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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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schätzte ihre Stimmung ein. Ihre Augen blickten müde und resigniert aus schmalen
Schlitzen. Die Schminke auf ihrem Gesicht war verlaufen, ihr Lippenstift verschmiert. Sie roch nach Schnaps und den typischen Ausdünstungen einer Frau.
    »Such gleich als Erstes in den Abfalleimern«, sagte sie mit schleppender Stimme. Er schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. »In der Zone, da findest du massenhaft Zeugs. Komm ja nicht ohne irgendwas zurück!«
    Er blickte durchs Fenster. Dichte Nebelschwaden verstellten die Sicht auf die Umgebung.
    September. Sommerende.
    Ein grauer, schrecklicher Tag. Ein Tag wie jeder andere in seinem Leben. Ohne Hoffnung, ohne Aussicht auf Besserung.
    Etwas musste geschehen.

3. KAPITEL
    D raußen brach das Unwetter los. Blitze zuckten, und der Donner schien ganz nah. Regen platschte gegen die Scheiben, der gleich darauf in Hagel überging. Die feinen Körner tanzten auf den Fensterbrettern, ein übermütiges Geräusch, wie bei einem Glasperlenspiel. Am Tatort wurde es so dunkel, dass man das Licht anschalten musste.
    Im Portemonnaie der Toten, das in der Handtasche lag, fand sich nur Kleingeld.
    Claudine hatte im Kleiderschrank einen Stapel aus Chiffonschals und Seidentüchern entdeckt. LaBréa warf einen Blick darauf und sagte: »Das geht alles ins Labor. Die sollen das auf Hautpartikel untersuchen, die nicht vom Opfer stammen, und auf Faserspuren.«
    Die beiden Fahrer des Leichenwagens trugen den silberfarbenen Sack mit der Ermordeten aus der Wohnung. Brigitte Foucart zog den Overall und die Gummihandschuhe aus und reichte LaBréa zum Abschied die Hand.
    »Also, Maurice. Ich mache mich gleich an die Arbeit. Spätestens heute Abend rufe ich dich an.«
    »Danke, Brigitte.«
    Der Paradiesvogel rief seinen Chef in die Küche.

    »Hier«, sagte er und zeigte auf den Esstisch in der Mitte des Raums. Dort lag ein Strauß roter Nelken, noch in Klarsichtfolie eingewickelt. Hatte die Tote jemanden besuchen und Blumen mitnehmen wollen? Oder hatte der Mörder ihr den Strauß überreicht? Aus irgendeinem Grund waren die Blumen nicht ins Wasser gestellt worden, wirkten jedoch noch ganz frisch. LaBréa mochte keine Nelken. Er verabscheute ihren intensiven, fast erdigen Duft. Außerdem galten Nelken in einigen Ländern als Todesblumen. In Mexiko beispielsweise. La Brea erinnerte sich, etwas Ähnliches einmal gelesen zu haben.
    »Die Blumen müssen ebenfalls ins Labor«, sagte er zu Jean-Marc und ging hinüber ins Wohnzimmer. Auf der Biedermeieranrichte entdeckte er mehrere Fotos. In einem großen Silberrahmen steckte das Porträt eines Mannes mit würdevollem, ernstem Gesicht. Ein Bild aus einer anderen Zeit. Der Mann trug Anzug, Weste und Vatermörder. Sein Schnurrbart wirkte gepflegt; vor dem linken Auge glänzte ein Monokel. Das Foto trug eine Widmung: »Für meine Tochter Griseldis, in Liebe, Dein Vater«.
    Weitere Fotos zeigten ein kleines Mädchen mit einer großen Schleife im Haar auf einer Schaukel sitzend. Nach der Kleidung zu urteilen, handelte es sich nicht um ein Foto der Ermordeten aus Kindertagen. Die Tochter von Griseldis Geminard? Das war zu vermuten. Daneben ein Foto dieses Kinds als junges Mädchen.
LaBréa stellte eine gewisse Ähnlichkeit mit der Toten fest, insbesondere um die Augen herum. Ein weiteres Foto zeigte die Familie: Tochter, Mutter undwie LaBréa annahm - Vater Geminard, ein Mann mit Halbglatze und schwarzer Hornbrille. Während das Mädchen unbekümmert in die Kamera lachte, wirkten die Eltern steif und eher einander abgewandt.
    Gleich neben den Fotos stand ein modernes Transistorradio mit Kassettendeck. LaBréa öffnete es und nahm die Kassette heraus. Er betrachtete das Label. Musettewalzer, interpretiert von einem bekannten Akkordeonspieler. In einer Schublade der Anrichte befanden sich noch drei weitere Kassetten dieser Art. Was den Musikgeschmack betraf, nichts Ungewöhnliches für eine alte Frau.
    In einem Seitenfach lagen zwei schwarze Aktenordner. LaBréa nahm sie und setzte sich auf einen der Sessel. Aus den Unterlagen ergab sich in Umrissen die Biografie der Toten. Ein leichtes Puzzle, ohne große Überraschungen oder Sensationen. Ein durchschnittliches Leben, stichwortartig dokumentiert in Urkunden, Versicherungsscheinen, behördlichen Schreiben, im Familienstammbuch. LaBréa sah die Unterlagen genauer durch.
    »Ihr Geburtsname war Bliss«, sagte er zu Jean-Marc, der ihm gefolgt war und die Schublade des Couchtisches durchsuchte. »Der Vater besaß eine Druckerei. Bis

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