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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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reagiert?«
    »Pounds? O Gott, er hat eine Mordserektion vor Stolz. Weißt du, was er jetzt tut? Er versucht die Sache so zu deichseln, daß ihm alle drei Aufklärungen angerechnet werden, indem er die Biloxi-Morde in unserer Statistik aufführt.«
    Das überraschte Bosch nicht. Es war eine weitverbreitete Praxis in der Polizei, jeden möglichen gelösten Fall für die Aufklärungsrate anzurechnen. Im Airbag-Fall handelte es sich eigentlich nicht um Mord. Es war ein Unfall. Aber weil sich der Tod bei der Ausübung eines Verbrechens ereignet hatte, konnte dem Komplizen der Tod seines Partners nach kalifornischem Recht zur Last gelegt werden. Da der Komplize wegen Mordes verhaftet worden war, wußte Bosch, daß Pounds vorhatte, die Zahl der geklärten Morde um einen zu erhöhen. In der Spalte der geschehenen Morde würde er allerdings nicht das gleiche tun, weil der Airbag-Tod ein Unfall war. Dieser kleine statische Zweisatz würde der allgemeinen Mordaufklärungsrate des Hollywood-Reviers Auftrieb geben. In den letzten Jahren drohte sie immerhin ständig unter fünfzig Prozent zu sinken.
    Aber die geringfügige Verbesserung durch den Buchführungstrick reichte Pound wohl nicht, und er plante offensichtlich dreist, die zwei Biloxi-Morde ebenfalls in der Aufklärungsstatistik aufzuführen. Schließlich konnte man ja argumentieren, daß seine Mordeinheit zwei weitere Fälle geklärt hatte. Indem er also drei gelöste Fälle hinzurechnete, verbesserte er sowohl die allgemeine Aufklärungsrate immens – als auch sein Image als Commander einer Ermittlungsabteilung. Bosch ahnte, daß Pounds über sich und seine Tagesleistung entzückt war.
    »Er sagte, unsere Rate würde um sechs Punkte steigen«, fuhr Edgar fort. »Der Mann ist rundum zufrieden, Harry. Und mein neuer Partner ist glücklich, daß er seinen Boß befriedigen konnte.«
    »Ich will nichts mehr hören.«
    »Das dachte ich mir. Also, was machst du, um dich zu beschäftigen – außer Autos auf dem Freeway zu zählen? Du mußt dich zu Tode langweilen, Harry.«
    »Eigentlich nicht«, log Bosch. »Letzte Woche habe ich die Veranda repariert. Diese Woche werde ich …«
    »Harry, glaub mir, du verschwendest Zeit und Geld. Das Bauamt wird dich in dem Haus entdecken und mit einem Tritt hinausbefördern. Dann reißen sie es ein und schicken dir die Rechnung. Dein Haus und deine Veranda werden am Ende vom Sperrmüll abgeholt.«
    »Ich habe mir einen Anwalt genommen.«
    »Und was kann er tun?«
    »Weiß ich nicht. Ich lege gegen den Abrißbescheid Einspruch ein. Er macht Grundstücksrecht und sagt, er kann es richten.«
    »Hoffentlich. Trotzdem meine ich, du solltest es abreißen und von vorne anfangen.«
    »Ich habe noch nicht im Lotto gewonnen.«
    »Es gibt Katastrophenhilfe von der Bundesregierung. Du könntest ein Darlehen beantragen und …«
    »Ich habe einen Antrag gestellt, Jerry. Aber mir gefällt mein Haus, wie es ist.«
    »Okay, Harry. Ich hoffe, dein Anwalt kann was ausrichten. Also, ich muß jetzt los. Burns will ein Bier im Short Stop trinken. Er wartet dort.«
    Das letztemal, als Bosch im Short Stop war – einer Kaschemme für Polizisten in der Nähe der Polizeischule und des Dodger Stadions – hingen noch die Aufkleber ›ICH UNTERSTÜTZE CHIEF GATES‹ an der Wand. Für die meisten Cops war Gates Schnee vom vergangenen Jahr, aber im Short Stop tranken die Oldtimer und erinnerten sich an eine Polizei, wie sie nicht mehr existierte.
    »Viel Spaß, Jerry.«
    »Mach’s gut, Mann.«
    Bosch lehnte sich gegen einen Unterschrank und trank sein Bier. Er kam zu dem Schluß, daß Edgar ihm durch die Blume mitgeteilt hatte, daß er sich für die andere Seite entschieden hatte und Bosch seinem Schicksal überließ. Das war okay. Edgar war sich selbst am nächsten. Er mußte in einer gefährlichen Welt überleben. Bosch konnte ihm das nicht übelnehmen.
    Bosch betrachtete sich im Glas der Backofentür. Sein Spiegelbild war dunkel, er konnte jedoch seine Augen und seine Kinnlade erkennen. Er war vierundvierzig und sah in mancher Hinsicht älter aus. Sein lockiges braunes Haar war noch voll, aber wie sein Schnurrbart ergraute es allmählich. Seine schwarzbraunen Augen wirkten müde und stumpf. Seine Haut hatte den käsigen Teint eines Nachtwächters. Noch war er nur schlank, aber manchmal hingen ihm die Kleider am Leib, als hätte er sie von der Heilsarmee bekommen oder gerade eine schwere Krankheit durchgemacht.
    Er riß sich von seinem Spiegelbild los und holte sich

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