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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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und starrte sie an. Keiner der Männer hatte sie kommen hören. Sie waren vollkommen mit sich und den verbotenen Stellen ihrer Körper beschäftigt, wo sie sich zu Emelies wachsendem Entsetzen gegenseitig liebkosten.
    Sie schnappte nach Luft. Sie merkten, dass sie da war. Karl hob den Kopf, und für eine Sekunde sahen sie sich in die Augen.
    »Das ist Sünde!« Die Worte der Bibel glühten in ihrem Herzen. Sie hatte in der Heiligen Schrift von diesen Dingen gelesen, aber sie waren verboten. Karl und Julian würden Unheil und Verdammnis über sich selbst, über sie und Gustav bringen. Wenn sie keine Buße taten, würde Gott alle verfluchen, die auf Gråskär lebten.
    Karl sagte immer noch nichts, aber er schien direkt durch sie hindurchzusehen und zu wissen, was sie dachte. Seine Augen wurden kalt, und sie hörte die Toten flüstern. Sie rieten ihr zur Flucht, aber ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Sie war unfähig, den Blick von den nackten und verschwitzten Leibern loszureißen.
    Die Stimmen wurden lauter, und jemand schien sie anzustoßen, bis sie sich wieder bewegen konnte. Sie raste die Treppe hinunter und nahm weinend ihren Sohn auf den Arm. Mit ungeahnten Kräften rannte sie mit ihm los, ohne zu wissen, wohin. Hinter sich hörte sie die schnellen Schritte von Karl und Julian. Ihnen würde sie niemals entkommen. Sie sah sich hastig um. Das Haus war auch kein sicherer Zufluchtsort. Selbst wenn sie es bis hinein schaffte und die Tür hinter sich verriegelte, konnten die Männer das verwitterte Türblatt leicht zerschmettern oder durch ein Fenster ins Haus eindringen.
    »Emelie! Bleib stehen«, brüllte Karl.
    Einerseits wollte sie genau das tun. Stehen bleiben und aufgeben. Wäre es nur um sie gegangen, hätte sie es wahrscheinlich auch getan, aber Gustav zuliebe, der auf ihrem Arm verängstigt schluchzte, lief sie weiter. Sie gab sich nicht der Illusion hin, dass sie ihn verschonen würden. Gustav hatte seinem Vater nie etwas bedeutet. Er war nur entstanden, um Karls Vater zu besänftigen und ihn davon zu überzeugen, dass alles seine Ordnung hatte.
    Sie hatte schon lange nicht mehr an Edith gedacht, die in den Jahren auf dem Hof ihre Vertraute gewesen war. Sie hätte auf ihre Warnungen hören sollen, war aber jung und naiv gewesen und hatte nicht verstehen wollen, was ihr nun vollkommen klar war. Julian war der Grund dafür gewesen, dass Karl damals Hals über Kopf vom Leuchtturmschiff zurückgekehrt war. Dann zwang man ihn, die Erstbeste zu heiraten. Selbst die Magd war gut genug, um das Ansehen der Familie zu retten. Es lief alles wie beabsichtigt. Der Jüngste machte ihnen keine Schande, und es kam nie zum Skandal.
    Doch Karl führte seinen Vater hinters Licht. Heimlich nahm er Julian mit auf die Insel. Er riskierte sogar, sich erneut dem väterlichen Zorn auszusetzen. Kurz ertappte sich Emelie dabei, dass sie Mitleid mit ihm empfand, aber dann hörte sie wieder die Schritte hinter sich und erinnerte sich an all die harten Worte und die Schläge in der Nacht, als Gustav entstanden war. Es wäre nicht nötig gewesen, sie so schlecht zu behandeln. Mit Julian hatte sie kein Mitgefühl. Sein Herz war schwarz, und er hatte sie von Anfang an nur gehasst.
    Niemand konnte sie jetzt noch retten, doch Emelie rannte weiter. Wenn Karl ihr allein gefolgt wäre, hätte sie ihn vielleicht besänftigen können. Er war ein anderer Mensch gewesen, bevor man ihn zwang, mit einer Lüge zu leben. Aber Julian würde sie niemals entkommen. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie auf der Insel sterben würde. Sie und Gustav würden die Insel nie mehr verlassen.
    Hinter ihr fuchtelte eine Hand herum und packte sie beinahe an der Schulter. Sie duckte sich genau im richtigen Moment, als hätte sie hinten Augen. Die Toten halfen ihr. Sie rieten ihr, zum Strand zu rennen, zum Wasser, das so lange ihr Feind gewesen war und nun ihre Rettung sein würde, das fühlte sie.
    Mit ihrem Sohn im Arm lief Emelie geradewegs ins Wasser. Es umschloss ihre Beine, und nach ein paar Schritten wurde sie langsamer. Gustav klammerte sich an ihren Hals, schrie aber nicht mehr, sondern war ganz still geworden, als ob er verstanden hätte.
    Hinter sich hörte sie, dass Karl und Julian auch ins Wasser stürmten. Sie hatte einen Vorsprung von einigen Metern und rannte weiter ins Tiefe. Als das Wasser ihr bis an die Brust reichte, bekam sie beinahe Panik. Sie konnte ja nicht schwimmen. Das Wasser umfing sie jedoch, begrüßte sie sanft und versprach ihr

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