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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Die Gerichtsmedizinerin hob vorsichtig den Arm der Toten an. Die Gelenke ließen sich ohne Probleme bewegen. »Meiner Einschätzung nach ist sie höchstens zwei Stunden tot. Aber das ist natürlich noch nicht amtlich. Außerdem vermute ich, dass sie von hinten stranguliert wurde. Möglicherweise im Stehen. Sie ist eine
kleine, zierliche Person. Für jemanden mit normaler Körperkraft war das kein Problem. Danach hat der Mörder sie aufs Bett gelegt. Hindrapiert, sozusagen.«
    »Sie hatte sich schick gemacht,« sagte LaBréa nachdenklich. »Geschminkt, ihre Perücke aufgesetzt. Wollte sie ausgehen? So kleidet sich doch normalerweise niemand an einem regnerischen Oktobersonnabend.«
    »Vor allem nicht schon morgens.«
    LaBréa hob vorsichtig den Rocksaum des Kleides hoch. Wäsche und Strumpfhose der Toten schienen nicht in Mitleidenschaft gezogen. Fragend sah er Brigitte an.
    »Sieht nicht so aus, als wäre sie vergewaltigt worden, oder?«
    »Das ist auch mein erster Eindruck«, erwiderte diese. »Aber ich will erst die Autopsie abwarten. Man kann nie wissen. Heutzutage ist alles möglich.«
    La Brea gab ihr Recht. Noch einmal betrachtete er den Leichnam und fragte sich, wer und aus welchem Grund an einem Sonnabendmorgen eine alte Frau erwürgen sollte? Er atmete tief durch.
    »Dein persönlicher Eindruck, Brigitte?«
    Die Gerichtsmedizinerin wiegte nachdenklich den Kopf.
    »Na ja, wenn du mich so direkt fragst - ich denke, sie kannte ihren Mörder. Oder ihre Mörderin. Auch für eine Frau wäre es nicht schwer gewesen, sie zu töten, so zierlich, wie das Opfer ist. Keine Kampfspuren,
soweit ich feststellen kann. Ganz offensichtlich hat sie sich nicht gewehrt. Und wenn, dann nur ganz schwach.«
    »Das deckt sich mit meiner Vermutung. Die Tür wurde nicht aufgebrochen. Wahrscheinlich hat sie den Mörder hereingelassen, möglicherweise sogar erwartet.«
    »Ich kann dir mehr sagen, wenn wir ihre Fingernägel auf Hautpartikel und Faserspuren untersucht haben.«
    LaBréa nickte. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Warum bringt jemand eine alte Frau um? In dieser Wohnung fehlt augenscheinlich nichts, und ein Sexualdelikt scheidet wohl auch aus.«
    Brigitte zuckte nur mit den Schultern und gab ihren Leuten Anweisung, den Leichnam fortzuschaffen.

10. September 2001
    Die Zeit strich durchs Zimmer, nimmersatt und geräuschlos. Es war kein richtiges Zimmer. Eher eine Behausung. Ein verschlag. Eine Schlafstatt. Ein Dach überm Kopf. Ein wenig Schutz in einer Welt, in der für ihn kein Platz reserviert worden war.
    Mit weit aufgerissenen Augen lag er da und starrte in die Dunkelheit, die sich wie ein Schlund öffnete. Von fern drangen die immer gleichen Geräusche an sein Ohr. Manchmal kamen sie näher, dann entfernten sie sich wieder.
    Die Luft war heiß und stickig, obwohl der Sommer zu Ende ging.
    September. Eine Nacht im September. Eine Nacht wie viele andere in seinem Leben.
    Wie viel Uhr mochte es sein? Er wusste es nicht, wollte es auch nicht wissen. Vor einer Weile war die Tür ins Schloss gefallen. Er hatte sich schlafend gestellt, als der Besucher sich über ihn beugte und sein stinkender Atem über seine Wangen strich wie ein giftgetränktes Tuch. Nachdem der Mann gegangen war, ertönten wenig später Dollys Schritte auf dem Holzfußboden. Sie ging zum Waschbecken, drehte den Hahn auf.

    Er öffnete die Augen einen Spalt. Dolly wandte ihm den Rücken zu. Die weit ausgeschnittene Bluse glitt von ihren Schultern, die im Dunkeln seltsam schimmerten. Wie immer trug sie keinen Büstenhalter. Reglos beobachtete er sie. Dolly zog die Nase hoch und räusperte sich, als sie sich mit routinierten Bewegungen unter den Achseln und zwischen den Beinen wusch. Dann wurde der Wasserhahn abgedreht, und sie griff nach dem Handtuch, das auf dem Hocker neben dem Becken lag.
    »Bist du wach?«, fragte sie ihn, doch ihre Stimme klang so, als erwarte sie keine Antwort. Und so antwortete er auch nicht, schloss nur rasch die Augen und tat weiter so, als schliefe er.
    Ihre Schritte entfernten sich.
    Er drehte sich zur Wand und seufzte. Etwas musste geschehen.
    Er hörte, wie sie die Flasche aufschraubte. War es die zweite oder die dritte an diesem Tag? Billiger Fusel vom Discounter an der Ecke. Von draußen drangen die gewohnten Geräusche herein und mischten sich mit der Musik von der Kassette.
    Endlich schlief er ein.
     
    Als er am Morgen erwachte, saß Dolly am Küchentisch und reagierte kaum, als er sich zu ihr gesellte. Er beobachtete sie und

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