wie hier.«
    Sie kamen zum Sportplatz. Er lag ganz oben auf dem Hügel und die Birken begrenzten ihn nach unten zum See hin. Die späte Nachmittagssonne brach durch das Laubwerk und warf ein Muster auf den Rasen.
    Ein Mann ging die Linien entlang und erneuerte die Markierung. Er schob den Behälter mit der Kreide auf Rädern vor sich her und hielt den Blick aufs Gras gerichtet. Als sie kamen, war er mit der Linie um den Platz herum fertig, er war umrandet wie ein Bild.
    Alles ist fertig, außer den Linien, die sich im Feld befinden, dachte er.
    Er war selbst da drin gewesen, ein Teil des Gemäldes. Das war seine ganze Kindheit und ein Teil seiner Jugend.
    »Erinnerst du dich an den Idioten?«, fragte der Bruder.
    »Natürlich.«
    »Den Idioten von Brusafors.«
    »Ja.«
    »Es war ein Abend wie dieser hier, allerdings ein wenig später, und ich glaube nicht, dass du dabei warst. Er kam mit dieser Zipfelmütze angefahren und zog sich am Moped um. Der Trainer staunte nur, als der Idiot anfing, die Kegel in Kreisen um die Spieler zu setzen.«
    Sie sahen über den Platz.
    »Er wusste alles über die englische Liga«, sagte der Bruder.
    »Alle Stadien.«
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher