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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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nämlich habe den Himmel in bessere Räume nach Finnland verlegt. Laut Moses war Pirjeri ein außerordentlich fähiger Gott, der viel bewirkt hatte. Unter anderem hatte er die Entstehung des dritten Weltkrieges verhindert und den frommen Tieren einen eigenen Himmel eingerichtet.
    Der Allmächtige tobte. Mit welcher Berechtigung hatte sein finnischer Stellvertreter seinen Himmel aus der alten, gewohnten Umgebung an eine andere Stelle verlegt? Und wo waren die Engel? War Ryynänen verrückt geworden, oder war er dem Satan verfallen?
    In seinem Zorn war Gott streng und ernst. Auf der Stelle begab er sich unter Moses’ Führung nach Kerimäki.
    Gottes Zorn legte sich ein wenig, als er am Ziel ankam. Die winterliche Seenlandschaft war, von oben betrachtet, wirklich schön. Die waldigen kleinen Inseln und die zahlreichen Landzungen und Buchten wirkten im weichen Licht des Wintertages malerisch. Auf dem Eis des großen Sees saßen hier und dort Männer mit Pelzmützen andächtig beim Eisangeln.
    Schön war auch die Kirche, dazu überraschend groß. Sie war voller Engel. Erstmals sah Gott alle seine Engel in einem Raum beieinander. Er musste zugeben, dass die Kirche auf ihre Art vielleicht praktischer und für himmlische Zwecke besser geeignet war als das alte Nonnenkloster in Bulgarien. Der heilige Petrus wachte von der Kanzel aus über die Engelsschar, und der Erzengel Gabriel residierte am Altar. Auf der Empore saß eine Reihe von Heiligen. Die Engel in den Kirchenbänken wirkten zufrieden. Alles schien in Ordnung zu sein.
    Gottes Zorn erlischt jedoch nicht so leicht, und so begab er sich zusammen mit Moses und den Kanzleichefs in den Glockenturm zu Pirjeri. Die Begegnung war kühl. Pirjeri erntete nicht den erwarteten Dank, stattdessen war die Rede von Eigenmächtigkeiten des Stellvertreters.
    Es wäre wahrscheinlich bei einer Gardinenpredigt geblieben, hätte nicht der Erzengel Gabriel noch einen weiteren belastenden Punkt angeführt. Ein Indianer-Engel aus Südamerika hatte nämlich von einem neuen sechsbeinigen Tier berichtet, das Pirjeri Ryynänen geschaffen hatte. Die Geschöpfe, drei an der Zahl, hatten zur Verwunderung der anderen Tiere im Dschungel herumgetollt. Der Indianer hatte um Rat gefragt, wie er sich zu den Wesen verhalten sollte. Auf diese Weisewar das Geheimnis der Neuschöpfung ans Licht gekommen.
    Das war zu viel für Gott.
    Er wünschte die neuen Wesen sofort zu sehen, und so musste Pirjeri ihn wider Willen in den Dschungel am Amazonas führen.
    »Trek, trek, tsuit!«, schrien Pirjeris Geschöpfe und kamen herbeigerannt, um mit ihrem Schöpfer zu schmusen.
    Ihr liebevolles Gebaren stimmte Gott allerdings nicht milde. Im Gegenteil, er hielt sie für Missgestalten. Vor allem kritisierte er die sechs Beine. Er selbst hatte es seinerzeit für wichtig erachtet, die Lebewesen vierbeinig zu machen, einzige Ausnahme waren die Menschen und die Vögel, für die zwei Beine reichten, da sie ja Arme oder Flügel hatten.
    »Verehrter Herrscher, Sie haben doch immerhin den Tausendfüßler geschaffen. Außerdem kann ich viele Wesen Ihrer Schöpfung ebenfalls nicht als gelungen bezeichnen. Besonders misslungen ist Ihnen vor allem der Mensch«, erkühnte sich Pirjeri zu erwidern.
    Die kleinen Wesen witterten Gottes Feindseligkeit. Sie begannen zu knurren, und als Gott sich ihnen näherte, bissen sie ihm in die Wade und pinkelten ihm ans Bein.
    Gott tobte. Er stürzte sich auf die Tiere und packte sie. Pirjeri rief:
    »Nicht töten!«
    Der Ruf ließ Gott innehalten. Er wandte sich Pirjeri zu und verkündete mit ruhiger Stimme sein Urteil:
    »Pirjeri Ryynänen. Ich muss dir eine Mitteilung machen. Ich breche meinen Urlaub ab. Du bist nicht länger mein Stellvertreter auf Erden. Amen.«
    Pirjeri fand Gottes Urteil unangemessen. Seine Arbeit hatte nur vom Herbst bis Weihnachten gedauert, viele große Vorhaben blieben nun unvollendet. Irgendwie war er jedoch auch über seine Kündigung erleichtert. Er hatte gelernt, dass Gutes seine Zeit brauchte und dass der ständige Kampf gegen das Böse undankbar und ermüdend war. Also sagte er:
    »In der Kürze liegt die Würze.«

33
    Pirjeri Ryynänen las Eija Solehmainen das Matthäusevangelium vor. Es war Weihnachtsabend, der Tisch in der kleinen Zweizimmerwohnung war mit den traditionellen finnischen Weihnachtsgerichten gedeckt, Kerzen brannten.
    Pirjeris Ton war ein wenig bitter, als er die Freudenbotschaft von der Geburt Jesu verkündete. Ansonsten war er andächtig, wie es

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