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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Aber jeder halbwegs gute Detective erkannte Füllmaterial sofort. Und das war es, was Bosch vor sich sah. Das mulmige Gefühl in seinem Magen wurde stärker. Schließlich kam er zum ersten ›Bericht über die laufenden Ermittlungen‹ – datiert eine Woche nach dem Mord und geschrieben von McKittrick.
     
    Der Mord an Marjorie Phillips Lowe bleibt weiterhin ungelöst, keine Verdächtigen.
    Die Ermittlungen haben ergeben, daß das Opfer der Prostitution in Hollywood nachging und eventuell von einem Kunden ermordet wurde.
    Der anfänglich verdächtigte John Fox stritt jegliche Beteiligung ab und konnte durch Vergleich der Fingerabdrücke und Bestätigung seines Alibis durch Zeugen entlastet werden.
    Zur Zeit gibt es keine Verdächtigen. John Fox erklärte, daß das Opfer am Freitag, dem 27.10. , ihre Wohnung in den El-Rio-Apartments ungefähr um 21.00 Uhr verließ, um sich zum Zwecke der Prostitution an einen unbekannten Ort zu begeben. Fox erklärte, daß das Opfer die Verabredung getroffen und ihm nichts darüber mitgeteilt hatte. Fox sagte, daß das Opfer häufiger Rendezvous ohne sein Wissen vereinbart hatte.
    Die Schlüpfer des Opfers wurden in zerrissenem Zustand bei der Leiche gefunden. Zu beachten ist allerdings, daß die Strümpfe des Opfers unversehrt waren und wahrscheinlich freiwillig ausgezogen wurden.
    Erfahrung und Instinkt legen den Ermittlern den Schluß nahe, daß das Opfer an dem unbekannten Ort ermordet wurde, nachdem sie freien Willens dorthin gegangen war und sich eventuell teilweise ausgezogen hatte. Die Leiche wurde dann in das Gäßchen zwischen Vista und Gower Street gebracht und in den Müllcontainer geworfen, wo sie am folgenden Morgen gefunden wurde.
    Die Zeugin Meredith Roman wurde heute nochmals vernommen und aufgefordert, ihre frühere Aussage zu ergänzen. Roman teilte mit, daß das Opfer in der Nacht des Mordes ihrer Ansicht nach zu einer Party in Hancock Park gegangen war. Sie konnte weder die Adresse noch den Namen des Gastgebers angeben. Miß Roman sagte aus, daß sie vorgehabt hatte, mit dem Opfer zu der Party zu gehen. Am Abend vorher ist sie aber von John Fox bei einem Streit über Geld geschlagen worden. Sie konnte an der Party nicht teilnehmen, weil sie wegen eines Blutergusses nicht präsentabel war. (Fox gab in einer anschließenden telefonischen Vernehmung bereitwillig zu, Roman geschlagen zu haben. Roman weigerte sich, Anzeige zu erstatten.)
    Die Ermittlungen haben einen toten Punkt erreicht, da es z. Z. keine weiteren Fährten gibt. Ermittler des Sittendezernats wurden um Amtshilfe ersucht, betreffs ähnlicher Vorfälle und/oder möglicher Tatverdächtiger.
     
    Bosch las die Seite noch einmal und versuchte zu interpretieren, was wirklich gesagt wurde. Eine Sache war klar, John Fox war offensichtlich von Eno und McKittrick vernommen und von der Liste der Verdächtigen gestrichen worden. Ganz egal, ob es einen Vernehmungsbericht gab oder nicht. Jetzt fragte Bosch sich, warum sie keinen Bericht getippt hatten. Oder war ein Bericht getippt worden und später aus dem Mordbuch entfernt worden? Falls ja, wer hatte es getan und warum?
    Zu guter Letzt hätte Bosch gern gewußt, warum Arno Conklin in diesem oder irgendeinem anderen Bericht nicht erwähnt wurde – abgesehen von der Chronologie. Vielleicht war nicht nur die Fox-Ver­nehmung aus dem Ringbuch genommen worden …
    Bosch stand auf, ging zu seiner Aktentasche, die immer auf der Arbeitsfläche neben der Küchentür stand, und holte sein persönliches Adreßbuch heraus. Da er nicht die Nummer des Polizeiarchivs hatte, wählte er die Nummer der Aktenregistratur und ließ sich verbinden. Nachdem es neunmal geläutet hatte, meldete sich eine Frau.
    »Oh, Mrs. Beaupre? Geneva?«
    »Ja?«
    »Hallo, hier ist Harry Bosch. Ich war heute früh bei Ihnen, um eine Akte abzuholen.«
    »Ja, von Hollywood. Dieser alte Fall.«
    »Liegt die Leihkarte noch bei Ihnen auf dem Tisch?«
    »Augenblick. Ich habe sie schon einsortiert.«
    Einen Moment später war sie wieder da.
    »Ja, ich hab’ sie hier.«
    »Könnten Sie mir sagen, wer außer mir das Ringbuch in der Vergangenheit ausgeliehen hat?«
    »Warum müssen Sie das wissen?«
    »Einige Seiten fehlen in der Akte, Mrs. Beaupre. Ich würde gerne wissen, wer sie haben könnte.«
    »Nun, Sie haben sie als letzter ausgeliehen, wie ich schon …«
    »Ich weiß. Vor fünf Jahren. Gibt es irgendeine Eintragung davor? Mir ist nichts aufgefallen, als ich die Karte heute

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