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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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stiegen, in ihre Richtung. Molly schnitt ihnen Grimassen.
    »Das hilft auch nichts, Molly.«
    »Ach, die können mich doch mal. Fans wollen immer was von einem. Und das können sie haben, ich hab ja meine Seele.«
    »Das ist aber wirklich großzügig.«
    »Wenn du kein Fan wärst, würde ich dich das hier nicht machen lassen.«
    »Bin ich aber. Sogar ein großer Fan.« In Wahrheit hatte er noch nie von ihr gehört, bis er zum ersten Mal gerufen wurde, um sie aus H. P.'s Cafe zu schaffen, wo sie auf die Espressomaschine losgegangen war, weil diese nicht aufhören wollte, sie anzustarren.
    »Niemand versteht das. Alle wollen was von einem und saugen einen aus, bis nichts mehr von einem übrig ist. Selbst die Medikamente saugen einen aus. Kapierst du auch nur ansatzweise, wovon ich rede?«
    Theo schaute sie an. »Ich leide unter einer solchen Angst vor der Zukunft, daß ich kaum einen Gedanken fassen, geschweige denn funktionieren kann, wenn ich nicht mit Drogen und der guten alten Vogel-Strauß-Taktik dagegenhalte.«
    »Herrgott, Theo, du bist echt am Arsch.«
    »Danke.«
    »Du kannst nicht rumlaufen, und so 'n Kram in der Gegend rumposaunen.«
    »Mach ich sonst ja auch nicht. Aber heute war 'n harter Tag.«
    Er bog in den Fly Rod Trailer Court ein: zwanzig schäbige Wohnwagen, die sich am Ufer des Santa Rosa Creek duckten, der nach dem langen, trockenen Sommer kaum noch Wasser führte. Ein Kiefernwäldchen begrenzte die Siedlung zur Hauptstraße hin und entzog sie so den Blicken der Touristen. Der Wirtschaftsrat des Ortes hatte dem Besitzer zur Auflage gemacht, das Schild am Eingang abzuhängen. Die Fly-Rod-Wohnwagensiedlung war eines der schmutzigen kleinen Geheimnisse von Pine Cove, und es wurde gut gehütet.
    Theo hielt vor Mollys Trailer an. Es war ein Original-Fünfziger-Jahre-Modell mit Jalousien an den Fenstern und Roststreifen, die sich vom Dach herunterzogen. Er half Molly aus dem Wagen und nahm ihr die Handschellen ab.
    Theo sagte: »Ich fahre jetzt zu Val Riordan. Soll sie in der Apotheke anrufen und für dich was bestellen?«
    »Nein, ich hab an Medikamenten alles, was ich brauche. Ich mag den Kram zwar nicht, aber ich hab ihn.« Sie rieb ihre Handgelenke. »Warum gehst du zu Val? Bist du am Durchdrehen?«
    »Schon möglich, aber diesmal ist es dienstlich. Denkst du, du kommst klar?«
    »Ich muß meinen Text lernen.«
    »Ach so.« Theo wollte schon gehen, doch er drehte sich noch einmal um. »Molly, was hast du acht Uhr morgens überhaupt im Slug verloren?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Wenn der Kerl im Slug einer von hier gewesen wäre, wäre ich jetzt mit dir auf dem Weg zur Nervenklinik, ist dir das klar?«
    »Es war kein Anfall. Er wollte mich aussaugen.«
    »Laß dich für 'ne Weile im Slug nicht mehr blicken. Bleib zu Hause. Außer zum Einkaufen, okay?«
    »Du wirst nicht mit der Klatschpresse reden?«
    Er reichte ihr seine Visitenkarte. »Wenn dich das nächste Mal jemand aussaugen will, ruf mich an. Ich hab immer das Handy dabei.«
    Sie zog ihren Pullover hoch und steckte die Karte in den Bund ihrer Gymnastikhose. Den Pullover immer noch hochhaltend, drehte sie sich um und ging wiegenden Schrittes auf ihren Trailer zu. Dreißig oder fünfzig - an ihrer Figur war jedenfalls nichts auszusetzen. Theo schaute ihr nach, als sie so dahinschritt, und vergaß für einen Moment, wer sie war. Ohne sich umzudrehen, sagte sie: »Und was ist, wenn du's bist, Theo? Wen soll ich dann anrufen?«
    Theo schüttelte den Kopf, wie ein Hund, dem Wasser ins Ohr gelaufen ist, krabbelte in den Volvo und fuhr davon. Ich bin schon zu lange solo, dachte er.
     

-2-
    DAS SEEUNGEHEUER
    Die Kühlrohre des Kernkraftwerks Diablo Canyon waren aus bestem rostfreiem Stahl. Vor der Montage waren sie mit Röntgenstrahlen und Ultraschallgeräten untersucht und Druckkammertests ausgesetzt worden, um sicherzugehen, daß sie niemals bersten würden. Nachdem sie zusammengeschweißt worden waren, wurden auch die Schweißnähte mit Röntgenstrahlen untersucht und Belastungstests unterzogen. Und so strahlte der radioaktive Dampf aus dem Inneren des Reaktorkerns seine Hitze an die Kühlrohre ab, die diese wiederum in den mit Seewasser gefüllten Kühlwassertank ableiteten, welches sicher in den Pazifik gepumpt wurde. Allerdings hatte beim Bau von Diablo ein ziemlicher Termindruck geherrscht, bedingt durch die Hysterie infolge der Energiekrise in den siebziger Jahren. Angetrieben von Geldgier und Kokain arbeiteten die Schweißer doppelte

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