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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Viertelstunde nach Mitternacht erschien er in dem Raum mit der Aufschrift Restaurant. Alle hatten sich inzwischen vollzählig eingefunden. Gaye sah ihm bei seinem Eintreten für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen, bevor sie den Blick abwandte. Sie fühlte in seiner Gegenwart eine sonderbare Lähmung. Nicht weil er sie, wie die meisten Männer, die sie kannte, in Gedanken auszuziehen schien, sondern weil in seiner Haltung ihr gegenüber etwas lag, das zu dem Schluß hätte Anlaß geben können, er habe dies schon unzählige Male getan. Sie hörte ihm mit gespannter Aufmerksamkeit zu.
    Morse dankte allen für ihre Geduld und ihr Entgegenkommen. Es sei sehr spät geworden, und er werde sie nicht mehr lange aufhalten. Sie alle wüßten inzwischen, warum die Polizei gerufen worden sei. Draußen auf dem Hof sei ein Mord verübt worden. Das Opfer sei ein junges Mädchen mit blonden Haaren. Sie würden sicher verstehen, daß sie ihre Wagen bis zum Vormittag auf dem Hof würden stehenlassen müssen. Er wisse, daß es für einige von ihnen schwierig sei, ohne Fahrzeug nach Hause zu kommen, es seien deshalb Taxen bestellt worden. Falls einer der Anwesenden etwas bemerkt habe, das für die polizeilichen Ermittlungen von Wichtigkeit sein könnte, so möge er bitte dableiben und sich an ihn oder Sergeant Lewis wenden. Ansonsten könnten sie jetzt gehen.
    Gaye war von Morses Auftritt enttäuscht. Da hatte sie sich nun, während ein Mord geschah, in unmittelbarer Nähe des Tatorts aufgehalten, und dann war das Ganze so wenig aufregend, fast banal. Sie würde jetzt nach Hause gehen wie immer. Ihre Mutter und ihr Sohn würden sicher schon schlafen, aber selbst wenn sie noch wach wären, was hätte sie ihnen schon zu erzählen?
    Das allgemeine Gemurmel im Anschluß an Morses Mitteilung erstarb allmählich, als seine Zuhörer einer nach dem anderen ihre Mäntel holten und den Saal verließen. Auch Gaye hatte sich erhoben. War ihr etwas Wichtiges aufgefallen? Sie rief sich den Abend noch einmal ins Gedächtnis zurück. Der junge Mann, der das Mädchen gefunden hatte … Sie hatte ihn schon früher hier gesehen. Wenn sie nur wüßte, wann. Er war nicht allein gewesen … Dann auf einmal fiel es ihr wieder ein – blondes Haar! Er war erst letzte Woche dagewesen, zusammen mit einem blonden Mädchen. Obwohl – es gab natürlich nicht nur ein blondes Mädchen. Viele Mädchen ließen sich heutzutage ihre Haare blond färben. Sollte sie es dem Inspector trotzdem mitteilen? Sie ging auf Morse zu.
    »Sie sagten, das ermordete Mädchen habe blonde Haare.« Morse sah sie an und nickte. »Ich glaube, ich habe sie in der vergangenen Woche hier gesehen. Sie hat zusammen mit dem jungen Mann, der sie heute abend gefunden hat, in der Lounge Bar gesessen. Ich habe sie bedient. Ich arbeite dort.«
    »Eine interessante Beobachtung, Miss –?«
    »Mrs., Mrs. McFee.«
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Mrs. McFee. Ich dachte, die beiden Ringe an Ihrer Hand seien nur dazu da, Ihre Verehrer abzuschrecken, damit sie Sie nicht den ganzen Abend mit Blicken verschlingen.«
    Gaye fühlte Wut in sich aufsteigen. Sie haßte diesen Mann! »Sehen Sie, Inspector, ich bin gekommen, um Ihnen etwas mitzuteilen, von dem ich annahm, daß es Ihnen vielleicht weiterhelfen würde. Wenn Sie sich einbilden …«
    »Mrs. McFee«, unterbrach Morse sie sanft und musterte sie mit einem eindeutigen Blick, »wenn ich in der Nähe wohnte, würde es mich auch zu Ihnen an die Bar treiben. Jeden Abend.«
     
    Kurz nach ein Uhr war eine Anzahl primitiver Scheinwerfer aufgestellt, die jedoch stark genug waren, den Hof ausreichend zu erhellen. Morse hatte Lewis angewiesen, den jungen Mann, der das Mädchen gefunden hatte, so lange festzuhalten, bis sie sich genau umgesehen hätten. Die beiden Männer standen jetzt vor der Leiche des Mädchens. Überall war Blut. Der Sergeant fühlte, während er auf die Tote hinuntersah, wie angesichts der Gewalttätigkeit und Sinnlosigkeit dieses Mordes ein Gefühl des Abscheus von ihm Besitz ergriff. Morse schien auf einmal sein Interesse für den Nachthimmel entdeckt zu haben. »Haben Sie sich schon mal mit den Sternen beschäftigt, Lewis?«
    »Ich lese manchmal Horoskope, Sir.«
    Morse schien die Antwort nicht gehört zu haben. »Mir hat vor einiger Zeit jemand eine Geschichte erzählt von einer Gruppe Schulkinder, die wollten eine Million Streichhölzer sammeln. Nachdem sie die ganze Schule bis zum Dach vollgepackt hatten, sahen sie ein,

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