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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Perser im Osten, die Sarazenen und Afrikaner im Süden. Wir haben ganz einfach nicht die Kraft, sie abzuwehren. Allzu viele Landstriche sind verwüstet. Und dann die Streitereien der Kirche mit dem Staat. Beamte und Statthalter füllen sich die eigenen Taschen, meistens zum Schaden der Allgemeinheit. Die Männer, die weit genug weg sind von der Front, verachten die sie beschützenden Soldaten. Das Kaiserreich löst sich bereits auf. Es wird nicht so schnell zusammenbrechen – vielleicht währt es sogar länger als unser beiden Leben –, aber es wird zusammenbrechen, und wir werden sehen, wie es dahingeht.«
    Ich war zutiefst betroffen. »Athanasios hat einmal zu mir gesagt, die Welt ist ein dunkler Ort, und nichts in ihr ist ewig, nicht einmal das Kaiserreich. Aber er sagte auch, wir könnten den Stempel Gottes auf der Welt nie ganz auslöschen. Und das menschliche Leben sei durchwirkt von Ewigkeit.«
    »Wann hat er das gesagt?«
    »In Carragines. Als ich krank war. Vielleicht war es nur ein Traum. Aber wie auch immer, ich habe gehört, wie er es gesagt hat, und ich glaube, es stimmt. Selbst wenn das Kaiserreich jetzt zerfällt, überdauert vielleicht doch etwas, was das Beste an ihm war. Vielleicht geht es auch noch nicht zu Ende. Die Patienten, deren Zustand am verzweifeltsten erscheint, erholen sich bisweilen und leben noch viele Jahre lang.«
    »Aber du glaubst, daß das Kaiserreich alt ist und wahrscheinlich bald stirbt.«
    Ich sah auf meinen Weinbecher, dann blickte ich wieder zu Athanaric auf.
    Er beobachtete mich gespannt. »Der Tod ist etwas Trauriges«, erwiderte ich. »Selbst der Tod eines Tieres. Wir aber sprechen über das große Kaiserreich. Und doch dauert es vielleicht fort; selbst wenn dies nicht der Fall ist, es müssen schließlich alle Dinge auf Erden sterben, und wir müssen uns darein ergeben und das Beste aus dem Leben machen, solange es uns gehört.«
    Gudrun kam herein und nahm den fast unberührten ersten Gang fort und brachte den zweiten: Wildschwein in Pfeffersoße.
    »Was wollen wir jetzt tun?« fragte ich, als wir zu essen begannen.
    Er zuckte die Achseln. »Genau das, was du sagst, nehme ich an. Wir gehen nach Bithynien. Wir treffen in aller Eile die Vorbereitungen für unsere Hochzeit, und wir entscheiden, wo wir leben wollen. Trotzdem werde ich dich erst einmal verlassen müssen; ich werde allerhand zu tun haben. In einem Notfall wie diesem kann ich meine Pflichten nicht vernachlässigen. Der Hof wird Kuriere benötigen, und wir dürfen den Kontakt mit dem Westreich nicht lockern. Du kannst solange im Haus deines Bruders warten und damit anfangen, dein Hospital zu gründen.«
    Ich verstand, aber ich war nicht einverstanden. Das heißt, ich war nicht damit einverstanden, solange unverheiratet im Haus meines Bruders zu leben. »Athanaric«, sagte ich ernst , »geh heute nacht nicht ins Präsidium zurück.«
    Er sah mich an, seine Augen waren im Schein der Lampe von einer wunderbaren Tiefe, seine Lippen waren leicht geöffnet. Er wußte, was ich meinte. »Wir brauchen die offizielle Bestätigung«, erwiderte er unsicher.
    »Ich brauche dich«, erwiderte ich. »Ich will niemand anderen heiraten, und ich will mich von niemand anderem fragen lassen, ob ich eine Jungfrau und frei für ihn bin. Das Ehegesetz ist nicht so streng; wir sind verheiratet, sobald wir zusammenleben.«
    »Zusammenleben? Im Augenblick leben wir alle beide nirgends. Wir sind wie Eisvögel, die vor dem Sturm über das Wasser gleiten. Das ist keine Grundlage, auf der du einen Ehevertrag abschließen kannst.« Aber er beobachtete mich weiterhin; gespannt, hungrig.
    »Dann schließ den Vertrag ab, sobald wir in Bithynien sind. Ich verspreche dir, daß Thorion keinen Ärger machen wird – zumindest nicht, nachdem ich mit ihm gesprochen habe. Aber wir müssen einmal Zusammensein, bevor du irgendwo anders hingehst.«
    Plötzlich stand er auf und kam um den Tisch herum, um sich neben mich auf die Ruhebank zu setzen. »Du hast recht«, sagte er und küßte mich.
    Und wir beendeten unsere Mahlzeit, aber nur weil ich darauf bestand und meinte, wir hätten es beide unbedingt nötig, etwas zu essen. Dann rief ich meine Sklaven zusammen und sagte ihnen, Athanaric sei mein Gemahl und bliebe über Nacht. Sie strahlten und gratulierten uns – sie waren sowieso halb betrunken, da sie ihre bevorstehende Freiheit feierten, und waren weit davon entfernt, über irgend etwas überrascht zu sein, was ihre unberechenbare Gebieterin zu tun

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